Die virtuelle Radsportsaison 2023 wird durch die Tour de France 2023 eingeläutet. Unser Test zeigt, wie sich die diesjährige Ausgabe des Sportspiels auf der PS5 bewährt hat.
Tour de France 2023 – Enttäuschungen bei den Lizenzen
Es macht sich bemerkbar, dass im Vergleich zum Vorjahr Tour de France 2023 nicht in allen Bereichen neue Features einbringt. Diese Tendenz setzt sich fast durchgehend fort, wenn wir die spielbaren Touren und Klassiker betrachten. Obwohl die individuellen Etappen an das Profil der aktuellen Radsportsaison angepasst wurden, umfassen die lizenzierten Mehrtagestouren lediglich die vollständige Tour de France, das Critérium du Dauphiné und Paris Nizza. Hinzu kommen Eintagesklassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich, Paris Roubaix und die Vlaanderen Classic, die bereits seit längerem Teil der Spielserie sind.
Bei den fiktiven Rundfahrten (Euro Tour und Open Tour) sowie den rennähnlichen Events (Les 3 Jours de Provence, Breizh Cup) gibt es keine Neuzugänge zu vermelden. Ähnlich sieht es bei den lizenzfreien Eintagesrennen aus. Insgesamt ist es bedauerlich, dass es in Bezug auf die Lizenzen keine Fortschritte gibt
Tour de France 2023 – Ein gewisses Deja-vu im Bereich der Spielvarianten
Die diesjährigen, kaum spürbaren Veränderungen im Spiel manifestieren sich überwiegend im Gameplay. Im Hinblick auf die Spielmodi bleibt vieles beim Alten. Der Tab “Rennen” ermöglicht es nach wie vor, einzelne Strecken oder One-Day-Rennen zu fahren, ohne sich um die Verwaltung eines Teams kümmern zu müssen. Dabei übernimmt man das Kommando über etablierte Profi-Teams. Bei diesen Rennen sind alle Teams, die ursprünglich teilnehmen dürfen, mit ihren originalen Trikots und Namen vertreten, und die meisten Fahrer sind lizenziert.
Allerdings gibt es einige Ausnahmen – Fahrer, die nur unter einem Pseudonym und ohne authentisches Bild vorkommen, einschließlich hochkarätiger Athleten. Gleich drei renommierte Teams – Cofidis, Soudal Quick-Step und TotalEnergies – sowie das weniger bekannte Team Blanders Folaise treten vollständig ohne Bilder und teilweise ohne echte Fahrernamen an, was das Gesamterlebnis ein wenig trübt. Ein Lichtblick ist, dass wir im Rennen-Modus nun alle Strecken ohne vorherige Freischaltung abfahren können. Zudem haben wir die Möglichkeit, im Editor selbst Hand anzulegen und die Namen zu korrigieren.
Mit dem “Profi-Team”-Modus stürzen wir uns in eine oder mehrere Saisons, in denen wir ein selbst erstelltes Team führen und versuchen, durch Erfolge im Ranking aufzusteigen, um weitere Rennen freizuschalten und bessere Fahrer zu akquirieren. Doch abgesehen vom jährlichen Wechsel der Fahrer, bleibt das Management außen vor. Wie in den Jahren zuvor besteht das Spiel hauptsächlich daraus, von Rennen zu Rennen zu springen, ohne wirkliche Rahmenaktivitäten.
Tour de France 2023 – Spannende Präsentationen
Auch der Pro-Captain-Modus, der vor einiger Zeit grundlegend überarbeitet wurde, hat sich seitdem nicht wesentlich verändert. Er bietet die Möglichkeit, einen eigenen Fahrer zu erstellen und dessen Fähigkeiten durch das Erreichen bestimmter Ziele zu verbessern und ihn in verschiedenen Bereichen zu spezialisieren. Obwohl der Modus in seiner jetzigen Form sehr gut ausgeführt ist, hätte es durchaus Raum für weitere Verbesserungen gegeben, etwa durch eine spannendere Präsentation abseits der Strecke, mit Zeitungsartikeln, Pressekonferenzen oder Ähnlichem.
Mit den “Moment-Rennen” wurde ein neuer Online-Modus eingeführt. Hier konnten wir Punkte sammeln, indem wir an zeitlich begrenzten Rennen teilnahmen und unsere Ergebnisse in Bestenlisten mit denen anderer Spieler verglichen. Diese Spielvariante wurde um Abfahrts-Herausforderungen erweitert, in denen wir unsere Fähigkeiten auf speziell gestalteten Abfahrtsstrecken unter Beweis stellen.
Trotz ihrer begrenzten Anzahl tragen diese beiden Online-Modi dazu bei, das Interesse am Spiel aufrechtzuerhalten, selbst nachdem man die Rundfahrten und Ein-Tages-Rennen mehrmals absolviert hat.
Tour de France 2023 – Vorbereitung auf die Saison
Das übersichtliche Menüdesign der Reihe bleibt auch in diesem Jahr bestehen, es präsentiert uns vornehmlich das altbekannte Interface. Regelmäßige Spieler der Reihe werden bemerken, dass die Trainingssektion nahezu identisch bleibt und die gleichen Aspekte abdeckt.
Darunter befinden sich neben der Steuerung des Fahrrads auf der Straße, vom Beschleunigen und Bremsen, auch das Energiemanagement inklusive Verpflegung. Darüber hinaus werden auch Aspekte wie der Teamfunk, der es uns ermöglicht, während des Rennens Anweisungen an unsere Teammitglieder zu geben, den aktiven Fahrer zu wechseln oder das Rennen vorzuspulen, und das im letzten Jahr verbesserte Zeitfahren vorgestellt.
Tour de France 2023 – Optimierungen vor allem im Spielgeschehen
Tour De France 2023 präsentiert vor allem im Bereich des Spielgeschehens Verbesserungen. In der vergangenen Ausgabe des Spiels konnte man sich unter anderem auf verbesserte Rennereignisse wie Unfälle oder Krankheiten freuen, ebenso auf simuliertes Training zwischen den Renntagen, welches die Leistung unserer Radsportler beeinflussen konnte.
Zwei zusätzliche Attribute, Mittelgebirge und Beweglichkeit, wurden eingeführt, um die Fähigkeiten und das Verhalten der Radsportler auf der Strecke noch präziser darzustellen. Besonders die Unterscheidung des Mittelgebirges von Hügeln und hohen Bergen stellt einen willkommenen Realismusschub dar.
Auch der Modus “Pro Kapitän” wurde optimiert. Vor Spielbeginn können wir nun Teammitglieder rekrutieren. Bevor unsere Karriere startet, stehen uns verschiedene Optionen zur Verfügung, um das Fähigkeitenportfolio unserer Teammitglieder festzulegen. So können wir beispielsweise nur mit weniger erfahrenen Teammitgliedern, erfahrenen Veteranen oder Sieganwärtern in die erste Saison starten. Es ist auch möglich, ausschließlich mit Nachwuchsfahrern unter 25 Jahren zu starten, die noch an der Jungfahrer-Wertung teilnehmen.
Tour de France 2023
Description
Besonders enttäuschend ist der Stillstand im Bereich der verfügbaren Strecken und Lizenzen, der immer noch erhebliche Lücken aufweist. Ebenso irritierend bleibt die optische Gleichförmigkeit der Fahrer. Zwar sind die Gameplay-Verbesserungen wie die zwei neuen Attribute für die Fahrer und die rekrutierbaren Teammitglieder im "Pro Captain"-Modus sinnvolle Neuerungen, doch können sie kaum als bahnbrechend bezeichnet werden. Ebenso ist der zusätzliche Online-Modus mit Fokus auf Abfahrten eine willkommene Ergänzung. Dennoch hätte eine umfangreichere Darstellung der Karriere, zum Beispiel mit Pressekonferenzen, einen deutlich stärkeren Eindruck hinterlassen.Ab der zweiten Saison können wir gezielt Teammitglieder rekrutieren, indem wir ein Budget verwenden, das wir vor Spielbeginn festlegen können. Dieses Budget kann je nach unseren Vorstellungen knapp, ausreichend oder reichlich bemessen sein und ermöglicht es uns, offene Positionen in unserem Team zu besetzen oder verkaufte Teammitglieder zu ersetzen.
Tour de France 2023 – Weiterentwicklungen und Anpassungen
Ein weiterer Aspekt, der optimiert wurde, betrifft die Bildung von Grupettos im hinteren Teil des Feldes, in denen sich abgehängte Fahrer zusammenschließen können, um den Schaden in Grenzen zu halten. In früheren Spielen fuhren die abgehängten Fahrer meist alleine und verloren dadurch viel Zeit. Diese Neuerung trägt wesentlich zur Realismussteigerung des Spiels bei. Auch das Kollisionsverhalten auf der Strecke wurde verbessert. Wenn man auf einen anderen Fahrer auffährt, wird nun mehr Widerstand spürbar. Gleichzeitig ist es aber auch einfacher, sich im Feld nach vorne zu bewegen, da die Reaktionen auf Kollisionen realistischer wirken.
Die Darstellung der Minikarte im Zielbereich wurde ebenso überarbeitet, ähnlich wie bei den Abfahrten in vorherigen Versionen. Dadurch kann man Kurven und wichtige Punkte wie die Ein-Kilometer-Marke auf der Karte deutlicher erkennen, was ein präziseres Steuern und eine bessere Einteilung der Kräfte ermöglicht.
Die grafische Präsentation von Tour de France 2023 muss sich keineswegs verstecken und offeriert wieder einmal überzeugende und vielseitige Streckenarchitekturen. Nicht nur eine Vielzahl von Zuschauern flankiert den Rennverlauf, in Gruppen, einzeln oder mit ihren Fahrzeugen, sie jubeln, winken und rufen uns zu. Ebenso können wir während unserer Fahrt authentisch gestaltete Naturlandschaften, Städte und Sehenswürdigkeiten erkennen, die für ein angenehm dynamisches Spielgeschehen sorgen.
Tour de France 2023 – All die Jahre wieder
Ein langjähriges Ärgernis des Spiels bleibt jedoch die bemerkenswerte Homogenität der Fahrergestaltung. Jedes Gesicht, das uns am Startpunkt der Etappen entgegenblickt, scheint eine exakte Kopie des nächsten zu sein, ein Phänomen, das in all den Jahren konstant geblieben ist.
Dieses Manko trübt die ansonsten sehr ansprechende visuelle Gestaltung und wirkt insbesondere während der Siegerehrungen, wenn gleichartige Fahrer das Podium betreten und triumphierend die Arme erheben, doch recht befremdlich. Ähnlich stagnierend präsentiert sich der Soundbereich, der uns die bekannten Melodien und die fast identischen Kommentare aus dem vergangenen Jahr präsentiert.