Wie schon im Vorgänger Nioh, entführt uns Entwickler Team Ninja auch mit Nioh 2 wieder ins feudale Japan. Wir haben für euch zahlreiche Stunden im feudalen Japan verbracht und Nioh 2 dabei eingehend unter die Lupe genommen. Gelingt es den Entwicklern, an die Stärken des Vorgängers anzuknüpfen und dessen durchaus vorhandene Schwächen zu beheben? Unser Test verrät es euch.
Nioh 2 – In Japan ist die Hölle los
Nioh 2 versetzt uns ins feudale Japan, und zwar mitten in die von Kriegen gebeutelte Sengoku-Zeit. Das vom Krieg verwüstete Land zieht schon bald zahlreiche Yokai (Dämonen in der japanischen Mythologie) an, die mordend und marodierend durchs Land ziehen. Es gibt aber auch Menschen, die mittels sogenannter Geistersteine dämonische Kräfte erlangen. Inmitten dieser stürmischen Zeiten spielen wir in Nioh 2 eine wichtige Rolle bei der Einigung Japans.
Nioh 2 – Halb Mensch…
Hier wartet auch schon direkt die erste Neuerung gegenüber dem Vorgänger auf. Denn in Nioh 2 können wir anders als im Vorgänger unsere eigene Spielfigur erstellen. Der Charaktereditor erlaubt dabei überraschend viele Anpassungsoptionen, so dass wir unseren ganz eigenen Charakter schneidern können. Unsere Spielfigur ist außerdem ein Halb-Yokai. Selbst halb Mensch, halb Dämon, bekommen wir es in Nioh 2 nicht nur mit menschlichen Gegnern, sondern auch mit allerlei übernatürlichen Wesen zu tun.
Zu Beginn des Spiels werden wir durch zahlreiche Tutorials umfassend ins Gameplay eingeführt. Das ist einerseits sehr löblich, andererseits dürften gerade absolute Neulinge zunächst von der Menge an Tutorials erschlagen werden. Es lohnt sich aber in jedem Fall, die Tutorials zu absolvieren, da das Kampfsystem in Nioh 2 wirklich komplex ausfällt.
Gleich in der ersten Mission machen die Entwickler klar, womit wir in Nioh 2 zu rechnen haben. Selbst unscheinbare Gegner hauen uns in wenigen Sekunden aus den Socken, ganz zu schweigen von den Bossen. Schon in den ersten Spielminuten wird klar: Nioh 2 ist ein bockschweres Spiel. Fehler und Übermut werden schnell bestraft und die Lernkurve ist steil. Das Kampfsystem basiert auf derselben Grundlage wie im Vorgänger. Wir wechseln also zwischen einer tiefen Haltung für schnelle Angriffe von unten, einer mittleren Haltung für hüfthohe Angriffe und einer hohen Haltung für schwere Angriffe von oben. Zwischen Ausweichmanövern und Paraden versuchen wir, schnell ein paar Treffer zu landen, ziehen uns zurück und dann geht das Spiel von vorne los.
Wie im Vorgänger spielen auch sogenannte Ki-Impulse wieder eine wichtige Rolle. Dabei können wir durch rechtzeitigen Tastendruck unser Ki (Ausdauer) wiederherstellen. Das ermöglicht uns die Verkettung von Angriffen, so dass die Kämpfe sich sehr dynamisch spielen. Ausweichen ist Trumpf, und wenn uns die Puste ausgeht, sieht es schlecht für uns aus.
Dadurch, dass wir im Vergleich zum Vorgänger auch viel häufiger Yokai bekämpfen, von denen es dieses Mal erfreulicherweise deutlich mehr Typen gibt, lassen uns selbst scheinbar einfache Gegner schnell die Radieschen von unten sehen. Selbst die Umgebung arbeitet dabei oft gegen uns, sodass wir auch aufpassen müssen, wo wir hintreten. Manchmal reicht ein falscher Schritt für den virtuellen Tod, wenn wir etwa mal wieder während eines Kampfes ins Wasser fallen.
Nioh 2 – Komplexe Charakterentwicklung
Nioh 2 dreht im Vergleich zum Vorgänger beim Schwierigkeitsgrad insgesamt nochmals ordentlich auf und fordert wirklich Konzentration von uns. Besonders ärgerlich sind unsere zahlreichen Bildschirmtode dann, wenn wir nach einer Reihe mühsamer Kämpfe unser hart erarbeitetes Amrita verlieren, weil wir den kleinen Kobold an der Ecke nicht ernstgenommen haben. Bisweilen wirkt der Schwierigkeitsgrad u.a. wegen fragwürdiger Kollisionsabfragen und teils übermäßig feindlichem Leveldesign aber auch künstlich verstärkt.
Jeder Verlust von Amrita schmerzt. Amrita brauchen wir nämlich, um die Grundwerte unseres Charakters zu steigern. Diese beeinflussen unter anderem unser maximales Leben und KI, unser maximales Ausrüstungsgewicht, aber auch unsere Boni auf die verschiedenen Waffengattungen. Und davon gibt es Nioh 2 satte 9. Von Äxten über verschiedene Varianten von Schwertern und Stangenwaffen bis hin zu Tonfas oder Kurisagama (der Sichel mit Kette, die man von Ninjas kennt), bleiben kaum Wünsche unerfüllt. Auch wenn unsere Basiswerte uns Boni auf bestimmte Waffengattungen geben, können wir trotzdem jederzeit jede Waffe nutzen. Durch die fleißige Nutzung einer Waffengattung schalten wir auch Fähigkeitspunkte frei, die wir in neue Angriffe, Kombos oder passive Boni investieren können.
Durch seine 9 Waffengattungen entfaltet Nioh 2 hierbei eine angenehme Vielfalt in der Art, wie wir unseren Charakter spielen wollen. So können wir beispielsweise schwer gepanzert und mit einer dicken Axt bewaffnet in die Schlacht ziehen oder wir tänzeln in leichter Rüstung um unsere Gegner, in jeder Hand ein Schwert. Garniert wird das Ganze dann noch durch Bögen, Gewehre und dicke Wummen für den Fernkampf sowie diverse Ninjutsu-Fähigkeiten und Magie.
Nioh 2 – …halb Yokai
Nioh 2 verfeinert aber nicht nur das Kampfsystem des Vorgängers, sondern fügt auch komplett neue Elemente hinzu. Da unser Charakter ein Halb-Yokai ist, verfügt dieser auch über übermenschliche Fähigkeiten. Dadurch bekommen die schon aus dem Vorgänger bekannten Schutzgeister eine ganz neue Funktion, denn sie bestimmen, in welchen von drei Typen (Brecher, Phantom, Wildling) wir uns bei der Yokai-Transformation verwandeln. Bei Brechern ist der Name Programm und dementsprechend kloppen wir in dieser Form unsere Gegner zu Klump.
Als Phantom greifen wir bevorzugt aus der Distanz an und als Wildling platzieren wir schnelle Hiebe und weichen gegnerischen Angriffen blitzschnell aus. Daneben können wir aber auch die Fähigkeiten besiegter Yokai erlernen, indem wir ihre Seelenkerne an einem Schrein reinigen. So erlangen wir im Laufe des Abenteuers viele coole Fähigkeiten wie etwa Speerwürfe oder Sturzangriffe aus der Luft. Im Ergebnis spielen sich die Kämpfe in Nioh 2 deutlich dynamischer und variantenreicher als noch im Vorgänger und bilden zusammen mit der gelungenen Charakterentwicklung die größte Stärke des Spiels.
Nioh 2 – Fade Story, massig Bosse und bemühtes Leveldesign
Die Story kann mit dem rasanten Kampfsystem leider nicht mithalten und verliert sich schon nach kurzer Zeit in relativer Belanglosigkeit. In Diensten einer der berühmtesten Personen der Sengoku-Zeit bereisen wir Japan und schlagen für unseren Meister zahlreiche Schlachten. Abgesehen von einigen Zwischensequenzen wird die Geschichte dabei oft in Textfenstern erzählt und kann auch nicht wirklich mit interessanten Wendungen aufwarten. Dafür bleiben die klischeehaft gezeichneten Charaktere einfach zu blass. Insgesamt bietet die Geschichte daher nur seichte Unterhaltung. Das reicht aber allemal aus, damit wir uns motiviert in den nächsten Kampf stürzen. Außerdem warten am Ende jeder Mission Bosse auf uns, die zumeist interessant designt sind und uns teilweise alles abverlangen. Umso befriedigender ist es dann aber, wenn unser Gegner nach dem 20. Versuch endlich vor uns im Staub liegt.
Auch das Leveldesign kann nicht ganz mit der Qualität der Kämpfe mithalten. In Nioh 2 durchstreifen wir keine Open-World, sondern das Spiel ist in Missionen gegliedert. Diese wählen wir auf einer Übersichtskarte aus, wo wir auch unseren Charakter und unser Inventar verwalten können. Insgesamt verströmt die Spielwelt eine angenehm mystische, oft düstere Atmosphäre. Von Burgen über gespenstische Wälder oder unterirdische Höhlensysteme verschlägt es uns in verschiedenste Umgebungen. Neu in Nioh 2 sind die besudelten Bereiche. Hierbei handelt es sich um Passagen, in denen die dämonische Verderbnis so stark ist, dass diese ins Reich der Yokai driften. In einem solchen Abschnitt sind alle Yokai-Gegner stärker und unser KI regeneriert sich langsamer. Wir müssen also doppelt vorsichtig sein.
Weiterhin wird an vielen weiteren Stellen in der Spielwelt das Bemühen der Entwickler deutlich, ein interessantes Leveldesign zu kreieren. So schalten wir oft Abkürzungen in bereits besuchte Levelabschnitte frei. Nach einiger Zeit stellt sich hier aber eine gewisse Routine ein, da die Abkürzungen etwas schematisch platziert wirken. Ein solch clever verwinkeltes Leveldesign wie in den Souls-Spielen bekommen wir hier nicht geboten. Ebenso fallen oft künstliche Levelbegrenzungen wie unüberwindbare, hüfthohe Hindernisse auf, die das Spielgefühl manchmal stören. Zusätzlich stört es, dass viele Level für Nebenmissionen recycelt werden. Wir schnetzeln uns also öfter als uns lieb ist durch bekannte Level. Außerdem sind die Nebenmissionen auch nicht immer besonders kreativ gestaltet. Nicht allzu selten müssen wir einfach in einer Art Arena-Gefecht mehrere Wellen von Gegnern besiegen.
Nioh 2 – Die Sache mit der Ausrüstung
Eine Sache hat Nioh schon immer grundsätzlich von den Souls-Spielen unterschieden, und das ist das Beutesystem. Wie bereits im Vorgänger werden wir auch in Nioh 2 mit Unmengen von Beute in verschiedenen Seltenheitsstufen überschüttet. Dabei verlieren wir schon nach kurzer Zeit den Überblick und auch die Lust, unser Inventar ordentlich zu verwalten. Wir werden derart von Beute erschlagen, dass es nach kurzer Zeit eigentlich nur noch nervt, ständig das Inventar ausmisten zu müssen. Da ist es nur logisch, dass wir die meiste Beute irgendwann nur noch links liegen lassen haben. Außerdem hätte es bei den zahlreichen Rüstungen mehr optische Vielfalt geben dürfen. Viele Rüstungs- und Waffenmodelle sehen sich für unseren Geschmack einfach zu ähnlich. Eine Ausnahme bilden hier die stylishen dämonischen Waffen, die mit einem speziellen Aussehen aufwarten und sogar über eine eigene Persönlichkeit verfügen.