Mit Resident Evil 3 Remake setzt Capcom die 2019 begonnene Serie von Hochglanzremakes seiner legendären Horror-Reihe fort. Im Remake von Resident Evil 3 verschlägt es uns, wie dereinst im Original, in der Rolle von Jill Valentine ins von Zombies überrannte Raccoon City. Wie sich das neueste Remake dabei schlägt, lest ihr in unserem Test.
Resident Evil 3 Remake – Schaurig schöne Spielwelt
Wie schon in Resident Evil 2 schlagen wir uns auch in Resident Evil 3 durch Raccoon City. Ein Virus aus den Laboren des Biowaffenkonzerns Umbrella hat fast alle Bewohner von Raccoon City in blutrünstige Zombies verwandelt. In der Haut des S.T.A.R.S-Mitglieds Jill Valentine gehören wir zu den wenigen Überlebenden, die nur noch das Ziel haben, diesen Horror irgendwie zu überstehen.
Capcom nutzt für Resident Evil 3 dabei die hauseigene RE Engine, die auch schon das Remake von Resident Evil 2 in nie dagewesenem Glanz erstrahlen ließ. Und auch im Remake von Resident Evil 3 haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Nicht nur die Spielwelt, sondern auch die Charaktermodelle sind einfach eine Augenweide. Besonders die gelungenen Lichteffekte sind dabei nochmals hervorzuheben. Im Zusammenspiel mit den gelungenen Soundeffekten entsteht so eine dichte Atmosphäre in Hochglanzoptik.
Aber auch das Leveldesign macht Fortschritte, denn dieses Mal gibt es viel mehr Abwechslung bei den Schauplätzen als im Vorgänger. So durchstreifen wir etwa die Straßen von Raccoon City, die Kanalisation oder auch ein Krankenhaus.
Die verschiedenen Gebiete unterscheiden sich dabei angenehm voneinander. Während beispielweise auf den Straßen teils das pure Chaos herrscht, geht es etwa im Krankenhaus zumeist sehr viel ruhiger zu. Im Vergleich zu Resident Evil 2 mit seiner Polizeistation bekommen wir hier also viel mehr von Raccoon City zu sehen.
Resident Evil 3 – Vertraute Spielmechaniken
Was die grundlegende Spielmechanik betrifft, so werden Kenner der Serie sich sofort heimisch fühlen. Von der Bewegung, über das Zielen bis hin zum nervigen Inventarmanagement, alles ist schon aus früheren Serienablegern bekannt. Neu ist hier lediglich eine Ausweichbewegung. Diese steuert sich aber sehr unpräzise, weshalb wir einiges an Eingewöhnungszeit gebraucht haben, bis wir sie wirklich draufhatten. Im Vergleich zu einigen früheren Serienablegern, in denen Befreiungsaktionen mit Messern oder sogar Granaten möglich waren, ist diese Ausweichbewegung allerdings nur ein schwacher Trost.
Resident Evil 3 Remake – Wer hat Angst vorm Nemesis?
Im Gegensatz zur fast schon gemächlichen Erkundung des Polizeireviers in Resident Evil 2 geht es in Resident Evil 3 ungleich hektischer zu. Das bezeugt direkt der imposante Einstieg, als uns der Nemesis, eine besonders tödliche Biowaffe von Umbrella, um ein Haar die Lichter ausknipst. Die Auseinandersetzung mit dem Nemesis bildet dabei eine Kernkomponente des Spiels. Dieser jagt uns nämlich erbarmungslos durch die ganze Stadt und ist auch noch so gut wie unbesiegbar, sodass wir meistens die Beine in die Hand nehmen müssen, wenn wir überleben wollen. Komplett wehrlos sind wir allerdings nicht. Denn natürlich stehen überall in der Spielwelt explosive Fässer und Stromkästen herum.
Bei Beschuss gibt es dann ein kurzes Effektfeuerwerk, was sogar den Nemesis kurz aufhält. Er erholt sich aber sehr schnell davon, so dass uns in diesen Passagen letztlich trotzdem nur die Flucht bleibt. Es gibt dabei 2 Arten von Fluchtsequenzen. In offenen Fluchtsequenzen verfolgt uns der Nemesis durch die Spielwelt. Diese Passagen sorgen für eine hohe situative Spannung. Manchmal sind die Bewegungsmuster des Nemesis aber auch nicht nachvollziehbar, wenn er uns etwa von hinten verfolgt und plötzlich vor uns aus dem Nichts auftaucht.
Weiterhin gibt es auch geskriptete Fluchtsequenzen. Diese sind meist sehr spektakulär inszeniert, allerdings sind wir hier nur Zuschauer. Leider gibt es keinerlei Reaktionstests o.Ä. über die wir Einfluss auf den Verlauf der Situation nehmen können. Daher kommt hier auch nicht wirklich Spannung auf. Allerdings dürfen wir über den ganzen Ärger mit dem Nemesis die restlichen Gegner nicht vergessen. Denn selbst stinknormale Zombies überraschen uns teilweise mit plötzlichen Bewegungen und haben sie uns erstmal in eine Ecke gedrängt, heißt es oft „Game Over“. Im Vergleich zu Resident Evil 2 erwarten uns in Resident Evil 3 deutlich mehr Gegner und Gegnertypen, sodass wir einen ausführlichen, wenn auch ungewollten, Einblick ins Biowaffenarsenal der Umbrella Corporation erhalten.
Resident Evil 3 – Explosive Hektik
Insgesamt spielt sich Resident Evil 3 deutlich actionlastiger als sein Vorgänger. Das liegt zum einen an der stetigen Bedrohung durch den Nemesis, bei dem zumeist nur die Flucht hilft. Zum anderen liegt das aber auch am zweiten spielbaren Charakter, Carlos. Dieser gehört zum Sicherheitsdienst von Umbrella und in den Passagen, in denen wir die Kontrolle über ihn übernehmen, fliegen nur so die Fetzen. Mit Sturmgewehr und Granaten mähen wir unsere Gegner nieder, sodass sich Resident Evil 3 in diesen Passagen fast wie ein Actiontitel spielt. Capcom versäumt es aber, Carlos Beweggründe schlüssig in die Story einzubauen. Schließlich ist er ein Umbrella-Agent, der sich gegen seinen Arbeitgeber wendet. Hier geht einiges an dramaturgischem Potential verloren, weshalb die Passagen mit Carlos letztlich zwar unterhaltsam, für die Story aber bis auf wenige Ausnahmen nahezu belanglos sind.
In Kombination mit dem durch die ständige Bedrohung durch den Nemesis hohen Grundtempo erzeugt Resident Evil 3, gerade im Vergleich zum Vorgänger, wesentlich weniger Gruselfaktor. Ob einem das gefällt oder nicht, ist nicht zuletzt auch eine Geschmacksfrage. Außerdem gibt es abgesehen von einigen eher anspruchslosen Ausnahmen keine Rätsel im Spiel. Wer gerne grübelt, wird in Resident Evil 3 also leider nicht fündig. Gerade im Vergleich zum Vorgänger geht dadurch auch ein großer Teil der mysteriösen Atmosphäre verloren, die Resident Evil 2 auszeichnete.
Resident Evil 3 – Hier ein bisschen Komfort, da nerviges Mikromanagement
Die Karte ist in Resident Evil 3 eine große Hilfe. Sobald wir nämlich die Karte für den jeweiligen Levelabschnitt finden, werden dort nicht nur alle Räume verzeichnet. Stattdessen gibt die Karte auch Aufschluss darüber, wo es Türen gibt und ob wir diese bereits öffnen können oder nicht. Durch diese Komfortfunktionen lässt sich die Karte einfach nutzen und bietet uns jederzeit einen guten Überblick über die Lage.
Anders sieht die Situation beim Inventar aus. Zum einen müssen wir uns serientypisch mit chronischem Platzmangel herumschlagen. Allein wäre das zwar nervig, aber aus designtechnischer Sicht nachzollziehbar, trägt der ewige Platzmangel doch zum Gefühl der Beklemmung bei, das uns die meiste Zeit begleitet. Dass das Inventarmanagement allerdings in nerviges Mikromanagement ausartet, hat 2 einfache Gründe: Erstens können wir das Inventar nicht automatisch sortieren, so dass wir ständig manuell nachhelfen müssen, damit beispielsweise eine neue Waffe ins Inventar passt. Zweitens können wir gefundene Gegenstände nicht direkt benutzen, weshalb wir so manches Erste-Hilfe-Spray links liegen lassen mussten, weil wir nicht jedes Mal irgendwie Platz dafür im Inventar schaffen wollten. Zwar lassen sich die Inventarplätze durch gefundene Taschen erweitern, trotzdem bleibt das ständige Mikromanagement einfach nervig und stört den Spielfluss.
Resident Evil 3 – begrenzter Widerspielwert
Resident Evil 3 ist eher eine rasante Achterbahnfahrt als ein gruseliges Abenteuer. Das liegt einmal an der Regie, die uns linear von einem Höhepunkt zum nächsten treibt. Die zahlreichen Sequenzen mit dem Nemesis erzeugen zwar bisweilen eine hohe situative Spannung, tragen dadurch aber auch massiv zum Grundgefühl der Hektik in Resident Evil 3 bei. Abseits der Haupthandlung gibt es abgesehen von Munition, Heilutensilien, Schriftstücken und dann und wann neuen Waffen kaum etwas zu entdecken. So flimmert je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad auch bereits nach etwa 5-8 Stunden der Abspann über den Bildschirm. Nach dem ersten Durchgang schalten wir zwar einen Shop frei, in dem wir gegen durch das Abschließen von Herausforderungen erspielte Credits neue Outfits und Waffen freischalten können.
Angesichts der kurzen und sehr linearen Kampagne reicht das allerdings auch nicht, um uns zu einem weiteren Durchgang zu bewegen. Die kurze Spielzeit ist uns auch deshalb ein Dorn im Auge, da Capcom diese eigentlich mit wenig Aufwand hätte verlängern können. Dazu wäre es nur nötig gewesen, die Geschichte des Umbrella-Agenten Carlos konsequenter zu erzählen. Stattdessen treffen wir als Jill an mehreren Stellen des Spiels auf Carlos, der immer relativ unvermittelt von irgendwoher auftaucht. Selbst im Finale ist er auf einmal da, ohne dass auch nur erklärt wird, wie er dahingekommen ist. Nicht nur hätte Capcom hier die Spielzeit etwas strecken können, sondern auch die Dramaturgie hätte davon profitiert, wenn wir mehr über Carlos Weg durch das verseuchte Raccoon City erfahren würden.
Resistance
Mit Resident Evil Resistance erhalten Käufer des Remakes von Resident Evil 3 komplett kostenlos einen Multiplayer im Resident Evil-Universum. Bei Resistance handelt es sich um einen asymmetrischen Multiplayer-Titel, in dem 4 Überlebende unter Zeitdruck aus den Testanlagen von Umbrella fliehen und dabei gegen einen Mastermind antreten müssen. Die Überlebenden müssen dabei auf ihrer Flucht verschiedene Missionsziele erfüllen. So müssen sie unter anderem Schlüsselkarten finden oder Wächterzombies ausschalten, um in den nächsten Bereich der Karte zu gelangen. Für die Überlebenden ist Teamwork dabei überlebenswichtig, da jeder Charakter über spezielle Fähigkeiten verfügt. So gibt es zum Beispiel Hacker oder Nahkampfspezialisten.
Der Mastermind hat hingegen die Kontrolle über die Karte. So kann er die Spieler mittels Überwachungskameras beobachten sowie Fallen, Geschütze und vor allem Gegner platzieren. Besonders cool ist, dass der Mastermind sogar die direkte Kontrolle über platzierte Gegner übernehmen und die Überlebenden dann direkt angreifen kann. Es stehen außerdem vier Masterminds zur Auswahl, die alle unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen, von denen drei allerdings erst freigespielt werden müssen.
Prinzipiell verfolgt Resistance zwar einen guten Ansatz, es gibt aber auch viele nicht wirklich gelungene Aspekte. Zunächst passt es nicht ins Resident Evil-Universum, dass es sich bei den Überlebenden um Teenager(!) handelt, die man eigentlich selbst nur so schnell wie möglich tot sehen will. Uns ist unverständlich, warum nicht etwa ein Team der S.T.A.R.S gegen den Mastermind antritt. Hier macht sich Resistance im Gegensatz zum Hauptspiel ein Stück weit lächerlich. Weiterhin sind die vier Karten sehr schön designt, es sind aber eben nur 4, sodass man sich schnell sattgesehen hat.
Kurzweilige Unterhaltung
Das größte Problem von Resistance ist aber das Balancing, was gerade für asymmetrische Multiplayer die Achillesferse ist. Denn einerseits ist der Mastermind tendenziell übermächtig, da die von ihm platzierten Gegner für die Überlebenden schwer zu besiegen sind. Weiterhin sind die Zeitlimits sehr eng bemessen. Diese können die Überlebenden zwar durch erfolgreiche Angriffe jeweils um einige Sekunden aufstocken. Allerdings raubt auch jeder erfolgreiche Angriff der Zombies wertvolle Sekunden. Auf der anderen Seite ist Teamwork für die Überlebenden, wie bereits gesagt, wirklich überlebenswichtig. Ohne Koordination können sie im Grunde gleich einpacken, da reicht es auch schon, wenn ein Spieler nicht auf der Höhe ist. Wenn ihr Resistance mit Freunden spielt, können die kurzweiligen Partien also durchaus für eine gewisse Zeit unterhalten. Mit fremden Spielern und ohne entsprechende Koordination wird Resistance jedoch regelmäßig zur Frustpartie.
Insgesamt handelt es sich bei Resistance um eine nette, weil kostenlose Dreingabe, die kurzweilige Unterhaltung bietet. Zu einem guten eigenständigen Spiel hätte Resistance allerdings nicht das Zeug. In diesem Sinne sagen wir dazu: einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.