Im Test beweist WRC 9, dass es eine gekonnte Evolution der bekannten Spielmechaniken ist. Das Rad erfinden die Entwickler von KT Racing sicherlich nicht neu und auch sonst hält man sich bedeckt mit Neuheiten. Das ist aber wenig tragisch und sorgt für ein rundum gelungenes Projekt. Was gut und was weniger gelungen ist, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
WRC 9 bietet ein umfassendes Lizenzpaket an. Insgesamt 50 offizielle Teams aus der WRC, WRC 2 und 3 sowie Junior WRC stehen euch zur Verfügung. Neben den passenden Karren könnt ihr euch auch auf die dazu passenden Fahrer und Co-Piloten freuen, die stets korrekte Aussagen über den Streckenverlauf machen. Im Gegensatz zur Realität, die aufgrund von Corona diverse Verwerfungen bei der Tour-Planung aufweist, klappert ihr in WRC 9 die 13 Locations der Reihe nach ab. Das bedeutet auch, dass die neuen Örtlichkeiten in Japan, Neuseeland und Kenia mit von der Partie sind.
WRC 9 – Vertrautheit macht sich breit
Die Karriere von WRC 9 bleibt in weiten Teilen unverändert. Ihr startet in der Frischling-Reihe und arbeitet euch sukzessive bis zu den besten Teams der Welt in der WRC hoch. Neben dem fahrerischen Können verlangt das Spiel auch, dass ihr euch um das eigene Personal, die Finanzen und mehr kümmert. Das Unterfangen ist durchaus komplex – gerade für Neulinge. Kenner hingegen flitzen durch die verschiedenen Menüpunkte, investieren gekonnt in die Entwicklung neuer Bauteile, verbessern ihre Karren und zahlen brav ihre Rechnungen. Mit dabei sind einige neue Herausforderungen, die das ohnehin schon große Aufgabenspektrum erweitern.
Wenn euch der Management-Kram zu fummelig, aufwendig und nervig ist, gibt es die Option, sich im Saison-Modus auszutoben. Dieser beschränkt sich auf die Rennen selbst und lässt die Manager einfach Manager sein. Dieser Modus ist jedoch merklich abgespeckter und enthält nicht im Ansatz die Komplexität der echten Karriere. So fehlen neben den Management-Aspekten unter anderem eigene Meisterschaften oder Kalender-Funktionen.
In Punkto Fahrphysik gibt es keine deutlich erkennbaren Fortschritte. Das ist aber keine Kritik, sondern vielmehr ein Qualitätsmerkmal. WRC 9 ist ein simulationsartiger Titel, der schon in seiner achten Version sehr gut funktionierte. Die Boliden neigen weiterhin dazu auf den unbeständigen Unterböden stark auszuschlagen, dass ihr kräftig gegenlenken dürft. Wie auch schon beim Vorgänger empfehle ich den Einsatz eines Force Feedback Lenkrads, denn ein Controller kann nur so viel schaffen. Das liegt auch an der übersensiblen Steuerung via Drücker. Unterschiedliche Hilfen wie ABS oder die bewährte Traktionskontrolle helfen Neulingen über die Runden. Ein echtes Tutorial fehlt leider trotzdem. Das Einführungsrennen gestaltet sich überdies als nicht sonderlich hilfreich für Einsteiger.
Solider Mehrspieler-Modus und eine ebensolche Technikcheck
Der Mehrspieler-Modus von WRC 9 orientiert sich ebenfalls an seinem Vorgänger. In sowohl öffentlichen wie auch privaten Lobbies könnt ihr mit bis zu sieben weiteren Spielern zocken. Auf der Piste selbst seht ihr allerdings nur deren Geister. Das ist weniger tragisch, denn die Strecken selbst sind viel zu eng, um dort richtige Überholmanöver durchzuführen. Zudem könnt ihr asynchrone Wettbewerbe ins Leben rufen, partizipiert in täglichen/wöchentlichen Herausforderungen oder spielt richtige Duelle auf sogenannten Super Special Stages, wo zwei Spieler örtlich versetzt um den Sieg fahren.
Darüber hinaus könnt ihr Clubs mit unendlich vielen Spielern eröffnen. Diese erlauben es euch nunmehr, Konditionen frei zu bestimmen, ein Eventkalender zu erstellen und vieles mehr. Insgesamt dürft ihr Events mit bis zu acht Etappen ausrufen. Wetter, Tageszeit, Wagenklassen und so weiter und so fort gehören zum Repertoire an Regelwerken, die euch zur Verfügung stehen. Etwas schade ist, dass die Entwickler auch für Teil 9 die Bestenlisten nicht einer Generalüberholung durchzogen haben. Filterfunktionen? Gibt es immer noch nicht im vernünftigen Ausmaß.
Die getestete PS4-Version sieht grafisch ganz nett aus, doch das Alter der Engine ist an jeder Ecke und Kante zu spüren. Insbesondere die 30 FPS fallen doch negativ auf, da diese nicht konstant sind, wenngleich die Einbrüche ausgesprochen selten waren. Schwerer wiegen jedoch Pop-Ins, Texturnachladen und Kantenflimmern. Übrigens: Die PC-Fassung leidet nicht unter diesen Problemen und läuft problemlos mit 60 oder mehr FPS. Erst das Upgrade auf die PS5 dürfte auch Konsolenzockern jene Verbesserungen bringen.
Fazit:
Keine großen Fortschritte, dafür aber umso mehr Detailveränderungen. WRC 9 fängt da an, wo der Vorgänger aufhört. Für Kenner der Reihe bedeutet das natürlich auch, dass es sich vielmehr um ein Lizenzupdate als um ein vollwertig neues Spiel handelt. Neulinge bekommen die bisher beste Version der Serie zu spielen, wenngleich Einsteiger-Tutorials fehlen. Um die Veteranen aber nicht ganz abzuschrecken, gibt es neue Herausforderungen, die es mitunter in sich haben. Am Ende bleibt also ein gutes Rennspiel mit Simulations-Charakter, ohne aber zu krass in diese Sparte abzudriften. Freut euch also auf ein starkes Fahrgefühl, einen großen Pool an Fahrzeugen, unterschiedlichen Pisten und sehr guter Lenkrad-Kompatibilität.