Ein erster Blick in die Schatten von Ninja Gaiden 4
Bevor wir uns tiefer in die blutgetränkte und unbarmherzige Welt der High-Speed-Ninja-Action von Ninja Gaiden 4 stürzen, fassen wir die wichtigsten Fakten im Überblick zusammen.
| Kategorie | Details |
| Spieltitel | Ninja Gaiden 4 |
| Entwickler | Platinum Games (in Zusammenarbeit mit Team Ninja) |
| Publisher | Xbox Game Studios |
| Plattformen | PC, PS5, Xbox Series X/S |
| Erscheinungsjahr | 2025 |
| Setting | Cyberpunk-Tokio, Hightech-Basen, Dämonen-Dimension („Zwischenerde“) |
| Hauptfigur | Yakumo (Raben-Clan), Ryu Hayabusa |
| Genre | Charakter-Action, Action-Adventure, Hack-and-Slay |
| Besonderheiten | 120 FPS Performance-Modus(PS5), Obliteration-System (Zerstückelung), „Blutwaffen“-Modi, Purgatorien (Herausforderungsarenen) |
| Gameplay | High-Speed-Nahkampf, Parier- & Konter-System, Bosskämpfe, lineare „On-Rails“-Passagen, Platforming |
| Storythemen | Kampf gegen ein uraltes Übel (Schwarzer Drache), Dämonen-Invasion, Clan-Rivalitäten |
| Spieldauer | ca.17+ Stunden (19 Kapitel) |
| Schwierigkeitsgrade | Stark skalierbar (von „Helden-Modus“ mit Auto-Block bis „Meister-Ninja“) |
| Besonderes Merkmal | Extrem tiefes, schnelles Kampfsystem im starken Kontrast zu linearem Leveldesign; starkes haptisches Feedback (DualSense) |
Von PlatinumGames, den gefeierten Meistern der stilvollen Charakter-Action, wird mit Ninja Gaiden 4 ein neues, bahnbrechendes Kapitel in einer Saga aufgeschlagen, die seit Jahren als klinisch tot galt. Statt uns auf altbekannte Pfade zu führen, entführt uns diese Reise direkt in ein neon-getränktes, gnadenloses Cyberpunk-Tokio. Willkommen in einer Welt, in der die perfekte Parade über Leben oder Tod entscheidet und Sekundenbruchteile eine ganze Kampfarena definieren.
Ihr begebt euch auf die Mission des neuen Protagonisten Yakumo, die den Kern des Erlebnisses bildet. Von Euch wird verlangt, das enorme Tempo und die brutale Effizienz der Dämonen zu meistern, die einzigartigen Charakteristiken der verschiedenen Blutwaffen zu erlernen und Eure Fähigkeiten ununterbrochen zu entfesseln, um in den Arenen zu überleben.
Brutal und intensiv präsentiert sich die serientypische Atmosphäre von Ninja Gaiden 4. Aus dem Donnern dämonischer Angriffe, dem Klang kreuzender Klingen und dem Gefühl, von einer unerbittlichen Übermacht gejagt zu werden, entsteht eine faszinierende wie fordernde Kulisse. Eure Kontrahenten sind dabei nicht einfach nur KI-Gegner; sie sind intelligente und aggressive Dämonen, die in Gruppen angreifen, euch gnadenlos flankieren und selbst aus dem Off-Screen mit Projektilen bombardieren, die euch mitten aus der Luft reißen.
Unter der Federführung von PlatinumGames und Team Ninja beweist Ninja Gaiden 4, wie eine etablierte Formel durch die Fusion zweier Philosophien neu belebt werden kann. Ihre volle immersive Wirkung entfaltet die Action auf der PS5 bzw. PS5 Pro, angetrieben von einer beeindruckenden technischen Präsentation im 120-FPS-Modus.

Ninja Gaiden 4 – Worum geht es?
Um es unmissverständlich auszudrücken: Die Geschichte von Ninja Gaiden 4 dient lediglich als Vorwand. Sie ist ein hauchdünnes Gerüst, um den Spieler von einer Kampfarena zur nächsten zu schieben. Faktisch ist kein erzählerisches Gewicht vorhanden. Der neue Protagonist, Yakumo vom Rabenclan, soll vier Siegel in verschiedenen Teilen der Welt brechen, um einen uralten Dämon zu bändigen. Mehr braucht es nicht,und mehr bekommt man auch nicht.
Sämtliche Charaktere bleiben in Ninja Gaiden 4 blass und generisch. Yakumo selbst mangelt es über die gesamte Spieldauer an jeglicher Tiefe oder Entwicklung. Etablierte Charaktere verkommen zu substanzlosem Fan-Service. Ayane beispielsweise hat einen Auftritt mit drei Zeilen Dialog, die nichts zur Handlung beitragen, bevor sie wieder verschwindet.
Es ist schade, dass die Erzählung nicht ganz überzeugen kann. PlatinumGames versucht sichtlich,mehr Geschichte zu vermitteln als Team Ninja es früher tat, trifft damit aber leider nicht immer ins Schwarze. Die Story wirkt oft etwas nebensächlich und kann sich manchmal sogar zu einem kleinen Störfaktor entwickeln. Gerade die ständigen Funksprüche der Begleiter reißen einen mitunter aus den intensivsten Kämpfen, da ihre Kommentare für das unmittelbare Geschehen oft wenig relevant wirken.
Technisch unterstrichen wird dieser Mangel an Feinschliff durch die Zwischensequenzen. Diese sind oft aufwendig animiert,laufen aber in auffallend niedriger Bildrate ab. Ein Umstand, der einen nicht nur aus der sonst so flüssigen 120-FPS-Präsentation reißt, sondern auch dafür sorgt, dass freigeschaltete alternative Outfits in den wichtigsten Story-Momenten nicht angezeigt werden.

Ninja Gaiden 4 – Eine Symphonie aus Blut und Stahl
Doch dann ist da der Kampf. An dieser Front entpuppt sich Ninja Gaiden 4 als unangefochtenes Meisterwerk.
Was PlatinumGames hier in Zusammenarbeit mit Team Ninja geschaffen hat,ist nichts Geringeres als eines der besten, tiefgründigsten und befriedigendsten Kampfsysteme, die wir jemals erleben durften. Im Performance-Modus auf der PlayStation 5 Pro strebt das Spiel 120 Bilder pro Sekunde an und hält diese Marke stabil.
Hier findet eine perfekte Fusion der beiden Studio-Philosophien statt: die unerbittliche Aggressivität von Team Ninja trifft auf die chirurgische Präzision von PlatinumGames. Glücklicherweise ignoriert das Spiel die Fehltritte von Ninja Gaiden 3 und besinnt sich voll auf die Stärken von Ninja Gaiden 2.
Was sind die Kernmechaniken des Kampfsystems?
Das Fundament des Systems in Ninja Gaiden 4 bilden vier herausragende Mechaniken:
- Parieren und Ausweichen: Ein perfekt getimter Block bricht die Haltung des Gegners, während ein perfektes Ausweichen kurz die Zeit für einen verheerenden Konter verlangsamt.
- „Obliteration“-Mechanik: Das Abtrennen von Gliedmaßen ist eine Kernmechanik. Ein verwundeter Feind ist offen für einen „Auslöschungs“-Angriff, der Ressourcen füllt.
- „Essenz“-System: Besiegte Gegner lassen rote Orbs (Lebensenergie) fallen. Alternativ können diese Essenzen absorbiert werden, um die berühmten „Ultimate Techniques“ (UTs) aufzuladen. Dies fördert taktische Planung inmitten des Chaos.
- „Blutwaffen“ (Bloodraven-Form): Als Ersatz für Ninpo besitzt jede von Yakumos Waffen einen alternativen Feuermodus. Diese „Blutraben“-Form muss bewusst eingesetzt werden, um Feinde in die Luft zu befördern, sich zu positionieren oder die Verteidigung von Feinden zu durchdringen.
Im brillanten Kniff des Systems liegt das Ressourcen-Management. Sowohl die Bloodraven-Leiste (Magie) als auch die Berserker-Leiste (Ultimate) füllen sich extrem schnell, verfallen aber nach jedem Kampf wieder.
In der Praxis bedeutet dies, dass wir gezwungen werden unser volles Arsenal in jedem einzelnen Kampf zu entfesseln. Die Zeiten, in denen man Ressourcen für Bosse aufsparte, sind vorbei. Ninja Gaiden 4 verlangt in jedem Gefecht die volle Eskalation und belohnt pure, ununterbrochene Aggression.
Sobald dieses System bei uns „klickt“ und wir den „Flow“-Zustand erreichen, offenbart sich uns ein unvergleichliches Spielgefühl. Hervorragend unterstützt der DualSense-Controller dieses Gefühl: Wir spüren bei jeder Parade einen harten „Kick“ und jeder Finisher lässt uns das Knacken von Knochen fast spürbar werden.
Ninja Gaiden 4 meistert den Spagat zwischen Neulingen und Veteranen. Während der „Helden-Modus“ automatisches Blocken erlaubt, warten auf der anderen Seite „Schwer“ und der freischaltbare „Meister-Ninja“-Modus.

Ninja Gaiden 4 – Wenn das Meisterwerk Risse bekommt
Meine Begeisterung für das Kampfsystem ist offensichtlich. Diese Begeisterung ist jedoch nicht blind, denn je länger wir spielten, desto mehr Risse zeigten sich in der perfekten Fassade. Ninja Gaiden 4 wirkt „unreif“.
Das erste Problem sind die neuen Defensiv-Mechaniken. Das Parieren durch perfektes Blocken oder Ausweichen ist zwar befriedigend,stellt aber gleichzeitig die größte Schwäche des Balancings dar. Diese Kontermöglichkeiten sind so mächtig, dass sie die taktische Tiefe der Essenz-Kettenreaktionen untergraben. Belohnt wird hier fast schon mehr das reaktive Tastendrücken als die taktische Vorausplanung.
Dem Entwicklerteam schien dieses Ungleichgewicht bewusst gewesen zu sein. Als Gegengewicht implementierten sie ein System, bei dem Yakumos Verteidigung bricht,wenn er zu viele Angriffe hintereinander abwehrt. Eine gute Idee, die jedoch völlig zunichte gemacht wird, da sich diese Limitation durch ein simples Upgrade im Skill-Tree problemlos und permanent aufheben lässt.
Welche weiteren Balancing-Probleme gibt es?
Abgesehen von der übermächtigen Defensive offenbaren sich drei weitere Design-Schnitzer:
- Problem 1: „Health Point-Schwämme“: Etwa zur Hälfte des Spiels wirft Ninja Gaiden 4 uns größere, bullige Monster entgegen. An diesem Punkt bricht die Eleganz des Kampfsystems zusammen. Sie besitzen gigantische Lebensbalken und sind oft immun gegen das Zerstückelungs-System. Der Kampf degeneriert zu einem profanen „Hit and Run“.
- Problem 2: Willkürliche Zerstückelung: Das System wirkt frustrierend willkürlich. Bei einem Gegner trennt ein einziger Hieb ein Bein ab, beim nächsten, identischen Gegner schlagen drei volle Kombos fehl. Es mangelt an jener Konsistenz, welche die alten Teile auszeichnete.
- Problem 3: Die unausbalancierte Fernkampfwaffe: Yakumo schaltet magisch-mechanische Arme frei, die als Fernkampfwaffe dienen. Diese Waffe ist nicht nur stark, sie ist fundamental unausbalanciert. Wir haben Bosskämpfe erlebt, in denen wir frustriert zu dieser Waffe wechselten und den Boss vom anderen Ende der Arena aus mit Spam-Attacken besiegten. Das untergräbt die eigentliche Philosophie von Ninja Gaiden vollkommen.
Diese Waffe offenbart, dass sich PlatinumGames nicht entscheiden konnte: Wollen sie das knallharte Präzisionsspiel für Veteranen oder das zugängliche Spektakel für die Masse? Der Versuch, beides zu vereinen, wirkt sich negativ auf das eigene Kampfsystem aus.

Ninja Gaiden 4 – Auf Schienen durch ein totes Tokio
Die Mängel in der Spielbalance sind jedoch nichts im Vergleich zu dem, was abseits der Kämpfe wartet. Das Leveldesign von Ninja Gaiden 4 ist leider ein ziemlicher Fehlgriff. Es gehört nicht zu den Stärken, die wir bei einem Vollpreis-Titel dieser Größenordnung erwarten würden.
Während die ersten Kapitel in den verregneten Straßen Tokios dank starker Art Direction noch stimmungsvoll wirken, bröckelt die Fassade sofort. 90 Prozent des Spiels bestehen aus den immer gleichen Umgebungen, die sich auf nur vier Hauptgebiete verteilen:
- Graue Hightech-Basen
- Matschige Höhlensysteme (die aus einem PS3-Launchtitel stammen könnten)
- Triste, zerstörte Stadtteile
- Ein monotones Waldgebirge, durch das man vier Kapitel am Stück läuft
Der Begriff „Level“ ist dabei fast schon übertrieben. Es handelt sich um extrem lineare Level, in denen Erkundung nicht stattfindet. Die Struktur beschränkt sich auf rechteckige Korridore, die in riesigen, leeren Arenen oder auf breiten Treppen münden.
Das Encounter-Design ist unfassbar repetitiv und nutzt die Stärken des Kampfsystems fast nie aus. Statt uns wie in Ninja Gaiden 2 mit einer Überladung an Feinden zu fordern, wirft uns das Spiel meist nur dieselbe Konstellation aus drei oder vier Feinden vor die Füße. Diese Gefechte sind durch die überpowerten Konter-Mechaniken leichter als jemals zuvor und fühlen sich wie eine langweilige Beschäftigungstherapie an.
Den Entwicklern schien diese Monotonie bewusst zu sein, denn sie versuchten, die gähnende Leere mit noch mehr „Abwechslung“ zu kaschieren. Diese sogenannten Abwechslungen entpuppen sich jedoch als vollkommen sinnbefreit:
- Rails-Grinding
- „Ninja-Surfboard“-Passagen über Wasser
- Wingsuit-Flugpassagen
Statt echter Herausforderung hält der Spieler lediglich eine Taste gedrückt und lenkt minimal. Diese Sektionen bieten weder Spannung noch spielerischen Mehrwert. Sie sind Füllmaterial der übelsten Sorte und unterbrechen den fantastischen Kampffluss.
Selbst die Platforming-Einlagen sind misslungen. In einem derart linearen Spiel markiert PlatinumGames allen ernstes jede Kante, an der man hochklettern kann, mit gelber Farbe. Dies ist eine überflüssige Hilfestellung, die den Spieler unterfordert.
Die einzigen Lichtblicke im Level-Nirwana sind die optionalen, versteckten Schreine (auch „Fegefeuer“-Portale genannt). Dies sind reine Kampf-Herausforderungen. Hier,und nur hier, wirft das Spiel fünf bis zehn Minuten lang so viele Gegner auf einmal auf den Spieler, wie man es sonst nur aus Ninja Gaiden 2 kennt. Diese Schreine sind der einzige Ort, an dem das Spiel seine Stärken ohne den Ballast des Leveldesigns ausspielen darf.
Ein weiteres Manko ist das Checkpoint-System. Das Spiel speichert oft vor einem Shop-Terminal. Kauft man dort Heil-Items oder verteilt Skillpunkte und stirbt in der nächsten Arena, wird man vor den Shop zurückgesetzt. Alle Einkäufe und Upgrades müssen in einer frustrierenden Schleife wiederholt werden.

Ninja Gaiden 4 – Der Verrat des Drachen
Das Leveldesign war bereits ein klarer Schwachpunkt, doch im letzten Drittel des Spiels ließ die Qualität leider noch weiter nach.
Das Marketing und die Verpackung sind voll von Ryu Hayabusa. Das ganze Spiel über warteten wir auf den Moment, den legendären Drachen-Ninja zu steuern. Und dieser Moment kommt. Nach etwa 14 Kapiteln endet Yakumos Geschichte vorerst und wir übernehmen die Kontrolle über Ryu.
Die Ernüchterung folgt auf dem Fuße, denn man spielt die exakt gleichen Level noch einmal. Rückwärts. Das ist kein Scherz. PlatinumGames wiederholt hier den wohl umstrittensten Designgriff von Devil May Cry 4. Die Probleme dieser Design-Entscheidung sind gravierend:
- Pures Recycling: Man läuft als Ryu durch dieselben sterilen Korridore und dieselben vier Hauptgebiete, die man gerade als Yakumo verlassen hat.
- Recycelte Kämpfe: Man kämpft gegen dieselben Gegnergruppen und, schlimmer noch, dieselben Bosse. Es gibt eine Szene, da besiegt man einen Boss als Yakumo. Schnitt. Flashback. Als Ryu tötet man denselben Boss drei Minuten später nochmal.
- Fragwürdiger DLC-Köder: Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, verfügt Ryu während dieser Kapitel nur über sein Katana. Eine zweite Waffe für ihn? Die wurde bereits als Teil eines kostenpflichtigen DLCs angekündigt.
Das wirkt nicht wie besonders durchdachtes Gamedesign. Es fühlt sich eher wie eine simple Methode an, die Spielzeit künstlich zu strecken. Das ist eine Vorgehensweise, wie wir sie schon länger nicht mehr gesehen haben. Das Ganze erweckt fast den Eindruck, als seien gegen Ende die Ressourcen knapp geworden.
Ryu selbst steuert sich zwar fantastisch, vielleicht sogar noch wuchtiger als Yakumo (er nutzt Ninpo-Magie statt Blutwaffen). Doch diese Abschnitte sind eine solch monotone und zähe Angelegenheit, dass sie den Spielspaß leider deutlich schmälern.
Am Ende bleibt also Ninja Gaiden 4 ein Spiel, das bei uns sehr gemischte Gefühle hinterlässt. Es versetzt uns im einen Moment in einen Zustand purer Ekstase, nur um uns im nächsten Moment mit einer solch unglücklichen Design-Entscheidung zu frustrieren, dass wir den Controller am liebsten weglegen möchten.
Wer ein reiner Action-Junkie ist, der nichts anderes als das rohe, pure Kampfsystem sucht, muss dieses Spiel spielen. Aktiviert den Meister-Ninja-Modus, ignoriert die Fernkampfwaffe und stürzt Euch in die versteckten Schreine. Dort, in diesen reinen Kampf-Arenen, glänzt das Spiel wie ein Diamant.
Wer jedoch ein komplettes, rundes Erlebnis erwartet, wird vielleicht nicht ganz zufrieden sein. Ein Abenteuer, ein Comeback, das der legendären Serie vollends gerecht wird, sollte man hier vielleicht nicht erwarten. Ninja Gaiden 4 ist wie eine brillante, aber noch ungeschliffene Klinge ohne Griff. Es ist fantastisch anzusehen, aber man merkt schnell die vielen Ecken und Kanten, wenn man versucht, es zu halten.
Fazit
Ninja Gaiden 4 ist ein absolutes Muss für jeden Hardcore-Action-Fan und gleichzeitig ein Titel, der in anderen Bereichen stark abfällt. Die Zusammenarbeit von PlatinumGames und Team Ninja hat eines der tiefgründigsten, schnellsten und befriedigendsten Kampfsysteme der letzten Generation hervorgebracht. Auf der PS5 Pro in 120 FPS ist das ein spielbarer Adrenalinrausch, der in Sachen Präzision und Aggressivität seinesgleichen sucht.
Dieser brillante Kern ist jedoch in ein Gerüst aus weniger durchdachten Design-Entscheidungen gehüllt. Eine eher nebensächliche Story und blasse Charaktere treffen auf ein sehr lineares, repetitives und wenig inspiriertes Leveldesign. Zudem greift das Spiel auf offensichtliches Recycling von Level und Bossen zurück, um die Spielzeit zu strecken, was besonders im lange erwarteten Ryu-Hayabusa-Abschnitt deutlich wird. Gepaart mit unglücklichen Design-Entscheidungen, wie einer stark vereinfachenden Fernkampfwaffe, hinterlässt Ninja Gaiden 4 einen gemischten Eindruck. Es ist ein ungeschliffenes, noch nicht ganz ausgereiftes Meisterwerk, das an seiner eigenen Identitätskrise und dem Mangel an Feinschliff außerhalb der Kämpfe leidet.
Worum geht es in der Story von Ninja Gaiden 4?
Die Handlung spielt in einem Cyberpunk-Tokio. Ein neuer Protagonist muss ein uraltes Übel aufhalten, das die Stadt mit Dämonen überzieht.
Wer ist der Entwickler von Ninja Gaiden 4?
Das Spiel wurde von PlatinumGames in Zusammenarbeit mit Team Ninja entwickelt.
Spielt man in Ninja Gaiden 4 als Ryu Hayabusa?
Der Hauptprotagonist ist ein neuer Charakter namens Yakumo. Ryu Hayabusa ist erst in späteren Kapiteln spielbar.
Wie lange ist die Spieldauer?
Die Kampagne besteht aus 19 Kapiteln und die Spieldauer beträgt ungefähr 17 Stunden.
Was ist die „Obliteration“-Mechanik?
Dies ist eine Kernmechanik des Kampfsystems. Das Abtrennen von Gliedmaßen macht Gegner verwundbar für sofortige Finisher-Angriffe.
Gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade?
Ja, das Spiel bietet stark skalierbare Schwierigkeitsgrade, von einem „Helden-Modus“ mit automatischer Abwehr bis zum „Meister-Ninja“-Modus.
Wie ist das Leveldesign des Spiels?
Das Leveldesign wird als extrem linear, repetitiv und seelenlos kritisiert („Schlauch-Level“). Es bietet keine Erkundung.
Was sind die „Blutwaffen“?
„Blutwaffen“ sind eine neue Mechanik. Sie bieten alternative Angriffsmodi, die eine spezielle Leiste verbrauchen, welche sich nach jedem Kampf wieder leert.
Welche technischen Merkmale bietet die PS5-Version?
Auf der PlayStation 5 läuft das Spiel in einem Performance-Modus mit stabilen 120 Bildern pro Sekunde (FPS) und nutzt das haptische Feedback des DualSense-Controllers.
Was ist der größte Kritikpunkt an Ninja Gaiden 4?
Neben dem Leveldesign wird das massive Recycling von Levels und Bossen im letzten Drittel des Spiels kritisiert, besonders in den Abschnitten mit Ryu Hayabusa.
Was ist der größte Pluspunkt des Spiels?
Der größte Pluspunkt ist das Kampfsystem. Es wird als eines der tiefgründigsten, schnellsten und befriedigendsten Systeme im Action-Genre beschrieben.
Vom 8-Bit-Meilenstein zur 3D-Legende: Der lange, harte Weg zu Ninja Gaiden 4
Wenn Ihr heute Ninja Gaiden 4 startet und Euch im 120-FPS-Modus durch Dämonenhorden schnetzelt, wirkt es fast wie ein Wunder, dass diese Serie überhaupt noch existiert. Die Wurzeln von Ryu Hayabusas Rachefeldzug reichen bis ins Jahr 1988 zurück. Damals, auf dem NES, war Ninja Gaiden eine Offenbarung. Es war nicht nur ein weiteres schweres Action-Spiel; es war eines der ersten Spiele überhaupt, das eine filmreife Geschichte erzählte. Viele von Euch erinnern sich sicher an das „Tecmo Theater“. Das waren jene dramatischen Anime-Zwischensequenzen, die uns fesselten, bevor uns das Spiel im nächsten Moment mit seiner brutalen Härte wieder auf den Boden der Tatsachen holte.
Diese frühe Ära prägte eine ganze Generation von Spielern auf dem NES. Man diskutierte auf dem Schulhof über den unfairen Respawn der Gegner (jeder hasste diesen Vogel!) oder den unmöglich scheinenden Endboss. Ninja Gaiden war nicht einfach nur ein Spiel, es war eine Prüfung, ein Statussymbol. Wer es durchschaffte, war eine Legende.
Nach der 8-Bit-Ära wurde es still um Ryu. Sehr still. Über ein Jahrzehnt lang war die Marke praktisch tot. Bis ein Mann namens Tomonobu Itagaki und sein Team Ninja die Bühne betraten.
Mit der Power der ersten Xbox kam 2004 die Wiedergeburt. Und was für eine. Ninja Gaiden (2004) war ein Donnerschlag. Es definierte neu, was 3D-Action bedeuten kann. Es war schnell, unfassbar präzise und kompromisslos. In einer Zeit, in der Spiele zugänglicher wurden, war Ninja Gaiden eine stolze, brutale Antithese. Die wahre Rivalität bestand hier zwischen dem Spieler und dem Spiel selbst. Unvergessen sind die Momente, in denen man an Bossen wie Alma verzweifelte, den Controller weglegte, nur um es Stunden später wieder zu versuchen, bis man den „Flow“ fand. Das Spiel wurde mit Ninja Gaiden Black zur Perfektion geschliffen.
Der Höhepunkt dieser goldenen Ära war Ninja Gaiden 2 (2008). Es war schneller, blutiger und ersetzte die chirurgische Präzision des Vorgängers durch pures, glorifiziertes Chaos. Das „Obliteration“-System (das Zerstückeln) war der Kern des Spiels. Es war ein Adrenalinrausch, der bis heute seinesgleichen sucht.
Doch genau auf diesem Höhepunkt folgte die Zäsur. Nach dem Release von Ninja Gaiden 2 kam es zum Bruch. Mastermind Tomonobu Itagaki verließ Team Ninja im Streit. Für die Fans war das ein Schock, der die Serie ins Wanken brachte. Ein Ninja Gaiden ohne Itagaki? Viele waren skeptisch.
Was folgte, war eine Identitätskrise. Ninja Gaiden 3 (2012) versuchte, die Serie „menschlicher“ und „filmreifer“ zu machen. Man wollte einen breiteren Markt ansprechen. Das Ergebnis war eine Enttäuschung für die Hardcore-Fans: Das tiefe Kampfsystem wurde vereinfacht, die Härte reduziert und durch Quick-Time-Events ersetzt. Es fühlte sich an, als hätte man der Serie ihre Seele geraubt.
Team Ninja hörte auf die Kritik und lieferte mit Razor’s Edge eine Art Entschuldigung nach. Es war eine stark überarbeitete Version, die die Brutalität und Tiefe zurückbrachte. Doch der Ruf war beschädigt. Der absolute Tiefpunkt, das Yaiba: Ninja Gaiden Z, ein katastrophales Spin-Off, schien 2014 der letzte Nagel im Sarg zu sein.
Danach herrschte Funkstille. Jahrelang. Ryu Hayabusa war nur noch Gaststar in anderen Spielen (Nioh, Dead or Alive). Die 2021 erschienene Master Collection wirkte wie ein letztes Lebenszeichen, doch sie war für viele Fans ein zweischneidiges Schwert, da sie die umstrittenen „Sigma“-Versionen statt der von vielen bevorzugten Originale (Black und NG2) enthielt.
Die Fans, die mit der Härte des NES aufgewachsen sind und die Perfektion von Black gemeistert haben, warteten. Sie warteten über ein Jahrzehnt auf ein echtes Comeback. Auf ein Spiel, das den Thron der Charakter-Action zurückerobert.
Und jetzt, 2025, ist dieser Moment da. Der Schritt, die Entwicklung an PlatinumGames, die Meister des Genres, mitabzugeben, war ein großes Risiko, aber auch eine riesige Chance. Es ist die Möglichkeit, alte Fehler hinter sich zu lassen und sich auf die reine DNA der Serie zu besinnen: kompromisslose, stilvolle und tiefgründige Action. Ninja Gaiden 4 trägt die Last einer legendären Vergangenheit, aber auch die Hoffnung einer ganzen Generation von Action-Fans, die nie aufgehört hat, an die Rückkehr des Drachen-Ninjas zu glauben.














