Der zwölfte Teil der Ubisoft-Serie heißt Assassin’s Creed Valhalla und führt uns nach Norwegen und England des neunten Jahrhunderts. Bereits bei der Auswahl der Story macht sich deutlich, dass Ubisoft wieder einen neuen Weg einschlägt. Wenn wir uns erinnern, handelte es sich bei den ersten Teilen noch um die Templer und Assassinen. Der erste Teil der Saga bleibt für mich seither unerreicht, obwohl sich die Entwickler große Mühe geben. Mit Assassin’s Creed Valhalla wollen sie dieses Mal alte Elemente aus früheren Teilen mit neuen kombinieren. Ob dies von Erfolg gekrönt ist, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Assassin’s Creed Valhalla – Eroberung des mittelalterlichen Englands
In Assassin’s Creed Origins haben wir mit Bayek, einem Medjay, die Bewohner unserer Stadt in Ägypten beschützt. Assassin’s Creed Odyssey führte uns nach Griechenland und konnte über weite Strecken durch entscheidungsabhängige Story-Quests und erspielbare Belohnungen in der offenen Spielwelt überzeugen. Diesmal führt uns die Spielreihe nach Norwegen, in dem wir in die Rolle des Wikingers Eivor Wolfsmal schlüpfen.
Vor Spielbeginn könnt ihr euch zwischen einer weiblichen Kriegerin und einem männlichen Krieger entscheiden. Diese Entscheidung hat keinen spielerischen Einfluss. Anschließend führt uns Assassin’s Creed Valhalla in die Geschichte ein und lässt uns an das Schicksal des jungen Eivor Wolfsmal teilhaben. Wir erleben das grausame Schicksal seiner Eltern. Nach all diesen Ereignissen vergehen für uns 15 Jahre und unser Protagonist kann mit Sigurd (seinem Bruder) den Plan schmieden, das mittelalterliche England zu erobern. Traurig, aber wahr: Der Tod von Eivors Eltern hat mit dem weiteren Spielverlauf dann nichts mehr zu tun. Zumindest konnte ich keinen Zusammenhang erkennen, obwohl wir durch Rückblenden auch in die Kindheit zurückkehren.
Schön zu beobachten: Episode für Episode vergrößert sich durch Bündnisse mit den Landesherren anderer Gebiete unser Einfluss. Dabei schaltet sich neue Gebiete frei und es lässt sich entscheiden, mit wem Bündnisse eingegangen werden sollte. Die Bündniskarte verschafft euch einen Überblick, um einen Plan zu entwickeln, zu welche Siedlungen ihr als nächstes reisen könnt. Oft könnt ihr euch zwischen zwei oder drei Gebieten entscheiden.
Mit einer Reise zu den Gebieten ist es nicht getan, denn die Monarchen erwarten eine Gegenleistung, um mit euch ein Bündnis einzugehen. Diese gestalten sich immer unterschiedlich, sodass ihr für jedes Gebiet auch verschiedene Aufgaben erledigen müsst. Auf diese Weise gewinnt ihr das Vertrauen der Monarchen, wodurch eure Armee wachsen kann.
Assassin’s Creed Valhalla – Ein ruhiger Puls
Im Vergleich zu den früheren Teilen finde ich es schwer einen roten Pfad zu erkennen. Auf der einen Seite finde ich es wirklich gut, welche Möglichkeiten Assassin’s Creed Valhalla bietet. Andererseits fehlen mir die Emotionen, die es bei solch einer Story geben sollte. Es fühlt sich während des Spiels nicht, wie die Geschichte der Wikinger oder von Eivor Wolfsmat an, da wir immer wieder mit dem Eingehen von Bündnissen, Nebenquests oder dem Freischalten neuer Fertigkeiten oder Fähigkeiten beschäftigt sein können. Zu einer Aufgabe gehört beispielsweise, die Tötung des aktuellen Machthabers.
Natürlich tragen diese Aufgaben zu einem abwechslungsreichen Spielgeschehen bei, führen jedoch im weiteren Spielverlauf zu einem Routine-Alltag. Die Motivation nahm im weiteren Spielverlauf ab, sodass wir zwar den Grind weiterführten, aber sonderlich Spaß hatten wir nicht. Wir absolvierten die gegeben Aufgaben, weil wir es tun mussten um Fertigkeiten oder Fähigkeiten freizuschalten. Leider schaffen die Entwickler es nicht, wie in vielen anderen Assassins Creed-Teilen eine Spieltiefe zu bieten, wenn es um die Geschichte des Protagonisten geht. Gerade in Valhalla hatte ich dies mit großer Spannung erwartet.
Assassin’s Creed Valhalla – Kein Höhepunkt in Sicht
Kommen wir zu den Charakteren in Assassin’s Creed Valhalla. Während des gesamten Spielzeitraums habe ich keine Emotionen feststellen können. Weder der Hauptprotagonist noch seine Freunde oder Kontrahenten sind in der Lage, mein Herz höher schlagen zu lassen. Gerade die Emotionen gehörten für mich zum Nonplusultra bei den früheren Storys in Assassin’s Creed.
Was in Assassin’s Creed Valhalla folgt sind verschiedene Zwischensequenzen, in denen wir mit Verbündeten interagieren und über dieses und jenes sprechen. Es folgt keine Spieltiefe und viele Konflikte sind vorauszusehen und auch die Charaktere denen wir begegnen, sind durchschaubar. Dies ist auch der Grund, weshalb sich keine Spannung bei mir aufbauen konnte. Kurzum: Die Schicksale aller Charaktere verloren bei mir an Bedeutung, da sie mich mit ihrer Art nicht abholen können, unabhängig davon ob sie unsere Freunde oder Feinde sind.
Assassin’s Creed Valhalla – Der Bau einer eigenen Siedlung
In Assassin’s Creed Valhalla habt ihr die Möglichkeit eure eigene Siedlung zu besitzen und sogar auszubauen. Hierfür sind Ressourcen-Upgrades notwendig, die ihr durch absolvierte Raubzüge freischalten könnt. Ihr plündert Klöster aus und zieht in Massenschlachten ein, wobei die Ressourcen sich in Truhen befinden. Habt ihr die gegnerische Armee dem Erdboden gleichgemacht findet ihr die Truhen rundum das Gebiet verteilt.
Viele der Gebäude in eurem Siedlungsbiet lassen sich erst einem Upgrade unterziehen, wenn ihr das Equipment anderer Gebäude aufgerüstet habt. Dazu zählt beispielsweise die Werkstatt von Gunnar oder das Haus der Hellseherin.
Neben dem Ausbau eurer Gebäude könnt ihr diesen auch eine optische Veränderung geben. Hierfür müsst ihr Händler auf der Spielkarte aussuchen und diese käuflich erwerben. Wenn ihr Upgrades durchführt, schaltet ihr zeitgleich auch neue Gebiete auf der Karte frei, wodurch auch neue Quests auf der Spielkarte zu finden sind. Wie ihr schon selbst feststellen könnt: Assassin’s Creed Valhalla bietet einen durchgehenden Grind nach Fortschritten, hinsichtlich Eivors Fähigkeiten oder dem Ausbau eurer Siedlung.
Assassin’s Creed Valhalla – Massenschlachten und Bosskämpfe
Bevor ich auf die neu eingeführten Bosskämpfe in Assassin’s Creed Valhalla eingehe, gebe ich euch einen Einblick in die Kampfmechanik. Im Mittelpunkt sollen die Kämpfe stehen, wobei sich diese (im Vergleich zu den Jahren davor) deutlich unterscheiden. Vor allen Dingen macht die KI aus meiner Sicht eine schlechte Figur. Am Anfang lernen wir durch die aufgestellten Puppen-Gegner, wie unsere Klinge (die wir übrigens geschenkt bekommen) auf verschiedene Art und Weisen eingesetzt werden kann. Wenn es jedoch um Kämpfe gegen die KI geht, machen sich die Schwächen des Kampfsystems deutlich bemerkbar.
In nahezu jedem Gebiet beziehungsweise in jeder Schlacht, lässt sich die KI ohne großen Aufwand besiegen. Selbst wenn Gegner direkt vor Eivor stehen, erfolgt keine Reaktion und das unabhängig davon, welches Level der Krieger besitzt. Deshalb wirken die Kämpfe unspektakulär, ohne Atmosphäre, monoton und es macht sich Freude breit, wenn eine Schlacht vorbei ist.
Für etwas Abwechslung sorgen die Bosskämpfe, denen ihr auf der ganzen Spielkarte begegnen könnt. Hier trifft ihr meist auf stark geschützte Gegner, bei denen ihr einen gewissen Mehraufwand betreiben müsst, um als Sieger hervorzugehen. Dieser Aufwand hält sich aber auch in Grenzen, denn auch der Gegner im Bosskampf zeugt nicht von viel Intelligenz.
Lobenswert ist aus meiner Sicht, dass die „Bosse“ alle verschiedenen speziellen besitzen, wodurch wir nicht blind einen Angriff starten können. Abhängig davon auf welchen Gegner ihr trifft, müsst ihr auf taktisch behutsamer Weise vorgehen. Manche Gegner müsst ihr aus der Distanz mit Pfeil und Bogen attackieren und nicht nah an euch herankommen lassen. Andere wiederum müsst ihr mit eurer Axt bearbeiten, da diese in der Lage sind euren Pfeilen auszuweichen. Die Bosskämpfe machen deutlich, welches Potenzial Assassin’s Creed Valhalla besitzen könnte, wenn sich auch die KI der anderen Gegner so gestalten worden wäre.
Assassin’s Creed Valhalla – Eine taktische Meisterleistung
Ein weiteres neues und auch gutes Feature sind die auswahlbaren taktischen Möglichkeiten, die ihr für die Planung eurer Schlachten nutzen könnt. Es macht sich deutlich bemerkbar, wie die Entwickler dem Spiel eine gewisse Tiefe verleihen wollen, um die Kämpfe gegen die KI abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Gegnerische Gebiete lassen sich mit einer großen Genauigkeit infiltrieren, sodass ihr über die Stellungen der KI bestens informiert seid.
Auch die Kampfelemente, wie das Schleichen oder der Angriff aus einer Deckung (die wir auch aus den vergangenen Teilen kennen) sorgen für Abwechslung und haben schon immer Assassin’s Creed ausgemacht. Die Schwächen der KI lassen sich mit einem Auge zudrücken, da wir in Valhalla endlich wieder mit unserer Klinge, unsere Gegner gezielt aus dem Hinterhalt (oder von einer höheren Ebene) ein Attentat ausführen können.
Die Intelligenz der KI schwächelt und lässt uns diese Möglichkeiten nicht ausgiebig nutzen. Oft werden wir aus unerklärlichen Gründen entdeckt, obwohl wir uns nicht im Sichtfeld der Wachen befinden. In anderen Szenen stehen wir wiederum genau im Blickfeld oder sogar direkt vor einer Wache und bleiben unentdeckt. Es bleibt nur zu hoffen, dass durch zukünftige Updates solche Fehler auf ein Minimum reduziert werden.
Im Vergleich zu Assassin’s Odyssey hat sich das Skill-System verändert. Eivor Wolfsmat besitzt Fertigkeiten und Fähigkeiten. Dabei gliedern sich die Fertigkeiten in einem Skill-Tree, denen wir auch schon in anderen Spielen begegnen. Hier habt ihr die Möglichkeit neue Fertigkeiten in Bezug auf Schadensbegrenzungen oder Kampfmanöver freizuschalten. Die Liste an freischaltbaren Fertigkeiten ist lang und dementsprechend gibt es auch viele Skill-Punkte durch Aufgaben zu erspielen. Wer fleißig Quests erfolgreich meistert kann in kurzer Zeit ein sehr hohes Level erreichen. In dieser Hinsicht macht uns Assassin’s Creed Valhalla das Leben ziemlich leicht.
Ganz so einfach ist das Erspielen von Fähigkeitspunkten hingegen nicht. Diese erfordern viel mehr Geduld, da ihr euch neben den Aufgaben auch auf die Suche nach Büchern begeben müsst. Habt ihr genügend Aufgaben und/oder Bücher gesammelt, lassen sich neue Fähigkeiten hinsichtlich Fern- und Nahkampfs freischalten, welche die Spielmechanik verändern und für große Abwechslung sorgen können.
Diese Features sorgen aus meiner Sicht für eine Langzeitmotivation, wodurch wir als Spieler Nebenquests absolvieren und die Spielwelt erkunden, damit wir Upgrades für Eivor freischalten können. Diese gute Idee kann jedoch aufgrund der schwachen KI und der nicht zu sehenden Transparenz sein volles Potenzial nicht ausschöpfen. In unserem Test konnten wir nämlich nicht feststellen, ob Änderungen bei den Fertigkeiten spielentscheidend sein können.
Die KI ist zu schwach und macht es uns leicht durch einige wenige Fähigkeiten im Fern- oder Nahkampf oder Fertigkeiten als Sieger hervorzugehen. Obwohl wir im Spielverlauf auf verschiedene Gegner mit unterschiedlicher Ausrüstung und Waffen treffen, zeigten sich hier keinerlei Unterschiede. Dies war in Assassin’s Creed Odyssey nicht der Fall, in dem wir uns aufgrund der KI auf echte Herausforderungen einstellen mussten.
Assassin’s Creed Valhalla – Grafikpracht im Norden Europas?
Die Erwartungen an Assassin’s Creed Valhalla waren ziemlich hoch. Schon der erste Trailer sorgte bei mir für einen Gänsehautmoment und für das Gefühl, dass wir eine Grafikpracht im kalten Norden von England erleben werden. Gleich vorweg: Zum Release der Playstation 5 werden wir die Next Gen-Version des Spiels ausführlich testen und in unserer Wertung aufnehmen.
Bei der Grafik auf der Playstation 4 Pro hätte ich mir mehr erhofft. Die bunte Spielwelt sieht gut aus keine Frage. Auch die von Schnee bedeckten Berge machen eine gute Figur. Trotzdem erhoffte ich mir gerade bei den Details viel mehr Tiefe. An einigen Stellen wirkten Eivors Klamotten oder seine Haare verpixelt. Hierbei weiß ich noch nicht, ob es sich um einen Grafikfehler meinerseits handelt (TV oder PS4 Pro) oder um einen Bug. Subjektiv gesehen sieht für mich Assassins Creed Odyssey im Vergleich besser aus. Wenn ihr anderer Meinung seid, habe ich gute Neuigkeiten denn Assassins Creed Valhalla bietet einen Fotomodus. Hier könnt ihr die schönsten Momente für euch festhalten.
Assassin’s Creed Valhalla – Überarbeitetes Loot-System
Mit dem Lootsystem in Assassin’s Creed Odyssey haben die Entwickler viele negative Kommentare von Fans und Spielern ernten müssen. Umso erfreulicher, dass sie sich die Kritik zu Herzen genommen haben und für Valhalla sich einen guten Weg ausgedacht haben, um uns als Spieler auch zu motivieren.
Wir erinnern uns, mit welcher Leichtigkeit wir zu jener Zeit an neue Waffen oder Ausrüstung gelangt sind. In Assassin’s Creed Valhalla müsst ihr euch neue Waffen verdienen, in dem ihr Quests absolviert, mit eurem Pferd die Spielewelt nach Ressourcen erkundet oder die Händler aufsucht. Ihr müsst euch mit dem Spiel befassen, um neue Ausrüstungsgegenstände freischalten zu können. Auf diese Weise haben Waffen einen Mehrwert, da sie nicht mehr „hinterhergeworfen“ werden. Leider lassen sich die nicht benötigte Waffen oder Gegenstände nicht verkaufen. Dies wäre meiner Meinung nach ein gutes Feature gewesen.