Ich bin ohne große Erwartungen in Death Stranding 2 reingegangen. Einfach schauen, was Kojima diesmal draus gemacht hat. Und dann hat mich dieses Spiel langsam eingesogen und das nicht mit Action oder Spektakel, sondern mit Stille, Fragen und Momenten, die länger nachhallen als gedacht. Mehr dazu erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Death Stranding 2 – Aufbruch ins Unbekannte
Ich weiß nicht, wie oft ich in der Anfangsphase einfach nur dastand und dem Wind lauschte. Diese Welt, irgendwo zwischen dem Lebendigen und dem Verlorenen, ist kein Ort, den man einfach durchquert. Man bewohnt ihn. Langsam, tastend. Und genau das ist es, was Death Stranding 2 in seinen ersten Stunden vermittelt. Keine Eile. Kein klassischer Einstieg. Stattdessen das Gefühl, wieder angekommen zu sein. Oder vielleicht doch nur gestrandet?
Death Stranding 2 führt uns nicht behutsam an die Hand. Wer das erste Spiel nicht kennt, hat es schwer. Doch diejenigen, die sich damals auf das Wagnis eingelassen haben, werden eine unerklärliche Vertrautheit spüren. Diese Welt ist größer, ihre Farben sind kühler, die Stille dichter. Und trotzdem fühlt es für mich nach einer Rückkehr an.
Death Stranding 2 lässt sich nicht erklären, ohne dass dabei ein Gefühl verloren geht. Es ist nicht bloß ein Spiel über das Liefern von Paketen, sondern über das Ausbalancieren von Last. Physisch, emotional, philosophisch. Schon früh merkte ich, dass es wieder um mehr geht als nur um Ziele und Kartenmarkierungen. Es geht um Verbindung. Aber auch um Zweifel an genau dieser Verbindung.
Technisch präsentiert sich der Titel in makelloser Form. Die Details, die Weite, die Texturen erzeugen nicht einfach eine Spielwelt, sie schaffen eine Atmosphäre. Der Regen scheint intensiver geworden zu sein, die Wege unwegsamer, aber zugleich faszinierender. Und dann stehe ichda, irgendwo im Nirgendwo, und weiß, dass jeder nächste Schritt zählt.
Death Stranding 2 – Die Einsamkeit zwischen den Zeilen
Sam ist zurück. Aber nicht der alte Sam. Irgendetwas ist anders. Vielleicht ist es Müdigkeit. Vielleicht Reife. Vielleicht nur der Wunsch nach Ruhe. Der Beginn in einem neuen, südlichen Teil der Welt wirkt beinahe wie ein stiller Nachruf auf das, was gewesen ist. Doch das Schweigen währt nicht lange. Fragile taucht auf, eine Mission kündigt sich an. Und ehe ich mich versieh, war ich wieder unterwegs.
Diese Welt ist anders. Nicht nur geografisch. Ihre Töne sind heller, ihre Leere fühlt sich wilder an. Das Terrain fordert einen heraus, doch nicht mit Gewalt, sondern mit Konsequenz. Der Weg selbst bleibt die größte Hürde. Und genau das ist eine der größten Stärken des Spiels. Es zwingt mich zur Achtsamkeit.
Kojima hat das, was in Teil eins noch als mutige Entscheidung galt, hier konsequent weitergeführt. Keine direkte Action, keine ständige Belohnung, kein ständiges Schießen. Stattdessen Stille. Warten. Gehen. Denken. Und genau darin liegt der Mut dieses Spiels. Es erlaubt Langeweile, weil es weiß, dass darin Tiefe liegt. Nicht immer angenehm, aber bemerkenswert.
Was sich jedoch verändert hat, ist die Unterstützung. Während Sam früher beinahe vollständig auf sich allein gestellt war, begegnen uns diesmal nun mehr Stimmen, mehr Hände, mehr Verbündete. Aber auch hier bleibt eine gewisse Distanz. Viele dieser Figuren wirken mehr wie Schatten als echte Begleiter. Ihre Präsenz ist punktuell, fast flüchtig. Doch gerade das ließ mir Raum für eigene Gedanken.
Death Stranding 2 – Wenn Technik nicht auffallen muss
Was mir sofort auffiel: Death Stranding 2 sieht nicht nur gut aus, es lebt durch seine Optik. Nicht aufdringlich, sondern atmosphärisch. Der Nebel hängt über den Hängen, die Lichteffekte spielen auf dem nassen Boden und jede Landschaft wirkt wie ein stilles Kapitel für sich. Ich ertappte mich mehrfach dabei, einfach stehenzubleiben, um den Blick schweifen zu lassen.
Technisch lief das Spiel auf meiner PS5 Pro durchweg sauber. Ich habe den Performance-Modus gewählt, der für eine stabile Bildrate sorgt und wurde nicht enttäuscht. Selbst bei anspruchsvollen Umgebungen, bei Regen, dichter Vegetation oder schnellen Kamerawechseln gab es keinerlei Ruckler, keine spürbaren Einbrüche. Das Spielgefühl blieb flüssig, ruhig und verlässlich.
Es war fast schon überraschend, wie konstant alles wirkte. Kaum Wartezeiten beim Laden, keine irritierenden Pop-ins und Zwischensequenzen gehen nahtlos ins Gameplay über. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Technik der Welt hinterherhinkt.
Besonders beeindruckt hat mich die Detailtiefe. Die Kleidung reagiert auf Wetter, der Boden verändert sich je nach Beschaffenheit und selbst kleinste Objekte fügen sich harmonisch ins Gesamtbild. Für mich war das vielleicht das größte Kompliment an die Technik, denn sie fiel mir nicht auf. Sie funktionierte einfach. Und das ließ umso mehr Raum, um mich in dieser Welt zu verlieren.
Death Stranding 2 – Ein Netzwerk aus Einsamkeit
Das neue Gebiet ist riesig. Und anders. Es geht nicht mehr nur um das Zusammenfügen einer zerbrochenen Nation. Diesmal wirkt das Ziel diffuser. Es ist, als wolle das Spiel selbst hinterfragen, ob diese ganze Verbindung überhaupt noch Sinn ergibt. Oder ob sie vielleicht nur eine Illusion ist.
Und trotzdem beginnt man wieder damit, Straßen zu bauen, Brücken zu errichten, Seilrutschen zu spannen. Weil es sich gut anfühlt. Weil es Sinn ergibt, Ordnung in das Chaos zu bringen. Und weil jede kleine Infrastrukturmaßnahme spürbare Wirkung hat. Das Spiel belohnt mit einem Gefühl von Beitrag, nicht mit Punkten oder Trophäen.
Es ist schwer zu erklären, warum das Aufstellen einer Leiter über einen Fluss sich besser anfühlen kann als das Besiegen eines Bossgegners. Aber in Death Stranding 2 geht es um genau diese kleinen, fast banalen Erfolge. Man wird ein Teil eines Netzwerks, ohne jemanden je gesehen zu haben. Das ist nicht nur cleveres Design, sondern auch ein philosophischer Kommentar.
Gleichzeitig hat das Spiel deutlich mehr zu erzählen. Es gibt mehr Dialoge, mehr Rückblicke, mehr Metaebenen. Manchmal vielleicht zu viele. Die Geschichte wirkt nicht immer elegant verwoben. Es gibt plötzliche Enthüllungen, neue Figuren mit kryptischen Namen und immer wieder kam bei mir die Frage auf, ob das jetzt wirklich sein muss.
Aber dann, wenn man fast das Interesse verliert, kommt wieder ein Moment, in dem alles Sinn ergibt. In dem ein Blick von Sam, ein Tonfall, ein Fragment aus der Vergangenheit das Gesagte einbettet. Und plötzlich fühlt sich alles wieder echt an. Nicht klar, nicht logisch, aber ehrlich.
Death Stranding 2 – Ein Spiel wie ein Echo
Es gibt Spiele, die machen Spaß. Und es gibt Spiele, die fordern etwas anderes. Death Stranding 2 ist kein Spiel für einen gemütlichen Feierabend. Es ist eher wie ein Buch, das man nicht versteht, aber trotzdem weiterlesen will. Es stellt Fragen, ohne sie zu beantworten. Und manchmal ist das genug.
Ich erinnere mich an eine Mission, bei der ich ein medizinisches Paket über einen Gebirgspfad liefern musste. Der Weg war lang, die Sicht schlecht, das Gewicht störend. Und doch war genau dieser Moment einer der intensivsten. Es war nichts Spektakuläres. Aber es war meins. Ein kleines Abenteuer, das niemand sonst erlebte.
Das ist es, was Death Stranding 2 so besonders macht. Es erlaubt, dass man eigene Geschichten darin erlebt. Und diese Geschichten sind nicht vorgegeben, nicht geskriptet. Sie entstehen aus dem Zusammenspiel von Spielmechanik, Umgebung und persönlichem Tempo. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt. Nicht mit Explosionen, sondern mit Resonanz.
Natürlich gibt es auch Action. Kämpfe, Schleicheinlagen, gelegentliche Bedrohungen. Doch sie wirken fast wie Fremdkörper. Als müsste das Spiel sie einbauen, weil es so erwartet wird. Und manchmal fühlt sich genau das falsch an. Denn die wahre Stärke liegt nicht im Gefecht, sondern im Gehen.
Und trotzdem, wenn der Moment passt, funktionieren auch die Konfrontationen. Es werden neue Geräte, neue Verteidigungsstrategien, neue Wege kennengelernt, sich durchzusetzen. Aber alles bleibt zweckgebunden. Kein Rausch. Kein Spektakel. Eher Notwendigkeit.
Was jedoch stärker geworden ist, ist das Gefühl von Gemeinschaft. Es wird deutlich, dass andere Spieler da waren. Ihre Bauwerke, ihre Hinweise, ihre stillen Zeichen. Diese indirekte Verbindung hat Gewicht. Sie ersetzt das klassische Multiplayer-Gefühl durch etwas viel Tieferes. Nämlich das Wissen, nicht allein zu sein.
Und das funktioniert. Vielleicht, weil es ehrlich ist. Vielleicht, weil es die Idee von Verbindung konsequenter umsetzt als jedes Voicechat-Duell. Ich weiß es nicht. Aber es funktioniert.
Death Stranding 2 – Das Chaos am Ende
Das letzte Drittel ist überladen. Es passiert viel. Zu viel. Figuren wechseln plötzlich ihre Rolle, Identitäten werden enthüllt, Pläne offenbart. Es ist spannend, ja. Aber auch ermüdend. Fast so, als hätte jemand die letzten Seiten eines Romans in Panik geschrieben, weil der Abgabetermin näher rückte.
Einige dieser Wendungen sind wild. Unerwartet. Verrückt. Und genau deshalb irgendwie toll. Aber sie reißen auch aus dem langsamen Rhythmus heraus, den das Spiel über dutzende Stunden aufgebaut hat. Es ist, als würde ein ruhiger Fluss plötzlich in Stromschnellen kippen. Und das fühlt sich nicht immer gut an.
Trotzdem bleibt der Eindruck stark. Die Figuren gewinnen an Tiefe, ihre Beziehungen entwickeln sich, manches wird klarer. Aber manches eben auch nicht. Und genau da hätte ich mir mehr Mut zum Unausgesprochenen gewünscht. Nicht alles braucht eine Auflösung.