Eine Vielzahl von Problemen verhindert, dass Tennis World Tour 2 ein waschechter Wimbledon Sieger im Stile von Top Spin sein kann. Dabei versucht das Spiel noch mehr Dinge als sein Vorgänger, schafft es am Ende aber nicht einmal den ohnehin schon schwachen Tennis-Titel AO Tennis zu übertrumpfen. Woran es liegt, dass Tennisenthusiasten nicht ansatzweise so viel Spaß haben wie FIFA-Zocker jährlich mit ihren immer gleichen Spielen, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Es hätten schon wenige Verbesserungen an der Steuerung gereicht, um zumindest das Gameplay einigermaßen angenehm zu gestalten. Auch die Präsentation des Spiels wirkt stark nach einem Last-Gen-Spiel als nach Current-Gen. Und die wenigen Momente, in denen wirklich sowas wie Spaß aufkommen, verfliegen allzu schnell durch irgendeine Nichtigkeit, die nicht hätte sein müssen. Gehen wir all die Probleme der Reihe nach an.
Tennis World Tour 2 – Doppelfehler
Der Story-Modus des Spiels beginnt bereits mit einer Enttäuschung. Der Charakter-Editor ist so schlicht, dass man ihn sich auch gleichzeitig wieder hätte sparen können. Die Auswahlmöglichkeiten sind arg begrenzt und die Freiheiten somit ebenso. Kreative Naturen kommen nicht auf ihre Kosten. Auch spielerisch hebt sich die Karriere zu keinem Zeitpunkt vom Exhibition Mode ab. Im Laufe der Karriere scheucht euch das Spiel durch verschiedene Menüpunkte. Es gilt die Attribute des Athleten zu leveln sowie Skill Cards zu erlangen, die wiederum das Spielerlebnis verbessern sollen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Das Spielgefühl bleibt zum Großteil identisch.
Darüber hinaus verbringt ihr eine nicht unbedeutend geringe Zeit der Karriere in Menüs. Ihr trefft den Trainer, trainiert euren Charakter, ruht euch aus oder durchlauft verschiedene Übungen. Wenn ihr denkt, dass es hier irgendwelche netten Minispiele gibt, so muss ich euch enttäuschen. Nach ein paar Buttondrücken ist all das erledigt, die XP wandern auf euer Konto und das wars. Spannend und motivierend ist anders.
Der Exhibition Modus ist das eigentliche Quick-Match, in dem ihr vermutlich die meiste Zeit verbringt. Ihr geht es nämlich direkt und ganz schlicht zur Sache. Dabei offenbaren sich allerdings auch die oben angesprochenen Schwierigkeiten mit der Steuerung. Tennis World Tour 2 verlangt nämlich, dass ihr denselben Analogstick fürs Laufen benutzt wie auch zum Zielen für den eigentlichen Ballkontakt. In der Praxis bedeutet dies: Ihr lauft beispielsweise nach links und sobald ihr in der Nähe des Balls seid, müsst ihr denselben Stick sofort nach oben pressen.
Anscheinend war dies auch den Entwicklern bewusst, sodass es eine ganze Menge an Spielhilfen gibt, um nicht jede Partie zu einem reinen Desaster verkommen zu lassen. Warum nicht einfach der andere Stick verwendbar ist? Oder man Buttons eigenständig belegen kann? Frage über Fragen.
Tennis World Tour 2 – Technisch altbacken
Ein viel kurioseres Problem ist der Spielball selbst. Dieser ist – wenig überraschend – weiß und die Spielfelder sind dermaßen stark beleuchtet, sodass ihr das Ding gerne mal aus dem Blick verliert. Der Ball verschmilzt quasi mit seinem Hintergrund. Grundsätzlich sieht Tennis World Tour 2 nicht schlecht aus, aber eben auch nicht besonders gut. Als Last-Gen-Titel wäre ich beeindruck gewesen. Die Replays und Highlights sind nett gemacht, doch das gesamte Drumherum, die Siegesfeiern und Jubel-Animationen lassen zu Wünschen übrig. Die Akustik geht hingegen in Ordnung.
Fazit:
Tennis World Tour 2 versucht den Look und das Feeling anderer Sportspiele zu kopieren, kann aber leider in keiner der Disziplinen punkten. Der Charakter-Editor ist nutzlos, da er viel zu wenig Möglichkeiten bietet. Die Karriere ist so schwach wie in Sportspielen vor 10 Jahren. Und die Steuerung ist nicht änderbar, sodass ihr euch ständig damit herumschlagen müsst. Am Ende sind es die wenigen Spielmomente, in denen wirklich Tennisflair aufkommt, die das Spiel vor der Totalkatastrophe retten. Denn genau dann macht Tennis World Tour 2 wirklich Spaß.