Wenige Monate nach dem Release der PS4-Fassung von RIDE 4 dürfen auch PS5-Raser ran. Die Next-Gen-Version des Spiels brilliert mit schäferer Optik, besserer Framerate und vor allem einer gelungenen DualSense-Umsetzung. Gibt es auch abseits der Technik Neuheiten? Erfahrt es in den nachfolgenden Zeilen!
Bevor euch die Frage zu lange im Kopf herumschwirrt und vielleicht vom eigentlichen Artikel ablenkt, will ich das Ganze direkt auflösen. Wenn die Entwickler nämlich verdammt gut hinbekommen haben, dann ist es die Darstellung der Bikes. Schon sehr früh im Spiel habe ich mich dabei erwischt, einfach nur meine Sammlung an Feuerstühlen zu begutachten und die schiere Menge an Details zu bestaunen. Gerade in der Galerie wirkt das Spiel wie Next Gen, nur eben auf Current Gen. Und so entstand in meinem Kopf der Gedanke des Motorrad-Porn. Sieht halt geil aus.
RIDE 4 – Üppiger Umfang, miese KI
Neben zahlreichen Brummern haben es auch eine ganze Reihe neuer Tracks ins Spiel geschafft. Zu den beliebten Pisten wie dem Nürburgring, Laguna Seca und Magny-Kurs gesellen sich nun auch der Virginia International Raceway, Tsukuba (mit der Schikane!) Interlagos und Snetterton. Insgesamt gibt es zwölf neue Pisten, wenngleich ein paar fiktionale Strecken mit von der Partie sind. Diese aber stören das ansonsten sehr realitätsnahe Bild des Spiels kein Stück.
Gut gefällt mir überdies, dass jede Strecke einen vollwertigen Tag-Nacht-Zyklus sowie dynamisches Wetter besitzt. Leider gilt dies nicht für die Karriere, die einmal mehr nur das Nötigste abdeckt. Hier sind nämlich Tageszeit und Wetter vorbestimmt. Auch wenn es so aussehen mag als gäbe es tatsächlich einen Tag-Nacht-Zyklus im Rahmen der Endurance-Events (Ausdauer-Rennen), so sind diese schlicht vorgegeben und passieren stets zur gleichen Zeit.
Im Zuge der Ausdauer-Rennen gibt es weitere Neuheiten. Entwickler Milestone treibt nämlich den Simulations-Faktor an die Spitze, indem sie nicht nur Reifenabnutzung, sondern auch einen immer leerer werdenden Treibstofftank einführen. Die Rennen reichen von einer 20-minütigen Partie mit einem einzigen verpflichtenden Boxenstopp bis hin zu echten 24-Stunden-Rennen. Um so viel Sprit wie möglich zu sparen, wechselt ihr dabei während der Rennen stets die Modi eurer Maschine und wählt unterschiedliche Reifentypen, um Geschwindigkeit mit Langlebigkeit auszubalancieren.
An dieser Stelle sei auch die KI kurz erwähnt. Entwickler Milestone ist stolz auf seine neue „machine learning AI“, die ANNA genannt wird. In der Realität ist sie allerdings nur ganz nett. Ja, die KI verteidigt ihre Linie und fährt meistens vernünftig, wenngleich oftmals zu gut. Auf der anderen Seite ist die KI aber auch schlicht idiotisch. Gerade bei den Ausdauer-Rennen lassen sie ihren Treibstofftank einfach leergehen und schleichen über die meiste Zeit hinweg einfach über die Piste anstatt einen Boxenstopp hinzulegen.
RIDE 4 – Strikte Karriere
In der Karriere startet ihr wahlweise in der amerikanischen, europäischen oder asiatischen Liga, die allesamt mehrere Events beinhalten. Unterteilt in Rennen, Time Attacks und Überholungs-Herausforderungen bilden insbesondere die Time Attack Missionen den größten Frustfaktor. Und zu allem Überfluss sind eben diese Missionen ein Großteil dessen, den ihr vor Freischalten der „World League“ absolvieren müsst. Der Grund für den erhöhten Frustfaktor: Ein viel zu striktes Regelwerk.
Es ist ja nichts dagegen auszusetzen, dass ich eine Strafe bekommen muss, wenn ich eine Kurve schneide. Während Rennen bekomme ich eine Zeitstrafe. In Time Attack wird der Versuch unverzüglich abgebrochen. Schlimmer als das ist eigentlich, dass es dann nicht möglich ist sofort einen neuen Versuch zu starten. Nein, das Spiel schickt mich zunächst zurück ins Menü, wo ich das Event erneut wählen muss. Doch es geht noch schlimmer: Rollt ihr auch nur eine Millisekunde aufs Gras, gilt das als Fehler und der Spaß geht von vorne los. Vor allem auf der Nordschleife ist Frust pur.
Das Handling der Motorräder in RIDE 4 ist sehr gut, wenngleich nicht vollends simulationslastig. Vor allem die Superbikes wirken alles andere als real. Selbst wenn alle Hilfen ausgeschaltet sind, ist es immer ratsam zu „understeeren“. Das trivialisiert natürlich das Spielgefühl, sorgt auf der Gegenseite aber auch dafür, dass RIDE 4 zugänglich bleibt. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass es sich hierbei um ein digitales, spielbares Motorrad-Museum handelt.
RIDE 4 – Next Gen Power auf 2 Rädern
Die PS5-Version von RIDE 4 läuft mit dynamischen 4K, wenngleich es sich als schwierig erwies, die echte Auflösung herauszufinden. Im Gegensatz zur Last Gen-Fassung dürft ihr euch auf der PS5 über butterweiche 60 FPS freuen, die zu keinem Zeitpunkt unter diese Marke fallen. Überdies fahren nun 20 statt der 12 (PS4 Pro) Fahrer auf der Strecke. Dasselbe gilt auch für den Mehrspieler-Modus des Spiels. Aufgrund der merklich höheren Auflösung wirken nicht nur die Bikes, die richtig gut aussehen, sondern auch die Umgebungen schöner aus. Zwar bleibt der sterile Look erhalten, doch für ein Port ist dies bereits fantastisch.
Eines der weiteren Besonderheiten dieser Version ist das haptische Feedback des PS5 DualSense Controllers. Und hier muss ich sagen: Grandios! Wenn ihr mit hoher Geschwindigkeit über die Piste brettert, dann lässt euch der Drücker nicht nur Unterboden, sondern auch den Speed und Momentum fühlen. Bremsen und Gas-„Pedale“ werden durch die adaptischen L2/R2 Trigger so richtig real. Wenn ich vor der Wahl stünde: Ich präferiere hier definitiv die PS5-Fassung, einfach weil das Spielerlebnis aufgrund des DualSense intensiver ist.