Im Test kann Street Power Football leider überhaupt nicht überzeugen. Und das in einer Zeit, in der Straßensport-Spiele zu einer wahren Rarität geworden sind und Spieler definitiv Bock auf einen ordentlichen Titel haben. Doch dieser hier kann das Loch nicht stopfen. Woran das liegt und was vielleicht doch ganz nett ist, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
FIFA, NBA und auch NFL hatten ihrerzeit eigene „Street“-Ableger, die sehr schnell zu waschechten Klassikern mutierten. Doch seitdem EA kein weiteres Monetarisierungs-Potenzial mehr darin sah, starben die Ableger quasi über Nacht. Stattdessen gab es mehr oder weniger lächerliche Versuche, die Spiele wiederzubeleben. NBA Playgrounds, der Volta-Modus in FIFA oder NFL Blitz – alles nichts weiter als fehlgeleitete Cash-grabs. Und hier kommt SFL Interactive ins Spiel, die mit Street Power Football den Freestyle-Fußball wiederbeleben wollen. Doch dabei verfehlen sie das Tor um Meilen.
Street Power Football – Langweilige Spielmodi ohne Liebe zum Detail
Der digitale Kick verfügt lediglich über eine Handvoll von Spielmodi. Und auch wenn sich diese zunächst interessant anhören, so ist deren Ausführung mangelhaft. Sean Garnier ist das Aushängeschild des Spiels – einer der angeblich bekanntesten Freestyle-Fußballer der Welt. Wenn ihr denkt, dass Youtuber/Streamer bereits unerträglich schlecht auf Dinge reagieren oder bewerben, so setzt Garnier dem Ganzen die Krone auf. Es gab einen Versuch seinerseits, die Spielmodi mit seiner unerträglichen Art zu erklären.
Die vier Modi sind: Street Power, Freestyle, Panna und Trick Shot. Ersterer ist das traditionelle 1, 2 bzw. 3vs1/2/3-Spieler-Teams. Wer zuerst fünf Tore schießt, gewinnt. Das Gameplay per se ist schwammig. Pässe lassen sich nie vernünftig planen oder ausführen. Die Animationen der Charaktere sind schludrig und ihr könnt lediglich in eine Richtung sprinten. Auch die Kamera ist viel zu nah am Geschehen, sodass schnell der Überblick über das Spielgeschehen verloren geht.
Skill? Den gibt es im Spiel nicht. Wenn ihr Tricks ausführt, passiert das auf Buttondruck und dann überwindet das Spiel auch gerne die Gesetze der Physik. Alle Charaktere verfügen über etliche Fähigkeiten, die das Geschehen spannender machen sollen. In der Realität wirkt alles unkoordiniert und zufällig.
Street Power Football verfügt auch über einen Story-Modus, der von Garnier kommentiert ist. Besagte Geschichte ist allerdings nicht mehr und nicht weniger als die Mission, der Beste zu werden. Im Rahmen dieser bewegt ihr euch von einer Herausforderung zur nächsten, spielt die verschiedenen Modi des Spiels und besucht unterschiedliche Locations. Einen eigenen Charakter dürft ihr nicht erschaffen, ihr steigt keine Ränge auf und beweist euch auch nicht in einer erfundenen Meisterschaft. Ohne Kontext geht es von einer Challenge zur nächsten. Das Beste: Der Schwierigkeitsgrad schwingt wie ein Pendel unkontrolliert von einem Extrem ins andere.
Viel Schatten und wenig Licht
Im Freestyle-Modus versuchen die Entwickler zudem, rhythmische Elemente und Musik miteinander zu verbinden. Der Erfolg bleibt aus. Im Hintergrund dudelt eine belanglose Musik und es gilt im Takt die korrekten Buttons zu drücken. Während die Idee noch ganz nett ist, so scheitert es an der Umsetzung. Nicht nur ist es unnötig kompliziert umgesetzt, sondern auch zeitlich kaum machbar. Zudem ist die Erkennung von Buttondrücken nicht genau genug, um alle Tastenanschläge zu übernehmen.
Panna ist nicht mehr als ein 1vs1-Minispiel, bei dem ihr den Ball auf ein Objekt befördert. Auch hier zeigen sich die Probleme der Steuerung, Präzision und die Tatsache, dass die KI sehr dumm ist. Trick Shot auf der anderen Seite ist tatsächlich ein kleiner Lichtblick. Auch wenn sich insbesondere hier die verbockte Steuerung und Präzision jener bemerkbar macht, so ist es der beste Spielmodus. Es geht darum, Objekt umzuwerfen.
Optisch ist Street Power Football definitiv keine Augenweide. Auch der Stil, den das Spiel verfolgt, ist nicht sonderlich ansehnlich – gute Cel-Shading-Spiele gibt es zuhauf. Alles wirkt antiquieret. Vom Look über die Animationen bis hin zu den Menüs. Dazu gesellen sich allerhand Clipping-Fehler unter den Charakteren selbst und eine miserable Physik. Akustisch kann Street Power Football ebenso wenig überzeugen.
Fazit:
Das Team hinter Street Power Football ist zwar klein, aber groß genug, um sich Lizenzen von bekannten Energy Drinks zu schnappen. Insofern ist es mir nicht ganz verständlich, wie das Ergebnis so schwach ausfallen kann. Und dass der Preis bei stolzen 43 Euro (Stand: 28.08.2020) liegt, macht die Sache auch nicht merklich besser. Dem Titel mangelt es schlicht an allem. Von einer ausgereiften Technik über ein stringentes Konzept bis hin zur präzisen Steuerung, die bei nahezu allen Modi notwendig gewesen wäre. Das ist insofern schade, denn Street Power Football hatte das Potenzial allein in einem leeren Markt zu stehen. Fans von Street Football müssen sich also noch länger gedulden, um wieder auf den virtuellen Straßen zu kicken.