Im Test kann Resident Evil Village mit seinem frischen Setting und cleveren Rätsel sowie starken Inszenierung punkten. Doch an zu vielen Stellen häufen sich Elemente, die stark an Resident Evil 6 und die Ballerorgien erinnern. Einmal mehr haben wir uns in die Rolle von Ethan Winters versetzt und diesmal das titelgebende Dorf des Spiels mit Werwölfen und mehr unsicher gemacht.
Die Story von Resident Evil Village setzt drei Jahre nach den Ereignissen von Teil 7 an. Ethan Winters ist mit seiner Frau Mia nach Europa gezogen in der Hoffnung, all den Kram aus Teil 7 endlich los zu sein. Die traute Dreisamkeit mit Mia und seiner Tochter Rose dauert allerdings keine fünf Minuten, da stürmt Chris Redfield die Wohnung und versetzt alle in Panik. Schüsse fallen, Rose und Mia sind verschwunden. Ethan rettet sich nach einem aufregenden Intro in ein Dorf, wo die Bewohner nicht ganz koscher zu sein scheinen.
Was sich zunächst sehr wirr und irgendwie kaum nach Resident Evil anhört, wird über die Zeit immer interessanter. Wir lernen Lady Dimitrescu kennen, eine Vampir-Frau, die schon so einiges miterlebt hat im Resident-Evil-Universum. Allzu viel wollen wir hier nicht verraten, denn gerade zum Ende des Spiels feuern die Story-Schreiber aus allen Kanonen, was das Franchise angeht. Dazu sei euch dringendst ans Herz geraten, die Bücher sowie Story-Fetzen aus den Notizen zu lesen, denn darin sind allerhand Details versteckt, die zum Verständnis des Ganzen beitragen.
Nun lässt sich allerdings darüber streiten, ob die Geschichte des Spiels Trash oder eben typisch Resident Evil ist. In der Redaktion waren wir uns schnell einig, dass es „halt typisch Resi“ ist, wenn Dinge Logiklücken aufweisen – Miranda sei hier an allererster Stelle zu nennen oder eben Ethan selbst. Warum Ethan dazu gehört, müsst ihr allerdings selbst herausfinden, alles andere wäre ein riesiger Spoiler. So viel sei gesagt: Erwartet hier keine Überflieger-Story, aber im Vergleich zu bisherigen Ablegern ist sie sehr gut.
Resident Evil Village – Survival Horror meets Call of Duty
Resident Evil Village macht in Punkto Horror-Feeling so einiges richtig. Gerade der zweite größere Abschnitt des Spiels nach dem Schloss von Lady Dimitrescu ist purer Grusel-Fanservice. „Pitch black“, also komplett abgedunkelte Räumlichkeiten, beklemmende Töne, verdächtige Puppen. Die Zutaten sind bereits bestens und was Capcom hier gezaubert hat, auch im Hinblick auf die cleveren Rätsel, ist Resident Evil auf seinem Höhepunkt. Auch der Teil des Spiels im Schloss von Lady Dimitrescu ist bestens gelungen, wobei die gute Vampirfrau mehr oder weniger ein Mr. X Verschnitt ist – aber in gut gemacht.
Zwischendrin wird auch mal kräftig geballert und die Schusswechsel munden zu diesem Zeitpunkt noch sehr gut. Die Werwölfe sind eine gelungene Abwechslung zu den handelsüblichen Zombies. Doch gerade zum Ende, insbesondere aber die letzten 1-2 Stunden sind dann einfach nur noch Call of Duty. Hier verlässt Resident Evil Village seinen Resident Evil Teil und spielt sich mitunter wie Ableger Nummer 6. Action, Action, Action. Ein Spektakel folgt auf das Nächste. Das ist langweilig und ruiniert das ansonsten sehr gute Erlebnis.
Das liegt auch daran, dass Resident Evil Village, genau wie sein Vorgänger, eben kein Action-Spiel ist. Somit ist auch das Trefferfeedback wenig gelungen. Zwar ist es immer noch möglich, Gegner mit gezielten Treffern zumindest zu verlangsamen, aber solange kein Kopf sprichwörtlich platzt, könnt ihr euch nicht sicher sein, ob der Gegenüber auch wirklich tot ist. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad des achten Teils witzlos einfach. Selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade hatten wir keinerlei Probleme, uns einfach durchzuballern.
Die Bosskämpfe des Spiels sind clever gestaltet und deren Schwachpunkte nicht immer sehr offensichtlich – insbesondere bei den ersten Vampirdamen. Hier lässt sich allerhand Munition verpulvern (keine Sorge: Auf Normal habt ihr quasi unendlich davon), die wenig später ohnehin aufgefrischt wird. Wer seine Waffen beim mysteriösen Kutschenfahrer upgraded, wird allerdings keine Schwierigkeiten bemerken.
Resident Evil Village – Der Duke und die Rätsel des Spiels
Besagter Kutschenfahrer nennt sich Duke und hilft euch auf der Reise durch das Dorf und darüber hinaus. Der etwas mollige Händler führt ein regelrechtes Arsenal an Upgrades, Munition und Gegenständen mit sich. Im Gegensatz zu den Remakes kauft ihr nun beim Händler eure Inventar-Upgrades. An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: Im Gegensatz zu früheren Ablegern haben die Entwickler Waffen von wichtigen Gegenständen getrennt. Damit habt ihr automatisch mehr Platz für Heilkräuter, Munition und mehr.
Das nötige Geld bekommt ihr entweder von erledigten Feinden, sammelt es aus Kisten aus oder eben von Schätzen. Die Upgrades sind wenig spektakulär: Mehr Schaden, größeres Magazin – ihr kennt es bereits aus den Vorgängern. Zudem ist es möglich, Speisen zu sich zu nehmen, die der Duke für euch zubereitet. Die Boni daraus sind allerdings eher generisch und wenig einfallsreich: Mehr maximale Gesundheit, weniger genommener Schaden beim Blocken und so weiter und so fort. Die Zutaten dafür findet ihr durch das Erlegen von Tieren. Schweine, Hühnchen oder eben Fische fangen.
Die Rätsel des Spiels sind clever, allerdings auch super einfach. Wie typisch für die Reihe gilt es Schlüssel zu finden, die etwas öffnen, woraufhin ihr einen weiteren Gegenstand erhaltet, der sich an anderer Stelle einsetzen lässt. Nur das Schloss und der Abschnitt danach bieten echte Rätsel, die wie gesagt nicht sonderlich schwer sind. Davor und danach sind eher eure Erkundungs- und Baller-Skills gefragt.
Nach rund 8 bis 10 Stunden ist Resident Evil Village durchgespielt. Wer danach noch weiter zocken will, kann sich im Mercenaries Modus austoben. Hier tretet ihr gegen Wellen von Gegnern an und müsst gegen ein Zeitlimit so viele Gegner erledigen, wie ihr könnt. Kills werden zu Combos und gelbe Kugeln verschaffen euch mehr Zeit. Die kurzweilige Action ist nett für eine Partie zwischendurch, wobei sich mit fortschreitendem Spiel mehr taktische Finessen öffnen.
Resident Evil Village – Klasse Inszenierung & super Sound
Optisch macht Resident Evil Village einen hervorragenden Eindruck. Die PS5-Version des Spiels läuft mit 4K60 FPS sowohl im Standard als auch im Ray Tracing Modus, wenngleich letzterer selten die 60 FPS auch wirklich erreicht. Trotzdem macht das Ganze einen fabelhaften Eindruck und spielt sich exzellent. Die Inszenierung der Story ist richtig gut, die Zwischensequenzen weisen ein starkes Pacing auf und die Ausleuchtung ist dank Ray Tracing erstklassig. Ohne Ray Tracing jedoch lassen sich Ungereimtheiten des statischen Lichts leicht erkennen.
Die Soundkulisse des Spiels ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Nicht nur die räumlichen Klänge sind superb, auch der Soundtrack des Spiels weiß zu gefallen. Die englischen Sprecher leisten einen fabelhaften Job, sodass ihr hier voll auf eure Kosten kommt.