Fire Emblem Three Houses war das innovativste Fire Emblem der letzten Jahre. Zum ersten Mal öffnete sich die Serie in jeder Hinsicht und bescherte uns einen Titel mit großer Freiheit, einer Vielzahl von Nebenaktivitäten und einer düsteren und verworrenen Geschichte. Auch der Ableger, Fire Emblem Three Hopes, war ein interessanter Ansatz. Deshalb ging ich mit hohen Erwartungen an Fire Emblem Engage heran und mit der Absicht, ein herausforderndes Abenteuer zu erleben, das meine besten Strategien auf die Probe stellen würde.
Fire Emblem Engage – Ein Spiel für alle
In Fire Emblem Engage war schnell klar, dass der Titel nicht so schwierig wie seine Vorgänger ist. Daran ist nichts auszusetzen: Ich bin sicher, dass Intelligent System mit diesem Engage ein breiteres Publikum ansprechen wollte, und deshalb haben sie eine Menge Fanservice eingesetzt, um ihr Ziel zu erreichen. Das muss nicht unbedingt etwas Schlimmes sein.
Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden: Fire Emblem Engage ist in erster Linie ein Fire Emblem. Einerseits das Gameplay: Die Formel wurde ohne größere Änderungen beibehalten, aber die Gelegenheit wurde genutzt, um wichtige neue Funktionen einzuführen. Das Ergebnis ist ein frischer, süchtig machender und aufregender Kampf. Das Waffendreieck ist nach wie vor vorhanden, aber jetzt gibt es noch einen Durchbruchsfaktor. Wenn ihr eine gegnerische Einheit mit einer Waffe angreift, die ihr überlegen ist, ist ihre Deckung gebrochen und sie können keinen Gegenangriff mehr starten. Das ist definitiv ein interessanter neuer Faktor.
Das ist es, was jedes Videospiel einer neuen Reihe tun sollte: sein Spielsystem verbessern und polieren, Stück für Stück, und dabei das intakt lassen, was funktioniert, und das anfassen, was nicht gefallen hat. Solch eine Änderung beinhaltet in diesem Fall die Emblem Ringe. Diese finden zwar wirklich cool aus Sicht der Nostalgie und der Grafik, weil ihr alte Charaktere wiederseht und echt coole Fähigkeiten bekommt. Dennoch machen diese das Spiel durchaus deutlich einfacher, als wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind.
Abgesehen davon sind die Karten sehr gut gelungen: Nur wenige von ihnen schienen mir unterdurchschnittlich zu sein. Karten mit unterschiedlichen Höhen, zahlreichen Ecken und Winkeln und mit spektakulären Designs, die uns in Festungen, Dörfer und üppige Wälder führen. Die Grafik verdient eine besondere Erwähnung: Sie ist so ausgefeilt, wie man es von einem Fire Emblem erwarten kann, das die Nintendo Switch-Ära abschließt. In den Kämpfen sind die Karten dank eines visuellen Stils, der auf halbem Weg zwischen Aquarell und 3D liegt, wunderschön. Und in den restlichen 3D-Sequenzen und Umgebungen gibt es keine Laggs wie in Fire Emblem Three Houses der Fall war.
Fire Emblem Engage – Auf eine Neues
Eine besondere Erwähnung verdient die Charakterauswahl, die in Fire Emblem Engage aus früheren Versionen zurückkehrt. Ich werde keine Namen nennen, auch wenn ihr schon einige gesehen habt. Ihr solltet nur wissen, dass ihr als Fan der Serie mehr als einmal ein Lächeln im Gesicht haben werdet.
Schließlich ist Fire Emblem Engage ein klassischer, aber auch ein moderner Titel. Wir bewegen uns zwischen den Kämpfen auf einer Weltkarte, die der von Fire Emblem: Awakening sehr ähnlich ist, mit einer Auswahl an primären und sekundären Begegnungen. Unsere Operationsbasis, Somniel, ähnelt jedoch stark dem von Three Houses, wenn auch mit viel mehr Aktivitäten und Aufgaben. In diesem Bereich des Spiels könnt ihr mehrere Stunden damit verbringen, euch zu entspannen, eure Ausrüstung zu verbessern und eure verbündeten Einheiten besser kennenzulernen. Aber wie ich schon sagte, das ist Fire Emblem durch und durch.
Das große Problem von Fire Emblem Engage ist weder die Grafik, noch die Geschichte, noch das Gameplay. Was mich im Laufe der Stunden überrascht hat, und was ich angesichts des Fortschritts nicht übersehen konnte, war die Schwierigkeitskurve. Für mich muss ein Fire Emblem eine Herausforderung sein. Und herausfordernd ist für mich nicht gleich schwierig: Ich möchte zum Nachdenken angeregt werden, gezwungen sein, in jedem Kampf eine Strategie zu planen, vor allem, wenn ich mich dem Ende nähere. Und überraschenderweise habe ich in Engage dieses Gefühl nicht.
Das ist umso auffälliger, da das Waffendreieck beibehalten wird, das klassische Muster verwendet wird und es auf den größeren Karten immer noch eine große Anzahl von gegnerischen Einheiten gibt. Mit anderen Worten, im Kern ist es ein Fire Emblem wie jedes andere.
Aber von außen betrachtet hat man das Gefühl, dass Intelligent System ein älteres Publikum ansprechen wollte, das nicht gerne hart arbeitet, um zu verhindern, dass eine verbündete Einheit ihr Leben verliert. Ein Beispiel dafür sind die Emblem Ringe, die unsere Charaktere ausrüsten und es ihnen ermöglichen, sich mit Helden aus früheren Spielen zu synchronisieren. Boni und passive Fähigkeiten sowie andere Techniken, die uns für drei Runden praktisch unbesiegbar machen. Einerseits cool und andererseits viel zu einfach.
Fire Emblem Engage – Schwierige Balance
Es ist wirklich schade, dass Fire Emblem Engage nicht das Gleichgewicht zwischen der Community und der Herausforderung für neue Spieler gefunden hat. Auch der Mehrspielermodus braucht eine Wendung: Vielleicht ist es ein wenig zu spät für die klassischen Spielstile: Während die Staffel-Herausforderung manchmal süchtig macht, ist die Allochthon-Herausforderung eher fade, wenn die Strategie des anderen Offline-Spielers nicht in einen heftigen Kampf umgesetzt wird.
Wie gesagt, Fire Emblem Engage ist ein sehr gutes Fire Emblem, denn im Grunde ist es ein Fire Emblem wie alle bisherigen Spiele der Serie. Die Geschichte hat mich überzeugt, obwohl sie leichter ist als die in Three Houses, die Grafik hat mich verblüfft und das Gameplay ist solide wie ein Fels. Nur ein Diamant wie die Emblems hat es geschafft, dem erfahrenen Spieler, der Herausforderungen sucht, weh zu tun. Denn letztlich sind die Embleme eine sehr gut durchdachte Idee, die aber nur halbherzig umgesetzt wurde.
Würde eine Balance für Hardcore-Fans und Neulinge bzw. Gelegenheitsspieler gefunden werden sowie ein wirklich guter Multiplayer-Modus umgesetzt werden, wäre dieser Titel vermutlich das ultimative Fire Emblem sein. Insgesamt sehen wir hier jedoch einen Schritt in die richtige Richtung.
Fire Emblem Engage – Erweiterungspass
Wie es auch in diesem Fire Emblem nicht fehlen darf, gibt es hier auch einen Erweiterungspass. Dieser kostet euch insgesamt 29,99 € und ist in vier Wellen eingeteilt. Die ersten drei Wellen gibt es aktuell schon und diese bringen euch zahlreiche Embleme aus der Vergangenheit und andere nette Boni. Diese sind zwar noch nicht ganz das Geld wert, unserer Meinung nach, doch gibt es hierfür die vierte und letzte Welle.
In dieser wird ein neues Handlungsszenario namens „Dämonenwelt“ freigeschaltet, welches neue Charaktere, neue Orte und Karten freischaltet. Das klingt alleine vom Namen her ziemlich vielversprechend und wir sind sehr darauf gespannt. Mehr dazu erfahrt ihr hier, sobald der letzte Teil veröffentlicht wurde.