Im Test beweist Lost Judgment, dass es ein konsequent gelungener Nachfolger eines ohnehin schon erstklassigen ersten Teils ist. Entwickler Ryu Ga Gotoku Studios setzt dabei auf den bekannten Brawler-Style und fokussiert sich für den zweiten Teil des Spin-Offs auf die Detektiv-Elemente. Wie sich der Thriller spielt und was wir uns für einen dritten Ableger wünschen, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Lost Judgment versetzt euch einmal mehr in die virtuelle Haut von Takayuki Yagami, dem bereits bekannten Detektiv aus dem Vorgänger, der eine eigene Detektiv-Agentur leitet. Das Spiel startet mit einem mysteriös anmutenden Fall: Ein Mann soll eine Frau in der U-Bahn sexuell belästigt haben, doch zeitlich, so offenbart er, scheint auch ein Mord mit ihm in Verbindung zu stehen. Wie kann es also sein, dass der Mann an beiden Orten gleichzeitig war? Die Beantwortung der Frage greift sehr tief und ist in diesem Artikel nicht abbildbar. Die Storyline ist ungemein spannend und behandelt mitunter gesellschaftlich unangenehme Thematiken.
Mobbing, Mord, sexuelle Belästigung und Suizid spielen wichtige Rollen bei den Leitmotiven des Spiels. Hierbei handelt es sich nicht nur um rein japanische Themen, die im Land der aufgehenden Sonne zwar seither heiß diskutiert werden, sondern weltweit gesellschaftliche Probleme darstellen. Doch typisch für die Yakuza (Spinoffs) hat Lost Judgment auch seine lockeren Seiten, die sich in den vielen Minispielen offenbaren. Übrigens: Im Spiel seid ihr nicht nur in Kamurocho, sondern auch in Yokohama, genauer gesagt Ijincho, unterwegs. Letzteres kennt ihr aus Yakuza: Like A Dragon.
Lost Judgment – Schafft den Absprung von der Yakuza-Reihe
Während sich der Vorgänger noch vielmehr wie ein Yakuza-Titel spielte, schafft Lost Judgment nun gänzlich den Absprung seiner Wurzeln. Zwar bleiben die Grundelemente dieselben, die Entwickler haben aber den Fokus des Spiels deutlich prägnanter auf die Detektiv-Arbeit gelenkt, was dem Ganzen sehr zugutekommt. Ihr werdet diesmal wesentlich mehr Zeit damit verbringen, Personen zu beobachten, Hinweise zu sammeln und mit Zeugen zu sprechen. Ein Comeback feiern dabei die Verfolgungen (sowohl schleichend als auch rennend), die Detektiv-Lupe und alle anderen Features des ersten Ablegers.
Neu ist nun, dass Takayuki jetzt auch klettern kann und die Parcours-Features sinnvoll erweitert wurden. Das ermöglicht euch an vorbestimmten Stellen im Spiel etwas mehr Bewegungsoptionen und fügt sich gut in den Alltag eines virtuellen Privatdetektivs ein. Zudem gibt es ein paar neue Gadgets. Mit einem Skateboard seid ihr auf der Straße flotter unterwegs, ein Spürhund hilft bei der Hinweissuche und ein Abhörgerät hilft, Gespräche aus sicherer Entfernung mitzuhören.
Der Spielfluss ist damit auch etwas langsamer, die Story aber hat weniger Durchhänger im Vergleich zum Vorgänger.
Natürlich gibt es auch wieder allerhand Auseinandersetzungen im Spiel, die in Echtzeit ausgeführt werden und den typischen Brawler-Stil der „alten“ Yakuza-Spiele verfolgen. Euch stehen verschiedene Kampfstile zur Verfügung, die ihr nach Lust und Laune wechseln könnt. Neu dabei ist ein Konter-Stil, der sich ungemein frisch spielt und gutes Timing erfordert, um die Gegner – selbst die schweren Brummer – kurzerhand auszuschalten. Wenn euch also das Kampfsystem aus Yakuza: Like a Dragon nicht gefallen hat: Lost Judgment bietet die purste Form von Brawler-Action.
Lost Judgment – Allerhand zu tun, aber immer noch ohne Karaoke
Ganz typisch für die Yakuza-Reihe und deren Spin-Offs sind natürlich die Nebenaktivitäten. Auch Lost Judgment hat eine ganze Reihe davon. Zwar vermissen wir schmerzlichst das Karaoke-Feature, dafür aber gibt es nun eine Tanzschule mit coolen Songs und netten Moves. Hierbei handelt es sich um ein Rhythmus-Minispiel, bei dem ihr jungen Frauen dabei helft, in den Pophimmel zu kommen. Zudem gebt ihr als Berater Tipps für diverse Wettbewerbe. Das Minispiel ist spaßig gemacht und nimmt sich – wie üblich für die Reihe – nicht selbst ganz so ernst.
Daneben gibt es die Klassiker der alten SEGA Spiele, allerhand Greifautomaten und mehr. Im Rahmen der sogenannten „School Stories“ dürft ihr Motorradrennen fahren, seht bei Robo-Kämpfen zu, Skateboarded und mehr. Dazu gesellen sich noch das allseits beliebte Casino, Mahjong, Golf, Baseball und vieles mehr. An Zeitvertreib mangelt es Lost Judgment freilich nicht. Wer alles haben will, sprich von der Story über die Nebenmissionen bis hin zu Unlockables, der braucht locker 60-70 Spielstunden. Wollt ihr nur die Storyline beenden, solltet ihr mit rund 20 Stunden rechnen.
Technisch weiß Lost Judgment zu überzeugen. Auf der PS5 stehen euch (Xbox Series X ebenso) zwei Modi zur Auswahl. Im Resolution-Modus löst das Spiel mit 4K nativ auf, senkt aber die FPS auf 30. Wer lieber in 60 FPS zocken will, kann dies wählen und erhält im Gegenzug eine native Auflösung von 1440p. Beides sieht toll aus, sodass es auf eure persönliche Präferenz ankommt, was euch lieber ist. Die japanischen Sprecher leisten einen exzellenten Job und sind den englischen Pendants etwas überlegen, wobei diese aber auch einen starken Job machen. Deutsche Untertitel sind vorhanden.