Im Test zeigt Yakuza 3 Remastered für PlayStation 4, dass es die ultimative Version für den Westen ist. Neben ehemals geschnittenen Inhalten gibt es zudem eine aufgehübschte Optik und einiges mehr! Warum ihr euch den dritten Ableger nicht entgehen lassen solltet, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen!
In gewisser Weise ist es schon interessant, Yakuza 3 Remastered nach dem Release von Yakuza 6 erneut zu besuchen. Denn beide Spiele haben so einiges gemeinsam. Sowohl Teil 6 als auch Teil 3 konzentrieren sich auf Kiryu als Hauptcharakter. Die meiste Zeit der Story spielt er Aufpasser für „seine“ Kinder anstatt sich um die Belange der Gangster sowie Politiker in Tokyo zu kümmern. Deswegen Teil 3 unter Fans auch mitunter kritisch angesehen. Weil es nicht jedermanns Gusto ist, einen digitalen Papa zu spielen, der Kindern dabei hilft, die Liebe ihres Lebens zu finden oder mit deren Allergien umzugehen. Doch rückblickend zeigt Yakuza 3 Remastered eine der wichtigsten Seiten von Kiryu Kazuma, die viele vielleicht beim Durchspielen der ganzen Reihe so gar nicht wahrgenommen haben.
Yakuza 3 Remastered – 2 Fäuste für die gute Kinderstube
Unbestritten ist hingegen, dass die Geschichte von Yakuza 3 Remastered zu den besten der Serie gehört – gleichauf mit Yakuza 6 und Yakuza 0. Während Teil 4 und 5 sich vielmehr auf Nebenschauplätze und andere Protagonisten konzentrierten, um dann im sechsten Teil fulminant zusammenzufinden, besinnt sich der numerisch dritte Ableger auf seine ganz eigene Linie. Kiryu kümmert sich im Waisenhaus „Morning Glory“ (ja, das ist die echte Übersetzung) um die Waisenkinder, sieht sich jedoch später dazu gezwungen, wieder nach Kamurocho zu reisen. Doch der Grund für seine Handlungen ist immer dieselbe: Um die Kinder zu schützen. Das Leitmotiv des Spiels (und mitunter der Serie) ist Familie. Und genau das verbindet Kiryu mit den Kindern. Beide haben Schwierigkeiten gehabt oder haben sie, herauszufinden, was Familie wirklich bedeutet.
Deswegen ist es auch wenig verwundernd, dass die besten Szenen des Spiels davon handeln, dass Kiryu außerhalb seiner Komfortzone handeln muss. Der ehemals für fliegende Fäuste bekannte Mafioso trägt ein Hawaii-Shirt und „genießt“ das Leben in Okinawa. Natürlich löst Kiryu viele Probleme weiterhin mit roher Kraft, aber spannender ist, wie er sein Bestes versucht, mit den Kindern auf eine Wellenlänge zu kommen. Er vermag es zwar nicht immer die beste Antwort parat zu haben, doch seine Liebe zu ihnen ist es, die dazu führt, dass alle Hindernisse am Ende doch überwunden werden.
Und am Ende des Spiels steht ein phänomenales Ende, das mir bis heute im Kopf geblieben ist und dessen Wirkung heute mehr Wichtigkeit in sich trägt als jemals zuvor. So viel sei allerdings gesagt: Es zeigt die wahre Natur des „Dragon of Dojima“ besser als in jeder anderen Szene der gesamten Reihe und lässt selbst die besten Hollywood-Filme vollkommen verblassen.
Yakuza 3 Remastered – Mehr als nur ein Remaster
Wie der Name bereits suggeriert: Yakuza 3 Remastered hat keine Frischzellenkur erhalten wie Yakuza 1 und 2. Stattdessen dürft ihr euch auf die bekannte Grafik in 1080p und mit 60 FPS freuen. Darüber hinaus gibt es diverse Inhalte, die es in frühere westliche Versionen nicht geschafft haben. Dazu gehört unter anderem der Hostess Club oder eine ganze Menge an Nebenmissionen. Auf der anderen Seite hat das Spiel allerdings auch Federn gelassen, was allerdings völlig verständlich ist. Nebenaufgaben, die heutzutage einen regelrechten Shitstorm auslösen würden, sind raus. Weiterhin hat die Lokalisierung des Spiels eine Rundumerneuerung erhalten und soll nun näher am Original sein. Das trifft allerdings nur bedingt zu, denn an vielen Stellen sind die japanischen Texte sehr frei übersetzt und es kann zu Missverständnissen führen, wenn man der japanischen Sprache mächtig ist.
Der vielleicht wichtigste Punkt des Remasters ist jedoch: Dem Gameplay ist das Alter merklich anzusehen. Und es könnte für viele Neulinge ein regelrechter Schock sein, wenn diese direkt nach Yakuza Kiwami 2 einsteigen. Die 2009er Wurzeln sind an jeder Ecke zu sehen. Das Kampfsystem spielt sich unglaublich steif, lässt die Nuancen von Kiwami 1, 2 und Yakuza 6 vermissen. Auch das Upgrade-System wirkt wahnsinnig antiquiert. Ein anderer Punkt, der mir im Jahr 2019 etwas sauer aufstößt: Es gibt schlicht kein Feature, das nur annährend so ausgearbeitet ist wie das Hostess Club Management in Kiwami 2 (oder Yakuza 0) oder der Immobilienmanager in 0. Selbst die Karaoke-Sessions bieten das absolute Minimum an Features und halten keineswegs mit neueren Releases mit.
Frei von jeder Kritik sind dagegen die Nebenmissionen. Diese gehören auch 10 Jahre nach Release noch zu den besten der Serie. Von Situationskomik bis hin zu einem mysteriösen Mordfall ist quasi alles dabei, was ihr euch vorstellen könnt. Mehr Abwechslung geht fast nicht!