Metal Gear Solid Delta: Snake Eater gehört zu jenen Spielen, die man eigentlich nicht mehr anfassen müsste, weil das Original so fest unseren Köpfen verankert ist. Konami hat es trotzdem getan und das legendäre Abenteuer von Naked Snake in die Gegenwart geholt. Schon nach wenigen Minuten merkte ich, dass ich hier nicht irgendein austauschbares Stealth-Spiel in den Händen halte, sondern ein Werk, das bereits vor zwanzig Jahren Geschichte geschrieben hat. Der Dschungel ist dichter, die Figuren wirken lebendiger, die Technik moderner. Gleichzeitig bleibt das Herzstück in meinen Augen unverändert. Mehr dazu erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater – Eine Reise zurück in die Zeit des Kalten Krieges
Die Handlung von Metal Gear Solid Delta: Snake Eater ist unverändert geblieben. Das bedeutet, sie spielt im Jahr 1964, kurz nach der Kubakrise, inmitten der Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion. Ihr schlüpft in die Rolle von Naked Snake, einem Spezialagenten, der im Auftrag der CIA in sowjetisches Territorium eindringt. Seine Mission scheint zunächst simpel zu sein. Er soll den Wissenschaftler Sokolov retten, der an einer neuartigen Superwaffe arbeitet. Doch wie es für ein Kojima-Spiel typisch ist, ist nichts so einfach, wie es zuerst klingt.
Nach den ersten Einsätzen offenbart sich ein Netz aus Verrat, Intrigen und persönlichen Konflikten. Snake muss erkennen, dass seine ehemalige Mentorin The Boss nun auf der gegnerischen Seite steht. Aus dieser Konstellation entwickelt sich ein Spannungsbogen, der bis heute seinesgleichen sucht. Das Spiel schafft es, persönliche Emotionen mit politischen Machtkämpfen zu kombinieren. Die Beziehung zwischen Snake und The Boss ist das Zentrum der Geschichte. Sie gibt den Geschehnissen eine menschliche Tiefe, die weit über die übliche Agentenaction hinausgeht.
Besonders beeindruckend ist, wie sich die Figuren entwickeln. Snake ist hier nicht der allwissende Superheld, sondern ein Soldat, der Fehler macht, der überrascht wird und der an seinen eigenen Idealen zweifelt. Diese Menschlichkeit macht ihn nahbar und unterscheidet ihn von späteren Versionen der Figur Big Boss. Auch die Nebenfiguren tragen dazu bei. Ocelot, damals noch ein junger Draufgänger, zeigt bereits die Anlagen, die ihn später zu einem der ikonischsten Charaktere der Reihe machen. Volgin, der brutale Antagonist, ist eine Mischung aus Karikatur und realer Bedrohung. Und die Cobra-Einheit, bestehend aus überzeichneten, fast surrealen Bossgegnern, bietet eine unverwechselbare Mischung aus Faszination und Abscheu.
Die Geschichte von Metal Gear Solid Delta: Snake Eater bleibt unverändert, aber das Remake sorgt dafür, dass wir sie noch intensiver erleben. Die Kameraeinstellungen, die scharfen Gesichter und die dichte Vegetation lassen die Szenen auf mich noch eindringlicher wirken. Auch die alten Synchronsprecher sind wieder dabei. Gerade David Hayter als Snake verleiht dem Ganzen eine nostalgische Note, die viele Veteranen sofort erkennen werden.
Besonders gelungen ist, dass Metal Gear Solid Delta: Snake Eaterdie Zwischensequenzen nicht nur in höherer Qualität präsentiert, sondern sie auch mit dezenten technischen Effekten untermalt. Schattenwürfe und kleine Details wie Schweißperlen oder Schlammflecken bleiben bestehen, wenn ihr in die nächste Cutscene übergeht. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Film noch stärker. Zudem ist auffällig, wie nah sich die Entwickler an den ikonischen Kameraperspektiven orientiert haben. Jeder Schwenk, jede Nahaufnahme von The Boss oder Ocelot ist eine bewusste Hommage an Kojimas ursprüngliche Vision. Für Neueinsteiger wirkt das frisch, für Veteranen ist es ein Fest der Wiedererkennung.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater – Gameplay zwischen Tradition und Moderne
Das Herzstück von Metal Gear Solid Delta: Snake Eater bleibt das Stealth-Gameplay. Schon 2004 war es einzigartig, wie Snake nicht nur Feinden ausweicht, sondern auch mit der Natur interagieren muss. Das Spiel zwingt euch dazu, Nahrung zu sammeln, Verletzungen selbst zu behandeln und Tarnungen zu wechseln. Diese Mechaniken sind im Remake erhalten geblieben, wurden aber durch moderne Menüs und Shortcuts verbessert.
Ein Beispiel. Früher musste man das Spiel pausieren, wenn man seine Tarnung ändern wollte. Mit dem Steuerkreuz lässt sich das Schnellmenü blitzschnell aufrufen. Dort seht ihr sofort, welche Kombination aus Kleidung und Gesichtsbemalung am besten zum aktuellen Terrain passt. Auch das Heilen wurde vereinfacht. Verletzungen wie Schusswunden oder Knochenbrüche werden zwar immer noch detailliert behandelt, aber der Zugang ist schneller und intuitiver.
Die größte Veränderung bringt die Wahl zwischen zwei Steuerungsarten. Wer die Nostalgie sucht, entscheidet sich für den klassischen Stil mit fester Kamera und altbekannten Steuerungswegen. Wer es moderner will, spielt im neuen Stil, der stark an Metal Gear Solid 4 erinnert. Die Kamera ist frei beweglich, ihr könnt euch während des Zielens bewegen und Schleichbewegungen gehen flüssiger von der Hand. Ich habe den Großteil meiner Spielzeit im neuen Stil verbracht und gemerkt, wie sehr sich das Spielgefühl verändert. Alles wirkt vertrauter, näher an heutigen Standards, ohne den Charme des Originals zu zerstören.
Dabei ist es interessant, wie stark das haptische Feedback des PS5 DualSense-Controllers ins Spiel integriert wurde. Wenn Snake über trockene Äste schleicht, spürt ihr ein leichtes Knacken im Trigger, beim Abfeuern einer schweren Waffe hingegen einen deutlichen Widerstand. Selbst die Vibrationen sind fein abgestimmt. Ein tiefes Grollen lässt den Boden beben, wenn ein Panzer vorbeifährt, während ein sanftes Zittern den Wind im Gras spürbar macht. Diese subtilen Details lassen euch tiefer in den Dschungel eintauchen und für mich einer der eindrucksvollsten Neuerungen.
Trotzdem gibt es noch Momente, in denen man merkt, dass hier ein Spielgerüst aus den frühen 2000er Jahren verwendet wird. Manche Animationen sind zu lang und lassen sich nicht abbrechen. Wenn Snake einen Gegner packt und ihn mühsam ins Gebüsch zieht, kann das Tempo des Spiels darunter leiden. Auch CQC, also der Nahkampf, ist nicht immer so präzise wie ich es mir wünschen würde. Doch das sind Schwächen, die eher Veteranen auffallen. Neulinge werden damit gut leben können, weil der Rest des Gameplays so stark bleibt.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater – Die Kunst der Bosskämpfe
Die Bosskämpfe gehören seit jeher zum Herzstück der Serie. Kaum ein anderer Teil hat sie so einzigartig umgesetzt wie Snake Eater und das Remakebringt diese Momente originalgetreu zurück.
Jeder Boss der Cobra-Einheit hat ein eigenes Thema. The End, ein uralter Scharfschütze, zwingt euch zu einem Geduldsspiel, das sich über eine Stunde ziehen kann. Oder ihr entscheidet euch für eine kreative Abkürzung, indem ihr ihn schon vorher ausschaltet. The Fear bewegt sich wie ein Spinnenwesen durch die Bäume, was für eine Mischung aus Grusel und Staunen sorgt. The Pain kontrolliert Insekten und überzieht euch mit einem Schwarm aus Hornissen.
Auch The Fury, ein ehemaliger Kosmonaut mit Flammenwerfer, wirkt im Remake noch bedrohlicher. Die Hitze verzerrt das Bild, Funken fliegen in alle Richtungen, und die engen Gänge des Levels verstärken die Klaustrophobie. The Sorrow wiederum bringt mit seiner Geisterpassage einen der surrealsten Momente der Serie zurück. Metal Gear Solid Delta: Snake Eater nutzt hier geschickt die Audioeffekte der PS5. Flüstern dringt aus verschiedenen Richtungen, und wenn man Kopfhörer trägt, wirkt es, als ob die Geister tatsächlich um einen herumgehen.
Das Remake sorgt mit modernen Effekten dafür, dass diese Kämpfe noch intensiver wirken. Wenn ihr im Sumpf gegen The Pain antretet, dann spürt ihr fast das Summen der Insekten. Wenn ihr euch im Wald gegen The End bewegt, dann ist die Vegetation so dicht, dass man fast das Gefühl hat, selbst zwischen den Bäumen zu kauern.
Und dann ist da noch der finale Kampf gegen The Boss. Dieser Moment ist so stark, dass er auch nach zwanzig Jahren noch Gänsehaut erzeugt. Metal Gear Solid Delta: Snake Eater verändert hier nichts. Die Bewegungen, die Choreografie, die emotionale Wucht, alles bleibt so wie früher. Aber die neue Grafik hebt es auf ein Level, das selbst Veteranen erneut fesselt.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater – Neuer Glanz dank Unreal Engine 5
Konami setzt bei Metal Gear Solid Delta: Snake Eater auf die Unreal Engine 5 und das sieht man sofort. Die Wälder sind voller Details. Lichtstrahlen brechen durch die Baumkronen, Gras bewegt sich, wenn ihr euch hindurchschleicht, Regen prasselt realistisch auf Snakes Kleidung. Auf der PS5 Pro läuft das Spiel meist stabil mit 60 Bildern pro Sekunde. Es gibt Ausnahmen, wenn viele Effekte gleichzeitig auftreten, aber die Performance bleibt insgesamt überzeugend.
Interessant ist, dass Metal Gear Solid Delta: Snake Eater bei der PS5 Pro keine klassische Wahl zwischen Performance- und Qualitätsmodus bietet. Stattdessen scheint Konami einen Mittelweg gewählt zu haben. Die Texturen sind hochauflösend, gleichzeitig bleibt die Bildrate weitgehend stabil. Lediglich in Explosionen oder bei besonders vielen Gegnern auf dem Bildschirm kann es Framerate-Drops und Ruckler kommen. Wer von einem modernen Remake absolute Perfektion erwartet, wird das bemerken, aber es bleibt auf einem Niveau, das nie frustrierend wirkt
Die Charaktermodelle sind stark überarbeitet. Manche Figuren wirken unglaublich lebensecht, andere hingegen etwas unheimlich. Gerade Ocelot und The Boss sehen an bestimmten Blickwinkeln leicht seltsam aus, fast zu glatt. Das liegt wohl daran, dass die alten Sprachaufnahmen beibehalten wurden. Wenn übertriebene Dialoge aus realistischen Gesichtern kommen, entsteht manchmal ein Bruch. Trotzdem ist es faszinierend, wie detailreich die Gesichter animiert sind.
Auch der Sound verdient Lob. Das Rascheln der Blätter, die Schreie von Vögeln, das Brummen eines entfernten Helikopters, all das sorgt für eine Atmosphäre, die einen regelrecht in den Dschungel hineinzieht. Die Musik bleibt ikonisch. Der Song „Snake Eater“ ist erneut dabei, diesmal sogar in einer neu aufgenommenen Version. Persönlich gefällt mir die alte Interpretation etwas besser, weil sie mehr Schwung hatte. Aber beide Versionen transportieren dieses spezielle James-Bond-Feeling, das das Spiel schon immer begleitet hat.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater – Nostalgie und Moderne im Vergleich
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater geht einen ungewöhnlich konservativen Weg. Während viele Remakes große Veränderungen wagen, bleibt hier fast alles beim Alten. Das sorgt für Diskussionen. Einerseits bekommt man die wohl beste Version von Metal Gear Solid 3, ohne dass etwas verschlimmbessert wurde. Andererseits fehlt es an Überraschungen. Wer das Original mehrfach durchgespielt hat, wird kaum Neues entdecken.
Und dennoch liegt genau darin auch eine stille Aussage von Konami. Dieses Remake ist nicht als Neuschöpfung gedacht, sondern als ein Denkmal, fast schon als musealer Beitrag zur Spielegeschichte. Man spürt die Ehrfurcht vor Hideo Kojimas Werk in jeder Szene. Selbst kleine Bugs aus dem Original wurden zum Teil absichtlich beibehalten, weil sie Teil des Spielerlebnisses waren. Ob das die richtige Entscheidung ist, muss jeder für sich bewerten. Für Puristen ist es ein Glücksfall, für Spieler, die Innovation erwarten, wirkt es dagegen fast schon zu vorsichtig.
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater – Eine Herausforderung für Jeden
Wie schon im Original gibt es jede Menge Gründe, Metal Gear Solid Delta: Snake Eater mehrmals zu spielen. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade fordern euch heraus, und die ganz harten Spieler probieren sich an „Europäisch Extrem“. Wer es lockerer will, kann auf „Sehr Leicht“ einsteigen und sich fast schon durch die Level spazieren.
Dazu kommen Extras wie das Minispiel „Snake vs Monkey“, das auch in Metal Gear Solid Delta: Snake Eaterenthalten ist, oder das geheimnisvolle „Guy Savage“. Xbox-Spieler bekommen sogar eine Variante mit Bomberman. Außerdem gibt es ein neues Foto-Feature, mit dem ihr besondere Momente festhalten könnt. Und natürlich die Jagd nach Sammlerstücken wie Kerotan-Figuren oder speziellen Filmrollen. All das sorgt dafür, dass Metal Gear Solid Delta: Snake Eater auch nach dem ersten Durchlauf noch motiviert.
Ein weiteres Highlight ist der neue Multiplayer-Modus Fox Hunt, der allerdings erst nach Release per Update nachgereicht wird. Erste Eindrücke deuten auf eine Mischung aus Versteckspiel und klassischem Deathmatch hin, nur eben mit MGS-typischen Gadgets. Sollte Konami das gut umsetzen, könnte Fox Hunt ein langfristiger Faktor für den Wiederspielwert werden. Außerdem motivieren die freischaltbaren Outfits. Snake im Tuxedo durch den Dschungel zu schleichen, mag absurd sein, aber genau solche Momente machen den Reiz aus.
Fazit:
Metal Gear Solid Delta: Snake Eater ist ein Remake, das sich nicht in radikalen Veränderungen verliert, sondern den Kern eines Klassikers bewahrt. Aus meiner Sicht bleibt die Geschichte eine der besten, die je in einem Videospiel erzählt wurde. Das Gameplay wirkt dank moderner Steuerung frischer, die Technik setzt den Dschungel spektakulär in Szene.
Es gibt kleine Macken. Manche Animationen sind zu lang, einige Figuren wirken leicht unheimlich und wer schon alles im Original gesehen hat, erlebt kaum Überraschungen. Doch das ändert nichts am Gesamtbild. Metal Gear Solid Delta: Snake Eater ist die bisher beste Möglichkeit, Snake Eater zu erleben.
Für Neulinge ist es ein perfekter Einstieg in die Serie. Für Veteranen ist es ein Wiedersehen mit einer Legende. In beiden Fällen zeigt das Spiel, warum Hideo Kojimas Werk bis heute so verehrt wird.