The Rogue Prince of Persia ist das neueste Kapitel einer Reihe, die seit Jahrzehnten immer wieder überrascht und neue Wege geht. Prince of Persia war für viele von uns der Einstieg in das Genre der Action-Plattformer, ein Spiel, das nicht nur mit präzisen Sprüngen, sondern auch mit seinem unverwechselbaren Flair begeistert hat.
Mit diesem neuen Ableger wagt Ubisoft nun ein weiteres Mal den Schritt ins Roguelite-Genre. Entwickelt wurde das Ganze von Evil Empire, den Machern von Dead Cells, die schon mehrfach bewiesen haben, wie man einen suchterzeugenden Gameplay-Loop erschafft. Auf dem Papier klingt das nach einer perfekten Kombination. Doch wie spielt es sich wirklich auf der PS5 Pro, mit dem DualSense in der Hand, nach etlichen Stunden voller Runs, Niederlagen und kleiner Triumphe?
Mehr dazu erfahrt ihr den nachfolgenden Zeilen.
The Rogue Prince of Persia – Ein Prinz zwischen Zeit und Wiederkehr
Als ich The Rogue Prince of Persia auf der PS5 Pro startete, hatte ich zunächst das Gefühl, einer alten Liebe wieder zu begegnen. Die Serie begleitet mich seit meiner Kindheit und immer wieder fand sie neue Wege, sich selbst zu erfinden. Dieses Mal wagt sich Ubisoft gemeinsam mit dem erfahrenen Studio Evil Empire, den Machern hinter Dead Cells, wieder in das Genre der Roguelites. Eine mutige Entscheidung, die schnell erkennen lässt, wie sehr sich die Formel des Prinzen für diesen Ansatz eignet. Es ist kein klassisches Abenteuer mit fester Storyline und linearen Levels, sondern ein endloser Kreislauf aus Kämpfen, Sprüngen und erneuten Versuchen. Und doch, irgendwie hat es mich sofort gepackt, obwohl der Anfang fast zu unscheinbar wirkte.
Der Einstieg ist recht unspektakulär. Ein kurzer Prolog, ein Kampf gegen die Hunnen, dann der Tod und das Erwachen in einer Oase. Von dort aus beginnen alle Reisen des Prinzen aufs Neue. Die Prämisse wirkt simpel, doch sie trägt das Spiel erstaunlich gut, weil sie die Natur eines Roguelites elegant in die Erzählung einbettet. Mit jedem Run sammelt Ihr neue Erfahrungen, findet Waffen und Medaillons, lernt Gegner kennen und vor allem Eure eigene Ungeduld zu zügeln. The Rogue Prince of Persia verlangt ein gewisses Maß an Disziplin, doch belohnt uns mit einem Flow, der süchtig macht.
The Rogue Prince of Persia – Bewegung als Herzstück
Was mir in The Rogue Prince of Persia sofort ins Auge sprang, war die Steuerung. Der Prinz bewegt sich geschmeidig wie seit den Tagen der Sands of Time nicht mehr. Wallruns, Walljumps, Dashes und Sprungkombinationen fügen sich so intuitiv zusammen, dass ich mich schon nach wenigen Minuten fühlte, als wäre ich seit Jahren mit diesem Parkour-System vertraut. Einmal musste ich sogar zurückgehen, weil ich kaum glauben konnte, dass die Wand mich tatsächlich trägt. Besonders das Aneinanderreihen der Bewegungen in den späteren Level entfaltet ein Tempo, das mitreißt. In manchen Momenten habe ich beinahe vergessen, dass es auch Kämpfe gibt, so sehr war ich vom Flow der Fortbewegung gefesselt.
Ein spannendes Feature ist Vayus Atem. Dieses System belohnt flüssige Bewegungsabfolgen, indem es die Geschwindigkeit des Prinzen erhöht und sogar seine Animationen dynamischer wirken lässt. Es ist, als ob man selbst Teil einer perfekt choreografierten Tanzszene wäre, nur dass jeder Fehler sofort bestraft wird. Gerade diese Balance zwischen Eleganz und Strenge macht aus meiner Sicht das Spielgefühl in The Rogue Prince of Persia einzigartig.
The Rogue Prince of Persia – Kampf zwischen Eleganz und Härte
Doch The Rogue Prince of Persia ist kein reiner Platformer. Kämpfe nehmen einen ebenso großen Raum ein. Anfangs dachte ich, das Kampfsystem sei eher zweckmäßig, fast wie Beiwerk, doch nach einigen Runs entfaltete es eine Tiefe, die mich überraschte. Jede Waffe fühlt sich anders an. Schwerter mit kraftvollen Spezialschlägen, Dolche für schnelle Kombos, Äxte mit brachialer Wucht. Dazu kommen Sekundärwaffen wie Chakrams oder Bögen, die taktisch genutzt werden müssen, da ihre Energie nur langsam wieder aufgeladen wird.
Spannend sind auch die Medaillons. Manche gewähren simple Boni wie mehr Schaden, andere haben riskante Effekte, die Euch stärker machen, aber gleichzeitig verwundbarer. Diese Entscheidungen verleihen jedem Run ein anderes Gesicht. Manchmal habe ich mich regelrecht geärgert, das falsche Medaillon genommen zu haben. In Bosskämpfen zeigt sich, wie gut das System in The Rogue Prince of Persia wirklich funktioniert. Jeder dieser Kämpfe ist ein Test für Eure Reflexe und Euer Timing. Gerade in den ersten Stunden werdet Ihr oft scheitern, doch der Moment, in dem Ihr einen scheinbar unbezwingbaren Feind endlich besiegt, gehört zu den stärksten des Spiels.
The Rogue Prince of Persia – Progression und Motivation
Wie bei jedem Roguelite stellt sich die Frage, wie motivierend der Fortschritt gestaltet ist. Evil Empire hat hier vieles richtig gemacht. Nach jedem Run kehrt Ihr mit Soul Cinders zurück in die Oase. Diese Währung erlaubt es, neue Waffen freizuschalten oder weitere Medaillons herzustellen. Es gibt auch kleine Talentbäume, über die Ihr etwa zusätzliche Heiltränke, mehr Lebenspunkte oder einen Goldbonus zum Start erhaltet. Manche Verbesserungen wirken unscheinbar, doch sobald man sie hat, will man sie nie wieder missen.
Besonders clever ist das Awakening-System, das nach dem ersten vollständigen Durchlauf freigeschaltet wird. Hier könnt Ihr die Schwierigkeit variabel erhöhen, indem Ihr Modifikatoren einschaltet, die Gegner stärker machen oder neue Hindernisse hinzufügen. Dafür erhaltet Ihr wiederum bessere Belohnungen. Ein bisschen unfair ist es manchmal trotzdem, weil die Balance nicht immer sitzt. Allerdings muss ich zugeben, dass der Skilltree mich nicht vollkommen überzeugt hat. Viele der Boni wirken wie kleine Bequemlichkeiten, aber nicht wie echte neue Fähigkeiten. Das ist ein kleiner Dämpfer, gerade weil man sich manchmal wünscht, den Prinzen noch individueller formen zu können.
Die Schauplätze von The Rogue Prince of Persia reichen vom Hunnenlager über prächtige Bibliotheken bis hin zu Gärten und Minen. Jeder Bereich hat seine eigene Stimmung, seine eigenen Gefahren und Gegner. Besonders gefallen hat mir, wie das Spiel kleine Missionen in die verschiedenen Schauplätze integriert. Mal müsst Ihr einen Gefangenen befreien, mal einen Hebel finden, der erst ein neues Gebiet zugänglich macht. Einmal habe ich den Hebel übersehen und musste den ganzen Run abbrechen, was mich ziemlich geärgert hat.
Allerdings wiederholen sich die Versatzstücke innerhalb eines Gebiets schnell. Nach mehreren Runs erkennt Ihr Muster, Räume wirken vertraut und die Überraschung nimmt ab. Das ist ein Punkt, den andere Roguelites besser lösen. Auf der anderen Seite kaschiert der Artstyle diese Schwäche ein Stück weit. Die flüssigen Animationen, die Mischung aus Comicgrafik und persischer Ornamentik sowie die warmen Farben machen es leicht, die Wiederholungen eine Zeit lang zu übersehen. Doch irgendwann beginnt es zu nerven, wenn man zum dritten Mal exakt denselben Gang läuft.
The Rogue Prince of Persia – Musik und Soundkulisse
Ein absoluter Höhepunkt ist der Soundtrack von ASADI. Die Verbindung aus traditionellen persischen Klängen und modernen elektronischen Beats erzeugt eine Atmosphäre, die einzigartig ist. In hektischen Gefechten treibt Euch die Musik nach vorne, in ruhigeren Momenten trägt sie eine fast melancholische Stimmung. Jeder Track sitzt perfekt und ich ertappte mich oft dabei, wie ich auch nach dem Spiel die Melodien im Kopf hatte.
Die Soundeffekte sind solide, aber nicht spektakulär. Schwertschläge haben Wucht, Sprünge klingen knackig, doch manchmal hätte ich mir etwas mehr Varianz bei den Gegnergeräuschen gewünscht. Insgesamt aber trägt die Audioebene spürbar dazu bei, dass man in den Bann gezogen wird.
Es wäre gelogen zu sagen, The Rogue Prince of Persia sei immer fair. Manche Gegnerkombinationen sind so gemein, dass man unweigerlich scheitert. Besonders wenn Teleporter, Fernkämpfer und Beschwörer gleichzeitig auftreten, entsteht Chaos, das schwer kontrollierbar ist. In solchen Momenten kann Frust aufkommen, gerade weil man weiß, dass ein einziger Fehler alles kosten kann. Doch gleichzeitig ist es genau das, was das Genre ausmacht.
Der Lernprozess ist integraler Bestandteil. Ihr erkennt Angriffsmuster, Ihr versteht nach und nach, wie Ihr mit bestimmten Situationen umgehen müsst. Mit jeder Niederlage wächst die eigene Routine. Das Spiel zwingt Euch zu Geduld, aber auch zu Risikobereitschaft. Gerade das Soul-Cinder-System, bei dem Ihr entscheiden müsst, ob Ihr Eure Währung sichert oder für größere Belohnungen aufs Spiel setzt, hat mir viele spannende Momente beschert.
The Rogue Prince of Persia – Stärken und Schwächen im Vergleich
Nach vielen Stunden wurde mir klar, wo die größten Stärken des Spiels liegen. Bewegung und Kampf sind das Herzstück und sie sind so stark umgesetzt, dass sie das Spiel alleine schon tragen würden. Die Progression ist motivierend, auch wenn manches etwas zu oberflächlich wirkt. Die Welt ist stilvoll, die Musik brillant, die Bosskämpfe herausfordernd. Auf der anderen Seite bleibt die Story hinter ihren Möglichkeiten zurück und die Wiederholungen in den Gebieten mindern den Langzeitreiz ein wenig.
Trotzdem bleibt das Gesamtbild beeindruckend. The Rogue Prince of Persia schafft es, eine alte Serie in eine neue Richtung zu führen, ohne ihre Essenz zu verlieren. Es fühlt sich frisch an und gleichzeitig vertraut. Ein schwieriger Balanceakt, den Ubisoft und Evil Empire hier erstaunlich souverän gemeistert haben.
The Rogue Prince of Persia – Fazit
The Rogue Prince of Persia ist kein perfektes Spiel, aber eines, das mich immer wieder überzeugt hat. Auf der PS5 Pro läuft es butterweich, die Steuerung ist ein Traum, das Gameplay fordernd und fair genug, um dauerhaft zu motivieren. Auch wenn die Story oberflächlich bleibt, überwiegen die positiven Eindrücke eindeutig.
Wer Roguelites liebt, wird hier ein Spiel finden, das viele Stunden fesseln kann. Wer die Prince-of-Persia-Reihe schätzt, entdeckt eine Neuinterpretation, die den Geist der Serie auf überraschend stimmige Weise weiterträgt. Ich habe mich selten so sehr gefreut, nach einer Niederlage sofort wieder in den Kampf zu ziehen. Und genau das ist wohl das schönste Kompliment, das man einem Roguelite machen kann.