Im Test beweist Demon’s Souls, dass es die Killer-App der PlayStation 5 ist. Nicht nur ist es eine technische Meisterleistung, sondern auch spielerisch ein absoluter Ausnahmetitel. Nachdem Entwickler Bluepoint bereits mit Shadow of the Colossus bewiesen hat, dass sie die Meister aller Remakes sind, übertreffen sie sich mit Demon’s Souls selbst. DualSense, Wuchtigkeit, Gewicht, Sound – der Mix aus all den alten Tugenden des Originals gepaart mit den technischen Neuheiten liefert hier ein altes und trotzdem frisches Erlebnis. Warum hier am Ende eine absolut verdiente 10 steht, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Wenn ihr noch nie in Berührung mit Demon’s Souls gekommen seid, will ich euch kurz und knackig die Storyline des Spiels erklären. Es geht hierbei um König Allant XII, der die gesamte Welt auslöschen will. Das Königreich Boletgaria bildet den Schauplatz des Geschehens und wurde durch Seelenkünste zu einem sehr wohlhabenden Land. Dummerweise sind diese Künste dämonischen Ursprungs, sodass die Nebenwirkungen recht schnell deutlich wurden. Sie alleine reichen nämlich nicht, die Menschen von Schmerz und Leid zu befreien. Und so machte sich besagter König auf die Reise in den Nexus, um dort „The Old One“ zu erwecken.
Und was danach geschieht, müsst ihr dann aus den Storyschnipseln im Spiel herausfinden. Demon’s Souls, der Urvater der Souls-Reihe, setzte damals das Fundament für Dark Souls oder Bloodborne, wo die Story sich vielmehr über die Objekte im Spiel definierte als durch Zwischensequenzen. Wenn ihr euch darauf einlasst, erfahrt ihr allerhand spannende Details zur Geschichte. Klar, sie wirkt nebensächlich und nur Mittel zum Zweck für Außenstehende. Doch die Mythen dahinter und die Symbolik, die sich From Software (Macher des Originals) hier überlegt haben, sind auch anno 2020 überragend.
Demon’s Souls – Zeitlos überwältigend
Zu Beginn des Spiels dürft ihr euch, wie immer, einen eigenen Charakter erstellen. Der Editor bietet hierbei wesentlich mehr Möglichkeiten als im Original. Zur Auswahl stehen nicht nur die allseits bekannten Klassen (Magier, Dieb, Schwertkämpfer, etc), sondern auch Männlein, Weiblein, Tattoos und so weiter und so fort. Wie auch schon in späteren Dark Souls-Spielen könnt ihr hier skurrile Kreaturen erschaffen.
Spielerisch haben die Entwickler das zeitlose Gameplay nahezu unangetastet gelassen. Das bedeutet: Gegner sind auch heute noch genau dort, wo sie auch vor elf Jahren waren. Die Timings für Parries sind genauso wie früher, deren Angriffsrhythmen ebenso. Alles ist aber von Grund auf modernisiert, was die Technik dahinter angeht. Die fünf großen Areale des Spiels sehen atemberaubend aus – auch ohne Raytracing. Bluepoint hat aber nicht nur die Vorlage genommen und alles in 4K aufgelöst und die Texturen erneuert. Es gibt noch viel mehr neue Details, die das Drumherum unglaublich plastisch und organisch wirken lassen.
Bekannte Örtlichkeiten sehen genauso dreckig, düster und atmosphärisch aus wie vor elf Jahren. Es wirkt oftmals wie eine Erinnerung, die ihr nochmal abspult. Nur sieht diese jetzt wirklich gut aus. Die Sumpf-Gegend, die vielen vermutlich noch in bester Erinnerung ist, hat an Flair rein gar nichts verloren. Im Gegenteil: Das Gebiet ist noch besser als jemals zuvor. Wie auch immer ihr das nun deuten möchtet – Zwinkersmiley.
Demon’s Souls – Old but gold
Was mich schon immer an Demon’s Souls fasziniert hat, war das Moral-System. Zwar hat das Original zu wenig Hilfen oder Erklärungen geboten, doch es motivierte von dem Moment an, wo ich es verstand. Das Remake hingegen macht hier vieles besser. Nicht nur ist der Status leichter einzusehen, auch die Erklärungen sind deutlich logischer. Es macht einen gewaltigen Unterschied, wen ihr alles tötet, wie oft ihr sterbt, welcher Boss besiegt ist und so weiter und so fort. All das wirkt sich nämlich auf die Spielwelt aus, wenngleich zum Ende hin sämtliche Stränge wiederum normalisiert werden.
Darüber hinaus haben die Entwickler bei Bluepoint in einigen Aspekten nochmals Hand angelegt. So ist die Anzahl an Heilkräutern verringert und deren Gewicht ist leicht nach oben angepasst, sodass es nicht mehr möglich ist, quasi unendlich viele davon zu tragen. Das führt unweigerlich dazu, dass Demon’s Souls etwas schwerer ist als noch das Original. An dieser Stelle sollte ich aber auch erwähnen, dass die anderen Souls-Spiele merklich härter ausfallen und der Urvater vergleichsweise einfach ist. Und wenn ihr nach einem Easy-Mode ruft: Spielt Magier.
Auf der anderen Seite hat Bluepoint alte Schwächen (wohlwissend?) übernommen. Dazu zählt unter anderem die Gegner-KI, die sich weiterhin viel zu einfach überlisten lässt. Das Problem ist aber nicht neu und zieht sich wie ein Faden durch die gesamte Souls-Reihe. Auch die Checkpoints aufgrund der fehlenden Bonfire sind für Spieler jüngeren Alters (insbesondere die 2000er Generation) ein Dorn im Auge, da hier viel Rücklauf entsteht. Fehler bestraft Demon’s Souls hart – und das ist gut.
Spielerlebnis der Extraklasse
Demon’s Souls sieht grafisch fantastisch aus. Dabei bietet euch das Spiel die Wahl, ob ihr lieber im cineastischen 4K30 Modus (mit besserer Grafik) oder dynamischen 4K und locked 60 FPS spielen wollt. Die grafischen Unterschiede zwischen den beiden Modi sind vergleichsweise gering, wenngleich Texturen hin und wieder im cineastischen Modus besser aussehen und Schatten detaillierter sind. Auch die Ausleuchtung ist im cineastischen Modus schicker. Nichtsdestoweniger bekommt ihr in beiden Modi einen ersten Vorgeschmack auf das, was die PS5 zu liefern vermag. Die schiere Menge an Details und die Opulenz des Ganzen ist sagenhaft.
Der PS5 DualSense Controller hilft bei der Immersion ungemein. Eure Angriffe und Blocks spiegeln sich im Drücker nämlich wider. Sowohl was Akustik als auch Haptik angeht – das Feedback ist klasse. Wenn ein Boss meine Schildverteidigung durchbricht, lässt mich der DualSense Controller das auch richtig spüren. Die Wucht und Gewalt der einzelnen Angriffe wird perfekt eingefangen. Und wenn der eine Drache aus dem Trailer durch die Luft düst, lässt mich der Controller seine schiere Präsenz und massive Art wissen. Atmosphärisch ist dieses Erlebnis das Nonplusultra.
Ein weiteres Highlight ist dann letztlich auch der Soundtrack. Bluepoint hat nahezu alle Sprecher des Originals wieder an Bord holen können, die ikonische Sprüche einmal mehr vertonen. Die musikalische Seite hat ebenso eine Überarbeitung erhalten, bleibt dem Original sehr treu. Jeder Bosskampf ist somit nicht nur visuell, sondern auch akustisch ein Hochgenuss. Und zusammen mit den extrem kurzen Ladezeiten kann ich mich direkt nach dem Ableben zurück ins Gefecht stürzen und die wundervollen Melodien hören, während ich die Mechaniken der Bosse zum zweiten Mal lerne.