In den vergangenen Tagen sorgte die Veröffentlichung von Saints Row für große Aufmerksamkeit. Es handelt es sich um ein Remake mit neuem Setting und neuen Figuren. In der Redaktion haben den Reboot der humoristischen Spielreihe unter die Lupe genommen. In den nachfolgenden Zeilen erfahrt ihr, ob das Comeback der Saints gelungen ist.
Der letzte der Spielreihe Saints Row IV erschien vor neun Jahren und sorgte aufgrund der beeindruckenden Story und dem scherzhaften Setting für Spielfreude. Neun Jahre später entscheiden sich die Entwickler nun mit Saints Row mit einem frischen Setting und neuen Charakteren uns an die Grenze zu Mexiko ins Santo Ileso zu verschlagen.
Es handelt sich um ein dicht bevölkertes Städtchen, welches facettenreich gestaltet ist. Wir treffen auf Casino-Bezirke oder finden uns plötzlich in der Wüste neben Canyons wieder. Als Boss der Saints gehen wir gemeinsam mit unseren Freunden Neenah, Kevin und Eli auf Raubzüge und sorgen in Santo Ileso für ein Spektakel.
Saints Row – Alles wieder beim Alten?
Zu Beginn finden wir uns in einer Party wieder, müssen unseren eigenen Charakter erstellen und kurze Zeit später in einer weiteren Zwischensequenz wird unserem Leben ein Ende gesetzt.
Es folgt ein Zeitsprung zurück, in der wir unseren erstellten Charakter bei einem Auftrag wieder finden. Als Söldner arbeiten für die Organisation Marshall und sollen einen Gangmitglied zur Strecke bringen.
Mit unseren sympathischen Zeitgenossen Neenah (Mitglied der Panteros-Gang), Kevin (Mitglied der Idols) und Eli lebt unser Protagonist in einer schäbigen Unterkunft und strebt nach dem großen Geld und nach Macht. Das Leben aller Beteiligten ändert sich schlagartig als sie von ihren eigenen Gangs hintergangen und angeschossen werden. Sie beschließen sich eine eigene Organisation „Saints“ zu gründen und die Verhältnisse in in Santo Illeso ändern. Den kriminellen Mitbewerbern schmeckt die Gründung natürlich nicht und so kommt es zu überdrehter Action in Folge von Vergeltungsschlägen oder Drive-By-Shootings. Leider verpasst Saints Row hier die Actionszenen außergewöhnlich zu gestalten. Auch wenn der ein oder andere humorvolle Spruch fällt, reicht es nicht aus um uns vom Hocker zu reißen.
Um eine emotionale Bindung und Gefallen an den einzelnen Spielfiguren zu finden, bietet uns Saints Row zu wenig Tiefe. Es gibt hierfür leider zu wenig ereignisreiche Momente und Dialoge obwohl die Basis durch die Freundschaft der Saints untereinander gegeben ist. Mitunter ist die kurze Story der Grund für die fehlende Charaktertiefe. Wenn wir die Nebenmissionen mitzählen, so haben wir eine Gesamtspieldauer von nur etwa 16 Stunden.
Saints Row – Galerie
Saints Row – Aufbau eines eigenen Imperiums
Für den Bau eines eigenen Verbrecherimperium in Santo Illeso benötigt unsere Bande viel Geld. An Geld gelangen wir einerseits durch die Absolvierung von Hauptmissionen oder Auftragsmorde. Hierbei treffen wir auf die rivalisierenden Gangs und müssen deren Mitglieder abmurksen. Ein großer Kritikpunkt bei den Missionen ist das nach den einseitigen Mustern „Fahre nach X“ oder „Töte X“ ablaufen. Zu keiner Zeit kommt hier große Spannung auf und alles nimmt einfach nur seinen Lauf. Selten haben wir einfallsreiche Missionen erlebt. Unser Favorit war die Befreiung eines Banditen aus dem Gefängnis.
Das Gameplay wirkt altbacken und trotz des Nostalgiegefühls muss erwähnt werden, dass wir bei einem Remake mehr Features erwartet hätten. Fehlende Gameplay-Elemente wie ein Deckungssystem oder ein lautloses Schleichen und Töten fehlen hier leider komplett. Stattdessen bekommen wir permanente Action in Form von Ballereien angeboten. Selten kommt es vor, dass wir Ausweichmanöver nutzen müssen, um am Leben zu bleiben und die Lebenspunkte wieder aufzufüllen. Zusammengefasst bleibt das Remake in Puncto Gameplay auf dem selben Niveau wie die vergangenen beiden Teile der Spielreihe.
Die KI gibt im Remake keine gute Figur ab. Vielmehr wirkt die KI noch aus den vergangenen beiden Saints Row-Teilen mitunter auch, weil von der Ankündigung der unterschiedlichen Verhaltensweisen der Gangs nichts zu sehen war. Meist werden wir von herumstehenden Banditen beschossen, was deren Eliminierung ziemlich leicht macht. Manche Gegner besitzen eine Panzerung, die erstmal weggeschossen werden muss, aber das war es dann auch schon.
Durchweg sehen wir dieselben Verhaltensmustern unabhängig auf welche Ganggrupper wir treffen. Lediglich bei der Ausrüstung fällt uns auf das die Marshall-Gang ein stärkeres Waffenarsenal besitzt. Trotzdem ist das für uns trotz unserer normalen Schießeisen (Pistolen und MGs) ein leichtes Spiel. Auch hier besteht aus unserer Sicht viel mehr Luft nach oben und kreativere Waffen hätten dem Spiel gutgetan. Einen Pluspunkt verdient sich das Gameplay-Feature „Special Moves“. Diese können wir durch Sutenaufstiege freischalten, die im Eifer des Gefechts für ein wenig Abwechslung sorgen können, in dem wir beispielsweise eine Granate in die Hose eines Gegners platzieren.
Saints Row – Überall die Finger im Spiel
Natürlich erweitern wir nicht nur in der Hauptmission unseren Einfluss in der Stadt. Über die Spielkarte können wir die verdiente Kohle zum Aufbau eines kriminellen Unternehmens verwenden. Zum Beispiel richten wir eine Giftmülldeponie ein oder verkaufen Drogen auf einem Imbisswagen.
Sobald wir eines dieser Unternehmen aufgebaut haben, werden die entsprechenden Nebenquests verfügbar. Dann fahren wir mit unseren Imbisswagen, um die Straßen zu heizen und können hierbei giftige Müllwagen klauen. Diese fahren wir dann zu Deponien oder werfen uns gewaltsam vor andere Fahrzeuge. In Zusammenhang aller Aktivitäten, wir nicht alle auflisten wollen, steht die monotone und demotivierende Art im Vordergrund. Auch die Nebenquests laufen nach dem Schema „Fahre LKWs zur Deponie und zurück“ ab. Obendrein ist es ärgerlich, dass für die Freischaltung bestimmter Missionen Nebenquests vollständig abgeschlossen werden müssen.
Verdiente Kohle kann auch für den Kauf von Klamotten, Waffen und Munition verwendet werden. Auch das Aufrüsten von Waffen und Fahrzeugen ist möglich, wobei Waffen-Upgrades nicht unbedingt auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad benötigt werden.
Leider verpassen es die Entwickler Santo Ileso als facettenreiches und optisch sehenswerte Spielwelt auszunutzen. Die Spielwelt bietet zu wenig Nebenaktivitäten, obwohl viel mehr möglich wäre. Die virtuelle Welt wirkt verlassen, weil die Menschen nicht mit uns interagieren und auch gar keine Reaktionen zeigen wenn wir sie beispielsweise bedrohen.