Anfang Oktober ist mit Ghost Recon Breakpoint der Nachfolger zu Wildlands erschienen. Nach teils heftiger Kritik an der Beta sind wir sehr gespannt, ob Ubisoft die Probleme in den Griff bekommen hat. Dieses Mal verschlägt es uns auf die fiktive Insel Auroa. Ob der Ausflug nach Auroa uns begeistern konnte, lest ihr in unserem Test.
Ghost Recon Breakpoint – Reif für die Insel
Nach dem Angriff auf ein Schiff in den Gewässern um Auroa werden die Ghosts ausgesandt, um nach dem Rechten zu sehen. Gleich bei der Ankunft auf dem Eiland werden wir aber von Drohnen der auf Auroa ansässigen Skell Technology vom Himmel geholt. So werden sie vom Jäger zum Gejagten. Schon bald darauf erfahren wir, dass eine Organisation namens Wolves unter der Führung von Ex-Ghost Walker die Insel übernommen hat.
In der Folge entspinnt sich eine Geschichte rund um Kameradschaft, Loyalität und eben Verrat, zumal unser Ghost, Nomad, eine gemeinsame Vergangenheit mit Walker hat. Was jetzt nach einer vor Klischees triefenden Geschichte klingt, ist auch eine solche. Wer also eine packende Story erwartet, wird bei Ghost Recon Breakpoint sicher nicht fündig, zumal wir uns viel zu oft durch langatmige Zwischensequenzen quälen müssen. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Story bei einem Titel wie Ghost Recon Breakpoint nicht im Vordergrund steht. Viel wichtiger ist, dass das grundlegende Gameplay und die offene Welt genug zu bieten haben.
Ghost Recon Breakpoint – Willkommen im Inselparadies
Beim Design der Spielwelt haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. So wartet Auroa mit verschiedenen klimatischen Regionen von Sumpflandschaften bis zu verschneiten Gipfeln auf und sieht dabei einfach klasse aus. So lohnt es sich durchaus, abseits der ganzen Action einfach mal kurz innezuhalten und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Die Spielwelt ist dabei so groß geraten, dass wir auch nach zahlreichen Spielstunden noch nicht alles gesehen haben. Bei aller Größe wirkt die Spielwelt jedoch auch recht steril und austauschbar, lässt also das gewisse Etwas vermissen. Das liegt vor allem daran, dass sich hinter den allermeisten auf den ersten Blick interessanten Orten auf der Karte doch nur dröge Beutekisten verstecken.
Somit verkommt die eigentlich spannende Erkundung der Welt schnell zu einer routinierten Hatz nach Beute. Abgesehen von patrouillierenden Soldaten oder Drohnen bleibt die Spielwelt außerdem relativ leer, wobei selbst in Wohnsiedlungen kaum was los ist. Hier hätte Ubisoft definitiv mehr tun müssen, um die großartige Kulisse wirklich mit Leben zu füllen. Dass Ubisoft das kann, beweisen ja Titel wie Assassin’s Creed: Odyssey. Stattdessen hat man sich bei Ubisoft wohl gedacht, dass ein Social Hub eine gute Idee für einen Titel ist, der so sehr darum bemüht ist, uns ein Einzelkämpfergefühl zu vermitteln. In diesem Social Hub treffen wir schon kurz nach Beginn des Spiels auf andere Spieler, was direkt unser Einsamer-Überlebender-Gefühl ruiniert. Zum Glück müssen wir aber abgesehen von den sowieso nervigen Unterhaltungen mit Missionsgebern nicht allzu viel Zeit an diesem unsäglichen Ort verbringen.
Ghost Recon Breakpoint – Packendes Gameplay…
Was das Gameplay betrifft, macht Breakpoint in seinen besten Moment Riesenspaß. Wenn wir etwa allein oder im Koop mit anderen Spielern eine Basis infiltrieren, kommt echtes Spezialeinheiten-Feeling auf. Die verschiedenen Waffen spielen sich gut und vor allem gefällt uns die Freiheit bei der Herangehensweise. Die Tür eintreten wie Rambo oder still und heimlich im Lager herumschleichen? Breakpoint lässt uns bis auf wenige Ausnahmen stets die Wahl, wie wir vorgehen wollen. Und diese spielerische Freiheit ist mit Abstand die größte Stärke des Spiels. Gerade im Koop macht es Riesenspaß, die große spielerische Freiheit auszureizen und in der Gruppe mit verschiedenen Rollen zu spielen.
Die KI der Gegner kann sich dabei auf den beiden höheren Schwierigkeitsgraden durchaus sehen lassen. Die Gegner sind nicht nur gute Schützen, sondern setzen uns öfter auch gehörig unter Druck und flankieren uns, wenn wir etwa zu lang an einer Position verweilen. Zudem haben wir es eigentlich immer mit einer feindlichen Übermacht zu tun, so dass die Infiltration einer Basis gern mal für Nervenkitzel sorgt. Hin und wieder leistet sich die KI aber auch mal grobe Schnitzer, wenn beispielsweise eine Patrouille einfach an toten Kameraden vorbeifährt oder Feinde nicht auf Beschuss reagieren.
Der Kampf gegen Drohnen, die es etwas zu häufig gibt, läuft dem taktischen Gameplay allerdings zuwider. Denn wo menschliche Gegner prinzipiell durch Kopfschüsse sterben und wir uns so gut heimlich durch eine Basis kämpfen können, fungieren Drohnen dagegen als klassische Kugelschwämme. In Ermangelung weiterer Taktiken gegen Drohnen hilft dann nur stumpfes Draufballern. Das schadet der Atmosphäre und dient scheinbar bloß dazu, das Lootsystem zu rechtfertigen, von dem später noch die Rede sein wird.
Ghost Recon Breakpoint – …mit seichtem Levelsystem
In Breakpoint spielen wir als Sanitäter, Scharfschütze, Panther oder Sturmsoldat. Diese Klassen unterscheiden sich dabei eigentlich nur durch kleinere Details. So können wir als Sanitäter beispielsweise gefallene Teammitglieder schneller wiederbeleben, während der Panther über Boni auf Schleichen und Tarnung verfügt. Daneben gibt es klassenspezifische Spezialfähigkeiten. Da aber jede Klasse jede Waffengattung nutzen kann, spielen sich die Klassen effektiv alle recht ähnlich.
Hinzu kommt ein Levelsystem, in dem wir nach Aufstiegen verschiedene Fähigkeiten und passive Boni freischalten können. Hier gibt es einige sinnvolle Fähigkeiten, es finden sich aber auch einige unplausible Fähigkeiten.
Dass unser Ghost als Elitesoldat beispielsweise erstmal lernen muss, beim Hinabsteigen von Böschungen nicht ständig auf der Nase zu landen, sorgt für einen Bruch im Spielgefühl. Ohnehin bleibt das Levelsystem aber sehr seicht, da wir nach genügend Aufstiegen sowieso alle Fähigkeiten freischalten. Wirklich spezialisieren können wir uns durch das Levelsystem abgesehen von ausrüstbaren Vorteilen wie 20 % größerer Bewegungsgeschwindigkeit daher nicht.
Ghost Recon Breakpoint – …und unnötigem Lootsystem
Ubisoft hat es sich nicht nehmen lassen, ein Lootsystem in Breakpoint zu integrieren. Angesichts dessen, dass wir menschliche Gegner mit Kopfschüssen in der Regel direkt ausschalten können, ist die Jagd nach besserer Ausrüstung allerdings spielerisch größtenteils unnötig. Nur der Kampf gegen Drohnen zwingt uns dazu, unsere Ausrüstung zu verbessern. Abgesehen von coolen Outfits fühlt sich das ganze Lootsystem dadurch sehr unnötig an. Hier hätte Ubisoft gern von seiner Formel abweichen können, zumal auch die Spielwelt massiv darunter leidet, dass sie im Grunde nur vollgepackt mit Beutekisten ist.
Neben der Hauptstory rund um Ex-Ghost Walker steht uns in Breakpoint eine Fülle von Missionen zur Verfügung. So gibt es neben Haupteinsätzen noch Nebeneinsätze und tägliche Fraktionseinsätze sowie mit dem Ghost War einen PvP-Modus. In diesem treten wir in verschiedenen Spielmodi zu viert gegen ein anderes Team an. Im Großen und Ganzen reißen die Entwickler beim Missionsdesign keine Bäume aus. Abgesehen von einigen Ausnahmen ist das Missionsdesign aber in Ordnung, da wir zumeist kleine Stories geboten bekommen, die sich gut ins allgemeine Setting einfügen. Allerdings sind einige Missionen im Solospiel ziemlich schwer zu bewältigen. Da wird dann klar, dass Breakpoint auf den Koop ausgelegt ist, in dem es ja tatsächlich auch am meisten Spaß macht.
Ghost Recon Breakpoint – Unübersichtliche Menüs
Die Menüführung in Breakpoint ist eine mittlere Katastrophe. Das liegt daran, dass einfach viel zu viele Infos auf zu wenige Bildschirme verteilt sind. So dauert es gerade zu Beginn des Spiels einige Zeit, bis man die verschiedenen Menüs verinnerlicht hat und sich einigermaßen sicher orientieren kann. Auch die Verwaltung von Ausrüstungsgegenständen ist übermäßig zeitaufwendig, da wir Ausrüstungsstücke manuell zerlegen müssen. Die Möglichkeit, Gegenstände als Schrott zu markieren und dann gesammelt zu zerlegen, würde hier bereits Wunder wirken. Ebenso ist das Missionsfenster dermaßen überfrachtet, dass wir erstmal eine Weile brauchten, um zu verstehen, wo hier oben und unten ist.
Mitspieler für den Koop sind in der Regel recht schnell gefunden. Wir hätten uns aber ausführlichere Matchmaking-Optionen gewünscht. So ist es zum Beispiel nicht möglich, gezielt nach Spielern mit derselben Sprache zu suchen. Dadurch kommen wir regelmäßig mit Spielern zusammen, mit denen wir uns kaum verständigen können. Ein taktisches Vorgehen wird durch diesen Designschnitzer oft unnötig erschwert. Das sorgt dann für gehörigen Frust, da wir doch eigentlich nur das packende Gameplay genießen wollen. Wir hoffen wirklich, dass Ubisoft hier bald Abhilfe schafft.
Ghost Recon Breakpoint – Oder: Ghost Recon Bugpoint
Apropos Abhilfe schaffen: Das Ausmaß an technischen Problemen ist selbst für den Release eines solch großen Spiels für uns entschieden zu groß. Neben zahlreichen Glitches, die ja immerhin noch für ein Schmunzeln sorgen können, gibt es eine Reihe schwerwiegender Bugs, die uns das Spielen richtig madig machen. So war beispielsweise vom einen auf den anderen Moment unsere Thermalsicht verschwunden und ist auch bis jetzt nicht wiederaufgetaucht. Ein anderes Mal konnten wir eine Mission nicht abschließen, weil wir nicht mit einer Zielperson sprechen konnten oder das Inventarrad ließ sich nicht mehr mit Gegenständen bestücken.
Bereits die Beta hatte massiv mit technischen Problemen zu kämpfen. Dort war das aber auch zu erwarten und daher verschmerzbar. Wenn aber eine Releaseversion derart viele Bugs enthält, grenzt das schon fast an eine Frechheit. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, dass Ubisoft hier in den nächsten Wochen und Monaten gewaltig nachbessert, damit die Stärken von Breakpoint nicht von seinen technischen Problemen überschattet werden.