Ritual of Raven ist ein PC-Spiel, das die klassische Cozy-Farming-Simulation mit cleveren Programmier- und Abenteuer-Elementen verbindet. Es hebt sich vor allem durch sein magisches Setting, das Automatisierungskonzept mit sogenannten Arcana Constructs und die verschachtelte Mystery-Story von Genre-Kollegen wie Stardew Valley oder Sun Haven ab. In diesem Review nehmen wir Gameplay, Mechaniken, Atmosphäre, technische Umsetzung und die Besonderheiten des Spiels genau unter die Lupe. Am Ende steht ein Überblick, ob dieser Mix aus Cozy-Witch-Farm und Logikpuzzle nicht nur für Fans von Hexerei und Lebenssimulationen einen Blick wert ist.
Ritual of Raven – Anders als das klassische Cozy
Wie in vielen Cozy-Games beginnt Ritual of Raven auf vertrautem Terrain. Ein ganz normaler Mensch wird durch ein missglücktes Portalritual in die magische Welt von Leynia gezogen. Hier erwartet euch die Hexe Sage, die euch mit wenigen Einweisungen und einer Prise britischem Humor in ihre Welt aufnimmt. Doch eigentlich will Sage selbst schnell auf die Suche nach ihrem verschwundenen Vertrauten verschwinden. Dadurch liegt das Schicksal einer chaotischen Portallandschaft, ihrer interessanten Bewohner und eurer eigenen magischen Ausbildung in euren Händen. Unterstützt werdet ihr dabei von Raven, eurem oft sarkastischen Raben-Familiar.
Das Herzstück der spielerischen Innovation sind die Arcana Constructs. Statt selbst Felder zu bewirtschaften, instruiert ihr kleine magische Kreaturen mit Hilfe eines Kartensystems. Bewegung, Gieß-, Pflanz-, Ernte- und Räum-Befehle werden wie kleine Codezeilen aneinandergereiht. Ein System, das Erinnerungen an Robotik- oder Programmier-Basics wie Autonauts oder Omega Crafter weckt.
Im Alltag bedeutet das, dass ihr Tarotkarten sammelt, mit denen ihr auf neue Befehle, Bedingungen oder Bewegungsmuster zugreifen könnt. Je weiter ihr kommt, desto komplexer dürfen eure „Programme“ für eure Arcana Constructs werden. Wer sich reinhängt, kann so große Teile des Arbeitsalltags automatisieren. Zum Beispiel, indem ein Konstrukt alle reifen Pflanzen in einem bestimmten Muster aberntet, während ein anderer Bot parallel wässert. Der Clou dabei ist, dass viele Story-, Quest- und auch Puzzleelemente an ausgefeilte Kettenreaktionen gebunden sind, bei denen die richtige Reihenfolge ebenso zählt wie die Auswahl eurer „Code-Karten“.
Das Farming steht dennoch, trotz Automatisierung, immer im Fokus. Ihr kultiviert also Kräuter, Blumen und mehr, um damit Rituale, Tränke oder Zauber vorzubereiten oder zu verkaufen. Das Wachstum der Pflanzen wird von Mondphasen, Witterung und euren Ritualen beeinflusst, deren Effekte wiederum experimentell verändert werden können. Wer will, gestaltet seine Farm, sein Haus und die angrenzende Umgebung im typischen Deko-Baukasten-Stil. Entsprechend ist von Möbeln über Portale bis hin zu mystischen Artefakten alles dabei.
Ritual of Raven – Galerie
Ritual of Raven – Mehr als nur Farming
Abseits des Farming-Alltags packen die Entwickler viele kleine und große Abenteuer ins Gameplay. Ihr durchforstet Wälder, Sümpfe und kristallene Landschaften, sammelt Zutaten und entdeckt Portale zu neuen Regionen. Besonders gelungen sind die zahlreichen magischen Puzzles, die oft auf euren Fortschritt im Programmieren der Constructs abgestimmt sind. Entsprechend geht es manchmal um Spezialkarten, manchmal um Bewegungstricks oder Ressourcenmanagement.
Hinzu kommen klassische Quests, etwa das Suchen verschollener Tiere, das Beliefern von Bewohnern mit Wunschgeschenken (auf Basis kleiner Hinweise) oder das Lösen von Nebenaufgaben, die Beziehungen und neue Areale freischalten. Euer Book of Shadows dient dabei als Sammelalbum für Rituale, Rezepte und Entdeckungen.
Die Handlung des Spiels bleibt dennoch angenehm mysteriös, aber niemals düster. Wie in einem Miyazaki-Film stehen Gemeinschaft, Akzeptanz und die Frage, was „Heimat“ in einer Welt voller Portale bedeutet, im Vordergrund. Eure Entscheidungen beeinflussen die Queststrukturen und das Verhältnis zu den Dorfbewohnern, auch wenn ein ausgefeiltes Beziehungssystem fehlt. Es gibt immer wieder kleine Zwischensequenzen, Anekdoten und Dialogschnipsel, die für Cozy-Games Fans viel Atmosphäre und Persönlichkeit liefern.
Grafisch begegnet Ritual of Raven dem Cozy-Trend mit farbenfroher, liebevoll animierter Pixelart. Die Kamera ist etwas weiter herausgezoomt als bei vielen Genrekollegen, wodurch die Welt großzügig, vielleicht sogar etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch weitläufig wirkt. Dennoch hilft die Musik und das allgemeine Sounddesign eine entspannte und zugleich geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen.
Die Programmierung der Constructs ist eine der größten Stärken, kann aber auch zur Hürde werden für einige Spieler. Wer direkte Sandbox-Automation möchte, wird durch die Limitierung der Karten und den gelegentlich fehlenden Debug-Modus manchmal ausgebremst. Fehler müssen neu oder an anderer Stelle erneut bearbeitet werden, statt einzelne Schritte zu korrigieren. Die Puzzle-Aufgaben, die daraus erwachsen, sind dafür innovativ und motivieren zum Tüfteln. Nicht nur beim Farming, sondern auch bei Minispielen, für die ihr euer Wissen geschickt einsetzt.
Ritual of Raven ist ein bewusst entschleunigtes Spiel. Es gibt keine knallharten Deadlines, keinen Zeitdruck, keine Survival-Bestrafung. Wer möchte, kann tagelang dekorieren, basteln oder einfach Quests ohne Eile lösen. Das Spiel belohnt Geduld, Neugier und kreatives Kombinieren, ist aber weniger für Action-Junkies, die schnelle Erfolge suchen.
Im Gegensatz zu klassischen Farming-Sims wie Stardew Valley oder Sun Haven legt Ritual of Raven den Fokus auf Magie, das Lösen von Rätseln und das Umsetzen von Aufgaben durch kreative Automation. Wer gerne experimentiert, Freude an verspielter Magie und an moralisch „grauen“ Quest-Verläufen hat, wird hier bestens bedient. Wer hingegen auf Beziehungsmanagement à la Harvest Moon oder kompromisslose Automation wie in Shapez oder Factorio setzt, findet das Konzept vielleicht einen Tick zu langsam.
Ritual of Raven – Trailer
Ritual of Raven – Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist Ritual of Raven und wie unterscheidet es sich von anderen Farming-Sims?
Ritual of Raven ist ein storybasiertes Farming- und Magie-Spiel, in dem du nicht selbst die Gartenarbeit erledigst, sondern magische Arcana Constructs mit Kartenbefehlen programmierst. Im Gegensatz zu klassischen Farming-Sims wie Stardew Valley automatisierst du viele Abläufe, löst dabei aber auch Puzzles und erkundest eine Zauberwelt.
Wie funktioniert das Arcana Construct-System in Ritual of Raven?
Statt Felder selbst zu bearbeiten, steuerst du kleine magische Golems, sogenannte die Arcana Constructs, mit einem logikbasierten Kartensystem. Diese Golems können nach deinen Vorgaben pflanzen, gießen, ernten und spezielle Aufgaben erledigen. Durch neue Karten und Aufgaben werden die Befehle und Kettenreaktionen immer komplexer, was das Gameplay frisch hält.
Ist Ritual of Raven für Einsteiger und Nicht-Programmierer geeignet?
Trotz des kartengesteuerten Programmierens führt dich das Spiel behutsam ein und bietet leichte, intuitive Steuerung. Es gibt einsteigerfreundliche Tutorials, Hilfetexte und viele Quality-of-Life-Features, sodass auch Cozy-Gamer und Neulinge Spaß am magischen Gärtnern und Tüfteln finden.
Auf welchen Plattformen ist Ritual of Raven verfügbar?
Ritual of Raven erscheint auf PC (Steam) und Nintendo Switch. Die Performance ist auch auf schwächeren Rechnern sehr gut, die Steuerung sowohl mit Maus/Tastatur als auch per Controller möglich.