Bereits der Vorgänger Remnant – From the Ashes konnte mit seinem wuchtigen Gunplay, dem knackigen Schwierigkeitsgrad sowie seinen prozedural generierten Welten überzeugen. Nicht zu Unrecht war hier die Rede von einem Dark Souls mit Knarren. Warum der Nachfolger Remnant II in fast allen Belangen nochmal eine Schippe drauflegen kann, erfahrt ihr unserem Test.
Remnant II – Nur mal kurz das Multiversum retten
Wider Erwarten ist die Saat, die schon im Vorgänger die Welt bedrohte, nicht besiegt. Im Gegenteil droht sie nun sogar, das gesamte Multiversum zu übernehmen. Das können wir natürlich nicht zulassen und treten mit unserem Helden zur Rettung des Universums an. Zu Beginn des Spiels werden dabei einige Charaktere durch Zwischensequenzen als wichtige Protagonisten eingeführt. Das vermittelt den Eindruck, dass wir in Remnant II eine packende Story mit spannenden Figuren erleben.
Nach kurzer Zeit sind die so pompös eingeführten Charaktere jedoch schon vergessen und die Story plätschert so nebenbei vor sich hin. Das finden wir aber, wie bereits im Vorgänger, nicht weiter schlimm, stehen doch das Gameplay und die prozedural generierten Welten im Fokus. Und in beiden Bereichen liefert Remnant II.
Remnant II lässt uns dabei die Wahl aus 4 Archetypen (also Klassen): Jäger, Doktor, Draufgänger und Helfer. Der Jäger ist ein klassischer Schütze, der sich auf sein Geschick mit dem Gewehr verlässt. Der Doktor ist ein Heiler, was besonders im Koop-Modus eine wichtige Rolle spielt. Der Draufgänger fungiert als Tank und stürzt sich gern in den Nahkampf.
Der Helfer zuletzt ist eine neue Klasse und kommt mit einem Hund als Begleiter, dem wir im Kampf eine Hand von Befehlen erteilen können. Empfehlenswert ist der Helfer für Solospieler, da sein Hund ihn wiederbeleben kann. Im weiteren Spielverlauf können wir zudem noch weitere Archetypen freischalten sowie auch 2 Archetypen gleichzeitig nutzen. Das motiviert zum Experimentieren, welche Kombinationen gut funktionieren und erhöht gleichzeitig den Wiederspielwert.
Remnant II – Die Saat ist überall
Im Vergleich zum Vorgänger sind die verschiedenen Welten, in Remnant heißen sie Biome, nochmal abwechslungsreicher gestaltet. Wir bereisen mehrere Biome, die wie im Vorgänger zufallsgeneriert werden. Es werden aber nicht nur die Welten selbst, sondern auch die Reihenfolge, in der wir sie bereisen, ausgewürfelt. Dadurch ist die Abwechslung nochmal größer, sodass kein Spieldurchlauf dem anderen gleicht.
Die verschiedenen Biome unterscheiden sich nicht nur optisch sehr stark und sehen dabei auch noch fantastisch aus, sondern sind teils auch sehr verschachtelt und warten mit einigen Rätseln auf, was uns zur Erkundung motiviert. So bereisen wir etwa die bereits aus dem Vorgänger bekannte Welt Yaesha, ein außerirdisches Raumschiff oder eine Welt, die sehr an Bloodborne erinnert. Teils sind die Welten aber schon so verschachtelt, dass wir uns verlaufen.
Da wir außerdem nur spärliche Hinweise bekommen, wo unser nächstes Missionsziel zu finden ist, gestaltet sich die Wegfindung bisweilen schwierig. Wer in Remnant II alles sehen will, braucht daher mehrere Spieldurchläufe. Haben wir das erste Biom abgeschlossen, schalten wir zudem den Abenteuermodus frei. In diesem können wir die Welten nochmal bereisen, um die Welten weiterzuerkunden oder unsere Ausrüstung zu optimieren. Dabei hat der Abenteuermodus keinen Einfluss auf den Kampagnenfortschritt.
Was das Gameplay betrifft, so startet Entwickler Gunfire Games keine großen Experimente, sondern baut auf dem soliden Grundgerüst des Vorgängers auf und verfeinert dieses. So spielen sich zunächst einmal die Schusswechsel noch einen Ticken befriedigender als in Remnant – From the Ashes. Sowohl der Rückstoß als auch das Trefferfeedback der verschiedenen Waffen fühlen sich einfach befriedigend an.
Genau wie im Vorgänger leben die Gefechte auch weiterhin von einer gewissen Grundhektik: wir schießen, weichen aus, schießen, nutzen eine Fähigkeit und wiederholen das Ganze. So ergibt sich in den Kämpfen ein angenehmer Flow, wobei uns die verschiedenen Moves dank der präzisen Steuerung flüssig von der Hand gehen. Ergänzt wird das Ganze noch durch klassenspezifische Fähigkeiten und zahlreiche Waffenmods, die unseren Waffen verschiedene Fähigkeiten wie Brandgeschosse oder einen Giftstrahl verleihen.
Remnant II – Motivierende Jagd nach Ausrüstung
Remnant II ist kein klassischer Loot-Shooter. Zwar gibt es eine Vielzahl an Waffen, Mods und Ausrüstungsgegenständen, die wollen in den teils extrem verschachtelten Welten aber erstmal gefunden bzw. von Bossen erbeutet werden. Dass wir nicht mit Waffen überschüttet werden, ist dabei genau die richtige Entscheidung, denn so freuen wir uns wirklich über jede neue Waffe.
Anders sieht es bei Ringen aus, von denen wir im Spielverlauf sehr viel mehr finden, als unser Charakter überhaupt Finger hat. Was die Rüstungen betrifft, so bieten diese im Gegensatz zum Vorgänger keine Setboni mehr und lassen sich nicht verbessern, was den Stellenwert für unseren Build reduziert. Letztlich laufen wir daher einfach in der Rüstung rum, die uns optisch am besten gefällt. Damit sehen wir zumindest schick aus.
In Bezug auf die Bosskämpfe macht Remnant II einen riesigen Schritt nach vorn. Waren die Bosskämpfe im Vorgänger, gerade für Solospieler bisweilen unfair, so sind die Bosse in Remnant II besser ausbalanciert. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht mehr von unzähligen Minions begleitet werden. Das heißt aber nicht, dass die Bosskämpfe in Remnant II uns nicht gehörig fordern würden.
Ganz im Gegenteil haben wir uns an dem ein oder anderen Boss gern mal die Zähne ausgebissen. Zudem streut das Spiel immer mal wieder kleinere Zwischenbosse ein, die auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken sind. Ohne euch jetzt zu viel zu verraten, können wir auch sagen, dass die Bosse in Remnant II sehr kreativ designt sind und sowohl optisch als auch von den Spielmechaniken her einiges an Abwechslung bieten.