Dass wir das noch erleben dürfen. Activision Blizzard bringt ein gutes Spiel heraus! Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 beweist im Test, dass es die Originale an jeder Ecke und Kante würdigt und in eine Zeit bringt, die dem früheren Funsport wieder Leben einhaucht. Wenn das mal keine idealen Voraussetzungen sind, um die Marke wiederzubeleben! Die nachfolgenden Zeilen erklären euch, warum ihr Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 definitiv mindestens mal gesehen haben solltet!
Ich erinnere mich noch sehr gerne an meine Jugend. Damals, da war alles noch so viel leichter. Spiele wie Tony Hawk’s Pro Skater 1 und auch 2 waren die Renner unter Freunden, wenn diese bei mir zu Hause waren und wir uns innerhalb des 2-Minuten-Limits um Highscores gebattled haben. Entwickler Vicarious Visions hat die beiden Originale mit allen ihren Stärken und Schwächen modernisiert und obendrauf einige starke Neuheiten hinzugefügt.
Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 – 120 Sekunden Adrenalin
Im Rahmen der altbekannten Karriere habt ihr exakt 120 Sekunden (plus weitere Sekündchen für letzte Combo-Ketten), um euch auf den verschiedenen Locations auszutoben. Insgesamt warten 17 Skater-Areale auf euch, in denen ihr Highscores, SKATE-Buchstaben, geheime Tapes und mehr jagt. Zwei Minuten sind nicht viel und wollen somit gut geplant sein, denn was früher galt, gilt auch heute noch: Time is money! Oder: Punkte! Wenn ihr die unterschiedlichen Locations ohne Zeitdruck erkunden möchtet, müsst ihr einen Abstecher in den neuen Free Skate Modus machen.
Genau wie im Original ist die Steuerung punktgenau und geht schon nach den ersten zwei bis drei Fehlversuchen komplett in Fleisch und Blut über. Wirken die Punktanforderungen am Anfang noch unerreichbar, sieht die Sache zehn Minuten später schon witzlos einfach aus. Vom Ollie über 360s bis hin zu den Special Moves – alles flutscht. Und die 100er Combos auf den berühmtberüchtigten Plätzen wie dem Lagerhaus aus Teil 1 stellen kein Problem dar. An dieser Stelle sei gesagt: Die Locations wirken – wenig überraschend – geradezu winzig im Vergleich zu anderen Spielen (Skate oder auch das kürzlich erschienene Skater XL). Das ist für mich aber keinerlei Manko, sondern Teil der Nostalgie. Ich liebe es.
Setze ich aber die rosarote Brille für einen Moment ab, muss auch ich zugeben, dass Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 insgesamt ein kurzes Vergnügen ist. Wenn ich es drauf anlege, habe ich das gesamte Spiel nach vier, maximal fünf Stunden durchgespielt. Die richtig anspruchsvollen und abwechslungsreichen Aufgaben haben erst Teil 3 und 4 implementiert, die hier fehlen. Dafür waren diese Ableger allerdings nicht mehr so revolutionär wie die ersten beiden Teile.
Um dem Problem entgegenzuwirken, haben die Entwickler eine riesige Menge an Unlockables reingebracht. Für Tricks und mehr bekommt ihr Erfahrungspunkte und Spielerlevel. Je höher, desto mehr Gegenstände dürft ihr im Shop erwerben (keine Mikrotransaktionen).
Geiler Sound und optisch hochmodern
Die Musik des Spiels ist eines der absoluten Highlights. Neben den bekannten Tracks der Originale, mit dabei Bad Religion und Konsorten, gesellen sich insgesamt 37 neue Songs. Dabei fügen sich die neuen Lieder bestens in den allgemeinen Mix aus Punkrock und Hip-Hop ein. Für Fans beider Richtungen ein richtiger Hochgenuss sowie ganz viel Nostalgie.
Optisch haben die Entwickler das Spiel komplett neu aufgelegt. Als Basis dient die Unreal Engine, wodurch nicht nur die Areale sehr realistisch daherkommen, sondern auch die Animationen butterweich ablaufen. Eine nette Anekdote: Für die Charakter-Models haben die Entwickler unter anderem den 52 Jahre alten Tony Hawk virtualisiert. Daddy Hawk wirkt dennoch genauso agil und trickreich wie sein 20 Jahre jüngerer digitaler Vorgänger – der Gedanke daran ist trotzdem belustigend. Neben den altbekannten Skatern gibt es auch ein paar Neulinge. So findet die Brasilianerin Leticia Bufoni ihren Weg ins Spiel. Auch Tony Hawks Sohn Riley ist mit von der Partie. Grafisch ist Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 eine echte Augenweide.
Zuletzt noch ein paar Anmerkungen. Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 nutzt für sein Tricksystem das Modell aus Teil 3, sodass ihr beim Grinden einer Pipe Reverts durchführen könnt, um so die Combo-Serie noch höher zu bekommen. Außerdem hat dies den Vorteil, dass ihr das Tempo erhöht und somit noch mehr Aktionen ausführen könnt. Wenn euch das die Nostalgie raubt: Dieses Feature lässt sich deaktivieren! Überdies gibt es zwei Online-Modi (Jam & Wettkampf) sowie einen Splitscreen-Modus für Couch-Fans.
Fazit:
2020 ist ein richtig gutes Jahr für Remakes. Square Enix hat es mit Final Fantasy VII bewiesen und auch Vicarious Visions zeigt mit Tony Hawk’s Pro Skater 1+2, dass selbst 20 Jahre alte Spiele auch heute noch bestens funktionieren können. Die schiere Liebe zum Detail, die Huldigung der beiden Originale und die wenigen, dafür aber sinnvollen Neuerungen machen das Remake zum modernen Klassiker. Die Steuerung ist punktgenau, die Animationen butterweich, die Optik rattenscharf und der Soundtrack treibt mit seinen wuchtigen Punkrock/HipHop-Tracks voran.
Klar, das Remake ist rasend schnell durchgespielt. Das Zeitlimit von 2 Minuten mag nicht mehr ganz so modern wirken, genauso wie die sehr kleinen Areale. Mich persönlich hat gar nichts davon gestört. Wenn ich drei Stunden am Stück sitze, um meinen Rekord von 6 Mio. Punkten in einer Combo zu toppen, dann sagt das mehr über das Spiel aus als die knapp 900 Wörter dieses Artikels. Gerne mehr davon! Oder einen richtigen, neuen Ableger.