Inmitten unseres stressigen Alltags suchen viele von uns Zuflucht in virtuellen Welten, um dort ein neues Leben zu beginnen. Lebenssimulationsspiele bzw. Cosy Games bieten genau diese Möglichkeit. Doch in einem Markt, der von etablierten Titeln wie Animal Crossing: New Horizons, Story of Seasons und mittlerweile Stardew Valley dominiert wird, ist es mutig für einen Indie-Entwickler, mit einem teuren und neuen Lebenssimulationsspiel wie Fae Farm anzutreten. Wir haben uns Fae Farm genauer angesehen, um herauszufinden, ob dieses süße Abenteuer wirklich unter den Großen mitspielen kann.
Fae Farm – Ein Hauch mehr Magie
Fae Farm präsentiert sich bei der Charaktererstellung als einladende Spielwiese für kreative Köpfe. Die breite Auswahl an Optionen ermöglicht es den Spielern, ihren ganz persönlichen Avatar zu erschaffen. Von der Frisur über die Augenfarbe bis hin zur Körperform ist an vieles gedacht. Sehr viele Optionen, die nicht jedes Spiel hat, bezüglich Körperform- und Farbe sind auch bedacht. Das ermöglicht es den Spielern, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, auch wenn die Charaktere stark an Playmobil-Figuren erinnern.
Eine kleine Einschränkung gibt es jedoch bei der Namensgebung für euren Charakter. Statt einen eigenen Namen zu wählen, wird der Name eures Nintendo-Accounts bzw. Steam-Accounts verwendet. Um diese Hürde bei Nintendo zu überwinden, müsst ihr ein internes Konto beim Entwicklungsstudio Phoenix Lab erstellen. Dieser Schritt mag für einige Spieler irritierend sein, besonders wenn ihr auf die Cross-Play-Funktion zugreifen möchtet. Doch es ist wichtig zu beachten, dass dieser zusätzliche Aufwand die Tür für eine nahtlose Spielerfahrung zwischen verschiedenen Plattformen öffnet, was in der heutigen Gaming-Welt immer relevanter wird.
Nach der Charaktererstellung erwartet euch eine zauberhafte Welt, die auf den Namen Azoria hört. Diese Insel ist der Schauplatz eures neuen Lebensabenteuers. Die Bürgermeisterin Merritt empfängt euch, und hier beginnt die Geschichte von Fae Farm. Doch warum gerade Azoria? Riesige Strudel haben das Meer rund um die Insel fest im Griff, was dazu geführt hat, dass sämtlicher Schiffsverkehr und Handel eingestellt wurden. Ihr seid die erste Person seit langer Zeit, die es auf diese abgeschiedene Insel geschafft hat. Die Reaktionen der Bewohner von Azoria auf eure Ankunft sind entsprechend groß. Die Freude über frischen Wind auf der Insel ist allgegenwärtig.
Merritt, die Bürgermeisterin, stellt euch nicht nur ein Haus zur Verfügung, sondern überreicht euch auch ein herzliches Willkommenspaket. Damit ist euer unfreiwilliger Umzug nach Azoria vollzogen, und das Abenteuer beginnt. Doch was erwartet euch eigentlich im Alltag auf Fae Farm?
Fae Farm – Der Alltag auf Fae Farm
Der Alltag in Fae Farm gleicht in vielerlei Hinsicht dem anderer Spiele aus dem Genre, und das ist keineswegs negativ gemeint. Hier finden sich vertraute Mechaniken, die in vielen Spielen dieses Genres bereits erfolgreich eingesetzt wurden. Ihr werdet Feldfrüchte anbauen, euch um eure Hoftiere kümmern und durch das Dorf schlendern, um Beziehungen zu den Bewohnern zu knüpfen. Die Möglichkeit, zu angeln, Insekten und andere Kleintiere zu fangen, köstliche Gerichte zuzubereiten oder Ressourcen wie Holz und Stein abzubauen, um neue Möbel, Dekorationselemente oder Werkzeuge herzustellen, sind allesamt vertraute Tätigkeiten.
Allerdings gibt es in Fae Farm eine Herausforderung, die euch in anderen Spielen vielleicht nicht so stark präsentiert wird: Platzmangel. Für die vielen verschiedenen Aktivitäten benötigt ihr jeweils unterschiedliche Tische oder Arbeitsstationen. Das kann schnell dazu führen, dass euer Grundstück überfüllt wirkt. Beispielsweise erfordert das Kochen in Fae Farm gleich drei verschiedene Arbeitsstationen. Obwohl dies dazu beiträgt, dass ihr im Laufe des Spiels eine gut ausgestattete Küche in eurem Haus habt, könnte es vielleicht einfacher sein, diese Funktionen in einer einzigen Station zu bündeln, die ihr dann im Laufe des Spiels aufrüsten könnt.
Die positiven Aspekte von Fae Farm zeigen sich jedoch in den Feinheiten des Spiels. Hier kommen die Werkzeuge ins Spiel, die sich besonders schnell aufwerten lassen. Während es in anderen Spielen oft Monate dauert, bis ihr Zugang zu qualitativ hochwertigen Werkzeugen erhaltet, geht das in Fae Farm wesentlich schneller, da die Kosten dafür erheblich niedriger sind. Dadurch könnt ihr auch frühzeitig hochwertige Materialien sammeln und euren Fortschritt beschleunigen.
Ein weiteres interessantes Element ist das Gießen von Pflanzen mit der Gießkanne, insbesondere durch den Einsatz von Mana. In Fae Farm verfügt ihr neben einer normalen Lebens- und einer Energieleiste auch über einen Manabalken, der sich durch den Einsatz spezieller Werkzeuge entleert. Zum Beispiel könnt ihr mit der Gießkanne entweder ein Feld nach dem anderen bewässern oder die Spezialfähigkeit nutzen, um sofort ein 3×3-Feld großes Areal zu gießen. Der Spezialeffekt wird zwar erst mit einem Upgrade von Werkzeugen freigeschaltet, aber aufgrund der schnellen Aufwertungsmöglichkeiten könnt ihr ihn bereits früh im Spiel verwenden.
Der Manabalken füllt sich nach einer gewissen Zeit von selbst auf, ansonsten könnt ihr Mana-Tränke verwenden oder euch einfach kurz ausruhen. Auch die Energieleiste, die in anderen Spielen oft ein Frustfaktor ist, lädt sich in Fae Farm vergleichsweise schnell wieder auf. Dank der Möglichkeit, früh im Spiel hochwertige Gerichte zu kochen und euch in den Minen mit Muscheln zu ernähren, bleibt ihr über den Tag verteilt selten ohne Energie. Sobald es dunkel wird, tauchen überall kleine grüne Energiekugeln auf, die ihr vor dem Schlafengehen einsammeln könnt, um eure Energie aufzufüllen. Bei Stardew Valley z. B. heißt es sonst viel Essen oder im Bett liegen bis ihr ausgeruht seid.
Wenn wir schon bei Stardew Valley sind, da gibt es auch bekannte Minen – hier könnt ihr euch durch verschiedene Level einer Salzwassermine arbeiten, die voll von Erzen und Edelsteinen ist. Es gibt gleich drei verschiedene Minen, die nach und nach freigeschaltet werden. Hier werdet ihr auf die „Tohuwabohu“ treffen, niedliche Gegner, die das Minenabenteuer herausfordernder gestalten wollen. Ihr könnt sie mit eurem Zauberstab bekämpfen, den ihr relativ zu Beginn des Spiels erhaltet und ebenfalls aufwerten könnt.
Die Schwierigkeit der Gegner steigt mit der Tiefe der Minen, aber sie sind zu keinem Zeitpunkt unüberwindbar. In Fae Farm steht nach wie vor das gemütliche Spielvergnügen im Vordergrund, wie es das Spiel auch bewirbt. Dennoch lohnt es sich, die Gegner zu besiegen, da sie gelegentlich spannende Gegenstände hinterlassen. Jeder besiegte Gegner wird in eurem Almanach verzeichnet, der alles aufzeichnet, was ihr finden, kochen, angeln oder bauen könnt. Dieser Almanach bietet eine zusätzliche Motivation für Sammler und Entdecker.
Eine Möglichkeit, schnell zwischen den bereits besuchten Ebenen der Minen zu reisen, wird euch ebenfalls geboten. Es wird jedoch nicht in Zehnerschritten unterschieden, und es gibt keinen Aufzug, der euch nach unten befördert. Stattdessen teleportiert ihr euch nach unten, sobald ihr passende Siegel gebaut und eingesetzt habt. Je tiefer ihr gehen möchtet, desto aufwändiger gestaltet sich die Erstellung der Siegel, aber alle erforderlichen Materialien findet ihr in den entsprechenden Ebenen.
Daher handelt es sich nur um eine kleine Sammelaufgabe, und bald könnt ihr den bequemen Weg per Teleporter nehmen. Auf der Insel selbst findet ihr verschiedene Teleporter, die euch, sobald ihr sie aktiviert habt, enorm viel Zeit ersparen. Zum Beispiel befindet sich einer direkt neben eurem Haus und ein weiterer bei den Salzwasserminen – ein glücklicher Zufall, der das Reisen auf Azoria komfortabler macht.
Euer Zauberstab dient nicht nur zur Bekämpfung von Gegnern, sondern hat auch im Hinblick auf die Probleme von Azoria einen wichtigen Stellenwert. Überall auf der Insel wachsen große Dornen, die stark an die Atmosphäre von Disney Dreamlight Valley erinnern. Um die Welt von diesen Dornen zu befreien und andere Bereiche der Insel zugänglich zu machen, müsst ihr diese Dornen entfernen. Im Verlauf des Spiels wird euer Zauberstab nach und nach aufgewertet, sodass ihr zusätzliche Zaubersprüche nutzen könnt.
Es gibt jedoch auch Gebiete, die aus anderen Gründen nicht sofort betreten werden können. Zum Beispiel beginnt ihr zu frieren, wenn ihr euch in das kalte Schneegebiet begebt. Hier hilft eine Tasse Tee nicht viel, stattdessen müsst ihr auf andere Weise herausfinden, wie ihr solche Gebiete sicher betreten könnt.
Fae Farm bietet eine faszinierende Welt, die es zu erkunden gilt, und viele Möglichkeiten, euren Alltag zu gestalten. Trotz einiger vertrauter Mechaniken überrascht das Spiel mit frischen Ideen und einem angenehmen Gameplay. Die Charaktere mögen zu Beginn etwas eindimensional erscheinen, aber die Geschichte entwickelt sich weiter und hält unerwartete Wendungen bereit. Insgesamt bietet Fae Farm ein charmantes Spielerlebnis, das Fans des Lebenssimulationsspiel-Genres begeistern wird.
Anbei findet ihr auch den Trailer zu Fae Farm. Warum es ausgerechnet für die Nintendo Switch ist? Weil wir uns den Titel auch auf der Switch angesehen haben. Es liest sich zwar hier und da lesen, dass es mal an der Performance hapern könnte, aber bei unserem Test mit der OLED Switch ist uns nichts aufgefallen. Leider hatten wir zu dieser Zeit keine Freunde mit Fae Farm und einem Nintendo Switch Online-Abo parat, um auch das zu testen. Denn wie ihr es eventuell aus Animal Crossing: New Horizons kennt, war das durchaus nicht immer einfach. Rundum können wir dennoch sagen, dass das Erlebnis auf der Nintendo Switch ein überraschend gutes war!