Im Test beweist Poison Control, dass es ein sehr einzigartiges Gameplay besitzt und dennoch nicht für Jedermann geeignet ist. Dennoch funktioniert der seltsame Mix aus Kampf und Gift-Neutralisierung sehr gut. Trotzdem leidet das Spiel an Problemen, die es eben nicht in die „gut“ Region der Wertungsskala heben. Welche das sind und worum es hier überhaupt geht, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen des Artikels.
Poison Control verschlägt euch in die Rolle eines Verstorbenen, der/die in die Unterwelt geführt wird anstatt die Tore des Himmels zu erblicken. Fragen über Fragen. Wie sind wir gestorben? Und warum befinden wir uns in der Hölle? Warum in aller Welt übernimmt ein Dämon unseren physischen Körper? Letzteres hat einen einfachen Grund: Nur so können wir herausfinden, warum wir gestorben sind und wie wir trotzdem in den Himmel kommen. Das ist letztlich auch die Prämisse des Spiels, bei der ihr im Verlauf allerhand Menschen dabei helft, ein fröhliches Ableben zu genießen und deren persönlichen Höllen kennenlernt.
Poison Control – Ein Dungeon Crawler in erster Linie
Nachdem ihr euch für ein Geschlecht sowie Namen entschieden habt, schickt euch das Spiel direkt in die Hölle, wo ihr eine Map begutachtet. Missionen öffnen sich sukzessive und somit auch kleinere Dungeons – die persönlichen Höllen der Menschen mit jeweils individuellen Geschichten. Als Belohnung für das Absolvieren der Dungeons winken Sticker, die ihr wiederum dazu verwendet, um selbst in den Himmel zu kommen.
Um das Spiel zu beenden, müsst ihr eine ganze Menge an Dungeons absolvieren und die Krux liegt wie so oft im Detail. Denn die Dungeons gleichen sich stilistisch alle sehr. Die Geschichten mögen sehr interessant und das Art-Design individuell sein, das Layout allerdings gleicht sich. Auch die Action des Spiels bleibt ab einem gewissen Zeitpunkt des Spiels immer gleich ohne Neuheiten einzuführen. Dadurch entsteht eben auch das Gefühl des Durchschnittsgefühls. Es ist gut für das, was es macht und kann, ragt aber nirgends heraus.
Dabei hat das Spiel zwei Ziele für die Dungeons: Alle Gegner besiegen und das Gift entfernen. Der Arm des Protagonisten/der Protagonistin verwandelt sich in eine Art Pistole und lässt euch aus der Über-der-Schulter-Perspektive die Gegner lockerflockig bearbeiten. Nervig: Die Munition für die Knarre ladet ihr nicht selbst nach, sondern automatisch. Wenn ihr also kurz vor einem wichtigen Kampf quasi am Ende seid: Verfeuert alles, wartet einen Augenblick und legt los. Tut ihr das nicht, beginnt der Kampf zu eurem Nachteil.
Euch steht ein mittelgroßes Arsenal an Spezialwaffen zur Verfügung, die sich mit Pickups im Dungeon verbessern lassen. Zu den Upgrades zählen unter anderem ein größeres Magazin oder mehr Schaden – das Übliche also.
Poison Control – Giftige Mischung
Der zweite Kniff des Spiels, nämlich das Gift-Feature kommt dann eben zum Ende hin zum Einsatz. Dann gilt es den Körper zu verlassen und in die Rolle von Poisonette, einem Begleiter, zu schlüpfen. In ihrer Gestalt flitzt ihr von Giftpfütze zu Giftpfütze zu huschen, um es auszulöschen. Herbei solltet ihr euch beeilen, denn die Zeit in Form von Poisonette ist kurz gehalten. Poison Control belohnt euch dabei, wenn ihr alles in der gegebenen Zeit erfüllt mit zusätzlichen Coins und sämtliche Gegner, sollten noch welche da sein, nehmen verdammt viel Schaden, wenn sie in den Pfützen standen.
Somit verkommt das Feature zu einer Art Risk/Reward-System. Ist es gerade besser, die großen Pfützen in der Hoffnung zu eliminieren, dabei auch mächtige Feinde maßgeblich zu schwächen? Oder solltet ihr lieber erstmal kämpfen? Denn während ihr als Poisonette unterwegs seid, ist euer menschlicher Körper Angriffen schutzlos ausgeliefert! Auch sie selbst kann übrigens angegriffen werden, was zusätzlichen Schwung reinbringt.
Poison Control besitzt darüber hinaus auch ein rudimentäres Level-System im Stile klassischer JRPGs. Über Abzeichen aus den Dungeosn könnt ihr beispielsweise eine Reihe von sogenannten Toxicants erlangen, manche davon Waffen, andere wiederum steigern eure Verteidigung. Die Toxicants sind somit im Grunde genommen Ausrüstung. Einige Dialog-Entscheidungen im Spiel erlauben es euch, unterschiedliche Passiv-Skills zu erlangen oder eure Werte zu verbessern.
Optisch macht Poison Control einen okay Eindruck – es steht weder heraus, noch sieht es miserabel aus. Der Soundtrack ist okay und erzählerisch leistet man sich auch die typischen Klischees, die hier mitunter schlecht passen. Wenn in einem Moment über die Größe der Brüste einer Frau gelästert wird, im nächsten Moment aber Massenmörder thematisiert werden, dann ist das Pacing irgendwie nicht gut.